Kapitel 14

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Im Bus hatte ich wieder auf stinkende Ella und ihre Freundin Butter Nancy getroffen und musste daran denken, wie Noah und ich uns gestern noch über die Beiden lustig gemacht hatten. Ich hatte Angst, wie der Tag ablaufen würde. Ich hatte niemanden zum Reden in der Schule. Liv hatte mich aus irgendeinem Grund verstoßen und Noah hasste mich, was ich ihm wohl nicht übelnehmen konnte.

Als ich mich auf meinen Platz im Klassenraum setzte, sagte Noah kein Wort, nicht einmal eine Begrüßung. Auch Frau Schmitz langweiligen Englischunterricht ließ er über sich ergehen, ohne mit mir zu reden.

Auf der Toilette in der Pause begegnete ich dann zwei Mädchen aus Livs Klasse, von denen ich wusste, dass sie totale Tratschtanten waren. Stacy hatte ein schwarzes enges Shirt and währen Kim hingegen einen weiteren Pullover trug, da sie es in keiner Weise versuchte, Stacy in ihrem Outfit zu übertreffen, obwohl sie Stacy meiner Meinung nach in allem übertreffen konnte, wenn sie nur wollte. Aber so war das wohl, mit den Hinterherläufern. Sie taten bloß nichts, was ihrer Königin schaden konnte.

„Na Annabell, bist du ganz allein?", lächelte Stacy mich an. Irgendwie schien es mir, als wollte sie mir damit drohen.

„Das passiert wohl, wenn man sich an dem Bruder des Freunds vergreift", fügte Kim hinzu und lächelte genauso hässlich wie Stacy.

Ich hatte das dringende Bedürfnis, mich zu rechtfertigen, auch wenn die Beiden das null verdient hatten. „Er ist nicht sein Bruder, sondern sein Cousin und allgemein geht euch das ja mal gar nichts an. Ihr glaubt doch sowieso nur das, was sich für euch am besten anhört."

„Ja, zum Beispiel das du mit Louis in einem Wandschrank geschlafen hast, auf dieser einen Party von Lesley."

Ich hatte keine Ahnung wer Lesley war, aber ich erinnerte mich ganz gut an die Party, von der sie redeten.

„Merkt ihr nicht, wie egal es mir ist, was ihr denkt und was nicht? Es sind einfach nur Gerüchte, die sich da in euren dummen Spatzenhirnen einnisten. Ich weiß nämlich ganz genau, was ich getan habe und was nicht."

„Ja, an seinem Schwanz gelutscht", lachte Stacy und langsam wurde ich wütend.

„Darf ich jetzt bitte mal?", fragte ich trotzdem noch höflich und deutet auf die Toiletten, die sie versperrten.

„Na klar. Kommt Louis denn gleich auch noch hinterher?", lachte Stacy weiter. Sie merkte anscheinend nicht, wie unlustig sie war.

„Nein, der kommt bestimmt nur, wenn er gerade was braucht", lächelte Kim.

Wenn die nur wüssten.

„Ich will gar nicht wissen, was ihr schon mit euren ganzen Typen gemacht habt und wo eure Nacktbilder noch überall herumschwirren."

Auch wenn ich es nicht sehen konnte, weil ich schon in der Toilettenkabine war, spürte ich förmlich wie beide rot anliefen. Als nächstes hörte ich auch schon kleine Schritte in Richtung Tür und als diese dann einmal auf und wieder zu ging, atmete ich erleichtert aus.

„Du hast dich aber schick gemacht", stammelte meine Mutter begeistert. Ihr Blick schweifte immer wieder über mein rosa Kleidchen, über dass ich eine blaue Jeansjacke trug. Um meinem Hals trug ich meine Taufkette und an meinem Arm ein kleines Armband mit Sternchen.

„Ein hübsches Mädchen für einen hübschen Jungen", schmunzelte ich.

Allem Anschein nach konnte meine Mutter das leuchten in meinen Augen sehen, dass ich hatte, wenn ich über Louis redete. Ich selbst konnte es natürlich nicht sehen, aber irgendwie konnte ich es fühlen. Allerdings verflog mein Leuchten jedes Mal wieder, wenn mir der heutige Morgen in den Sinn kam und ich an die Gerüchte denken musste, die über ihn und mich verbreitet wurden. Wenn meine Mutter das herausfinden würde, würde sie ihn sicher nicht mehr so toll finden, wie jetzt.

Der Himmel in seinen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt