Kapitel 19

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„Dann musst du nachher aber auch eine Modenschau machen", sagte Louis, nachdem wir durch tausende Läden gegangen waren und ich nun auch um die zehn Tüten mit mir rumschleppte.

Ich ging nicht auf seine Bitte ein. „Können wir bitte ins Hotel?", fragte ich ihn und schleppte meine Tüten. Meine Arme waren kurz davor nachzugeben, ich war schon zu erschöpft.

„Klar", sagte Louis.

Wir traten in die Lobby und wurden anscheinend direkt herzlich empfangen. Ein Herr nahm mir die Tüten ab und Louis begann wieder sich auf Niederländisch zu unterhalten. Woher er die Sprache wohl so gut konnte? Dann trat Louis noch einmal an die Rezeption und bekam unseren Zimmerschlüssel in die Hand gedrückt. Der Herr fuhr mit uns im Fahrstuhl nach oben und dort schloss Louis die goldene Tür auf. Wir traten in ein Zimmer, dass mit rotem, recht sauberem, Teppich ausgestattet war und eine Wand bestand komplett aus Fenstern, sodass man einen perfekten Blick auf die Stadt hatte. Was mich beunruhigte, war dass es nur ein Bett gab. Louis und ich hatten zwar schon nebeneinander geschlafen, aber seitdem Elian erwähnt hatte, dass Louis ein Mörder war, erschien es mir doch falsch, mit ihm in einem Bett zu schlafen. Das ich mit ihm in den Niederlanden in einem Hotel war, war schon schlimm genug. Normalerweise würde ich in der Schule sitzen, aber Louis musste mich unbedingt entführen, damit ich nicht von seinem Killer Bruder umgebracht werde...

„Je kunt het hier plaatsen. Dank u", sagte Louis zu dem Mann, der daraufhin die Tüten vor dem Bett abstellte und sich anscheinend verabschiedete. Hinter sich ließ er die Tür ins Schloss fallen.

„Woher kannst du Niederländisch?", fragte ich fasziniert, da er sich anhörte wie ein Muttersprachler. Natürlich konnte ich das nicht bewerten, aber ich verstand genauso wenig, wie bei den Niederländern.

Louis zuckte die Schultern. „Habe ich mir irgendwann mal angeeignet."

Einfach angeeignet? Mein Französisch war nicht mal so gut, wie sein Niederländisch und ich lernte Französisch jetzt seit vier Jahren.

„Wo sind wir hier?", fragte ich, trat zum Fenster und warf einen Blick über die Stadt. Überall gab es Brücken und Kanäle, woraus ich etwas schlussfolgern konnte. „Amsterdam?"

„Desto weniger du weißt, desto besser. Dann kannst du nicht ausversehen etwas Falsches sagen, wenn Noah wieder anruft und dich vollheult", lachte Louis.

„Das war nicht seine Schuld und witzig ist das auch nicht."

„Doch, schon", lachte er weiter.

„Woher kennt Elian meine Freunde?" Die Frage war mir gerade eingefallen, als Noah ins Gespräch gekommen war. „Ich meine, stalkt er mich schon mein ganzes Leben?"

„Ich möchte nicht über diesen Idioten und das was er tut reden, Annabell. Ich hasse ihn", wimmelte Louis ab, doch ich ließ nicht locker.

„Louis, so langsam musst du mir sagen, was hier vor sich geht, sonst kann ich mir selbst nicht helfen", sagte ich und rollte meine Augen.

Genau das tat er dann auch und ließ einen tiefen Seufzer herauskommen. „Ich mag es nicht, dass du nie lockerlässt."

„Weißt du eigentlich, wie egal es mir ist, was du an mir magst und was nicht?", fragte ich spöttisch, auch wenn das nicht so war. Ich würde gerne wissen, was Louis an mir toll findet, beziehungsweise ob er mich überhaupt wirklich toll findet. Ich konnte ihn nämlich immer noch nicht wirklich deuten und ich glaube, genau das war es, was er wollte.

„Es ist dir nicht egal", stellte er fest.

Oh man, war das etwa so auffällig?

„Woher willst du das wissen?", fragte ich neugierig und ein wenig ängstlich.

Der Himmel in seinen AugenWhere stories live. Discover now