Kapitel 16

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Lange saß ich, man könnte fast schon sauer sagen, dort. Louis erklärte mir gar nichts, nur das meine Mutter sich keine Sorgen machen würde, weil er so ein Engelsdings angewandt hatte. Etwas positives hatte das alles ja. Ich würde Katy nicht begegnen müssen. Trotzdem fand ich es nicht fair, dass er mich an einen Ort geschleppt hatte, um mich zu beschützen, ich nicht einmal wusste wo ich war und er mich auch noch hier festhielt.

„Du stehst nicht auf", hatte er einige Male gemurrt.

Dann hatte ich ihn wieder tausende Male angefleht mir zu sagen, was denn nun los sei, aber ich bekam keine einzige Antwort.

„Du hast es versprochen", maulte ich jetzt, wie ein kleines Kind.

„Das hier ist nicht einfach mal eben so etwas erzählen, Annabell. Dein Leben steht auf dem Spiel." Louis sah mich mit funkelnden Augen an.

Ich funkelte genauso zurück. „Genau deswegen sollte ich ja wissen, was los ist. Dann kann ich mich auch selber beschützen. Also, wer ist Elian?"

„Mein Bruder. Das hast du doch schon mitbekommen."

Ich schnaubte wütend. Mehr Informationen als das, was ich schon wusste, würde ich wohl nicht aus ihm herausbekommen.

„Wieso versucht er mich umzubringen?", horchte ich ihn weiter aus, obwohl mir schon klar, dass Elian das aus Rache tun wollte.

Er hatte Louis einen Mörder genannt, also war ich wohl die, die als Rache sterben musste.

„Damit ich in die Hölle komme", erklärte Louis, als wäre es ihm gleichgültig. Doch ich wusste, dass ihm es das nicht war.

„Weil du ein Mörder bist?" Unsensibler als ich es gerade getan hatte, konnte man diese Frage nicht stellen.

Louis Blick verdunkelte sich und seine Augen wurden rötlich. Bevor das Höllenfeuer ausbrechen konnte, wandte er seinen Blick von mir ab.

„Entschuldigung", sagte ich nun.

„Ich würde nie jemandem mit Absicht etwas tun", sagte er, als das rote aus seinen Augen wich und sie sich wieder mit blauer Farbe füllten.

Ich überlegte kurz, was meine nächste Frage sein würde, doch Louis unterbrach mein Denken, als er nach meiner Hand griff.

„Das was ich vorhin gesagt hatte, meinte ich ernst, falls du es noch mitbekommen hast."

Verschwommen erinnerte ich mich an Louis letzten Satz, bevor ich zusammengeklappt war.

Ich weiß ja nicht, wann das alles mit uns angefangen hat, aber ich hoffe, es endet mit dir und mir, hallte es wieder durch meinen Kopf.

„Ich weiß nicht, ob ich das im Moment auch hoffe Louis", musste ich zugeben. „Ich mag dich, aber das alles hier ist nicht das, wie ich leben will. Und wenn du mir nicht einmal antworten auf meine Fragen gibst, macht es das alles nicht besser."

„Ich will dich doch nur beschützen", schrie er und ließ meine Hand wieder los.

Bevor ich erkennen konnte, ob sich das Feuer wieder in ihm breit machte, stürmte er auch schon aus der Tür.

Eine Weile hatte ich nur dagesessen, auf dem Himmelbett. Als ich dann merkte, dass Louis so schnell nicht wieder herkommen würde, beschloss ich, meine Zeit für eine kleine Erkundungstour zu nutzen.

Ich fühlte mich schon ein wenig fitter, als ich mich aus dem Bett quälte. Vor dem Bett standen süße rosa Pantoffeln, die ich mir einfach über meine Socken zog.

Im Flur brannten helle Lichter an der Decke und der Boden war mit rotem Teppich ausgelegt. Sonst war alles leer, es gab nur noch einige Türen, die in andere Räume zu führen schienen. Bevor ich eine davon öffnete, ging ich erst einmal den Flur ab und fand eine Treppe, die ins Untergeschoss führte. Von dort konnte man stimmen hören, die ich einem Fernseher zuordnen konnte, desto weiter ich die Treppe hinunterging. Unten endete der rote Teppich und alles wirkte wieder ein wenig moderner, jedoch immer noch aus Holz.

Der Himmel in seinen AugenWhere stories live. Discover now