Kapitel 7

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Nach fünf Tagen im Krankenhaus wurde ich dann entlassen. Louis war nicht noch einmal vorbeigekommen, was ich schon schade fand. Ich hatte noch nicht die Chance gehabt, mich bei ihm zu bedanken, auch wenn meine Mutter das wahrscheinlich schon zehntausendmal getan hatte.

Meine Mutter stand in der Küche als ich verschlafen die Treppe herunterkam. Der Regen prasselte gegen das Fenster und der Raum wurde von der Heizung an der Wand erwärmt. Irgendwas war im Ofen und es roch sehr lecker.

„Was gibt es zu essen?", fragte ich sie.

Sie sah mich schockiert an. „Du hast ja gar nichts hübsches an, Mädchen!" Sie war erschrocken und scannte mich mit ihren Augen ab.

Auch ich blickte nun an mir herunter. Ich trug eine viel zu großen Pullover und dazu eine rot-blau karierte Schlafanzughose. Das ich nicht wie Cinderella bei ihrer Hochzeit aussah, war wohl klar.

„Wieso sollte ich auch etwas Richtiges anhaben? Ich habe den ganzen Tag geschlafen", klärte ich sie auf, obwohl sie das wissen müsste.

„Man, ich habe doch Louis zum Essen eingeladen. Das habe ich dir vorhin zwischendurch erzählt, als du wach warst. Geh hoch und zieh dir was vernünftiges an", lachte sie mich aus und ging in den Ofen gucken, ob ihr Essen auch ja nicht anbrannte.

Na toll. Da musste sie meinen Retter ausgerechnet am Tag meiner Entlassung zum Essen einladen. Das sie mir gesagt hatte, dass er kommen würde, war wohl in mir untergegangen oder ich hatte es mit Absicht verdrängt. Was auch immer, ich musste mich jetzt schleunigst fertig machen. Ich huschte also die Treppe hinauf in mein Zimmer und riss die Schubladen meines Kleiderschrankes auf. Daraus riss ich einen süßen gepunkteten Pullover und eine helle enge high waist Jeans. Das beides zog ich an und ging ins Bad. Dort kämmte ich meine Haare, so dass sie glatt über meine Schultern fielen. Makeup trug ich natürlich auch auf. Dann tapste ich auch wieder die Treppe hinunter.

„Wieso hast du ihn überhaupt eingeladen?", rief ich meiner Mutter vom Flur aus zu. Langsam merkte ich, wie ich aufgeregt wurde und mein Herz zu pochen begann.

„Er hat dich ins Krankenhaus gefahren. Er hat dein Leben gerettet", erklärte meine Mutter mir. Was sollte man auch anderes erwarten? Er hätte mich wohl kaum einfach auf der Straße liegen gelassen und wenn, dann hätte sich der Typ, der mich angefahren hatte, um mich gekümmert.

Ich ging ins Wohnzimmer, wo unser Esstisch schon gedeckt war. Meine Mutter hatte das gute Geschirr herausgeholt, obwohl ich wettete, dass Louis Familie noch besseres hatte als dieses. Unseres war einfach nur schlichtes Silberbesteck und weiße Teller mit goldenen Verzierungen. Das alles stand auf einer von Mamas guten Tischdecken.

Plötzlich ertönte das laute Klingelgeräusch im Flur und ich zuckte ein wenig zusammen.

„Gehst du mal bitte", rief meine Mutter aus der Küche und ich konnte das piepen vom Ofen hören, den sie ausmachte.

Langsam schritt ich zur Tür und versuchte irgendwie so viel Zeit wie möglich hinauszuzögern. Durch das verschwommene Glas der Haustür konnte mich Louis bestimmt schon erkennen, denn ich konnte ihn sehen. Er hatte die Hände lässig in die Hosentasche gesteckt und wartete geduldig, dass ihm jemand öffnete. Dann drückte ich auch schon die Türklinge herunter und der Wind schwang die Tür auf. Es regnete immer noch und ich konnte meinen Blick von Louis nicht abwenden. Seine blonden Haare waren total nass und klebten an seiner Stirn, genauso wie sein nasses Shirt an seinem Körper klebte, wo sich seine Muskeln abzeichneten. Er sah atemberaubend und wunderschön aus. Nun blickte ich wieder in seine Augen. Sie waren so wunderschön blau und ich sah nicht von irgendwelchen Höllenfeuern, was mich direkt beruhigte.

„Hey", begrüßte er mich und lächelte. Er riss mich komplett aus meiner Starre und ich lief ein wenig rot an. „Lässt du mich dann auch noch mal rein? Es ist bisschen nass und kalt hier draußen", schmunzelte er.

Der Himmel in seinen AugenWhere stories live. Discover now