Kapitel 11

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Es war schon später, als ich aufwachte. Schläfrig öffnete ich meine Augen und sah, dass Louis seine muskulösen Arme um mich geschlungen hatte. Seinen Atem konnte ich in meinem Nacken spüren und er war so gleichmäßig, dass ich wusste, dass er noch schlief.

„Louis?", flüsterte ich leise, um zu sehen, ob meine Vermutung richtig war.

Ich bekam nur ein leises grummeln von ihm zurück.

„Ich dachte, du trennst privates und Arbeit", sagte ich und legte meine Hand auf seinen Arm, damit er wusste was ich meinte.

Nun hob er seinen Kopf an. „Das ist, damit du nicht wegläufst", erklärte er mir verschlafen.

Ich musste schmunzeln.

„Wie viel Uhr ist es?", räusperte er sich.

Ich spähte auf den Wecker auf meinem Nachtschrank. „Acht Uhr abends."

„Man haben wir lange geschlafen", sagte er und ließ seinen Kopf wieder aufs Kissen fallen. Seine Arme waren immer noch um mich geschlungen.

In seinen Armen drehte ich mich zu ihm herum und war seinem Gesicht nun ganz nahe. Lange sahen wir uns an.

„Es gibt so viele braune Augen auf dieser Welt und trotzdem hat Gott dir die schönsten gegeben."

„Ist das jetzt auch noch ein Flirtversuch von dir? Mit Dingen trennen hast du es wohl nicht so", grinste ich.

„Niemals würde ich mit dir flirten", beteuerte Louis. „Ich bin doch dein Babysitter. Es ist doch sogar verboten, wenn man etwas mit seinen Schutzbefohlenen anfängt, oder nicht?"

„Kann schon sein. Für so etwas interessiere ich mich aber nicht. Ich hatte noch nie vor, mit meinem Lehrer zu schlafen, also kann mir das egal sein."

Louis lachte mich an. „Du bist schon witzig." Seine Hand lag nun auf meinem Rücken und drückte mich ein wenig näher an ihn.

„Was wird das?"

„Ich bin wohl wirklich nicht gut darin, Dinge zu trennen", sagte er und kam meinem Gesicht immer näher.

Die Schmetterlinge in meinem Bauch begannen wieder zu flattern und ich gab mich ihm vollkommen hin. Er zog mein Gesicht nun an seins und legte seine Lippen auf meine. In diesem Moment setzten all meine Gedanken aus und die Zeit um mich herum schien stehen zu bleiben. Louis begann mich zu küssen und ich tat es ihm gleich. Man könnte sagen, seine Küsse waren Engelsgleich und das war auch noch die Wahrheit. Ich hatte keinerlei Vergleiche, aber irgendwie konnte ich mir nichts Besseres vorstellen. In mir explodierte eine Bombe an Gefühlen.

Sekunden später endete das alles, als er wieder von mir abließ. Seine Freude stand im Buchstäblich ins Gesicht geschrieben. „Das wollte ich schon seit Jahren tun", lächelte er.

So lagen wir nun nebeneinander im Bett. Wir lächelten uns einfach nur gegenseitig an und waren glücklich, dass der jeweils Andere da war. Zwischendurch strich er mir ein paar Mal durch die Haare, was mein Lächeln nur noch größer zauberte.

„Er wird aber kommen, ob du willst oder nicht", meckerte meine Mutter.

Jetzt war mir auch klar, was ihre schlechte Laune hervorgerufen hatte.

„Ich habe keinen Bock auf ihn und seine neue Familie."

„Er ist dein Vater, du musst keine Lust auf ihn haben, um ihn zu sehen."

Louis war noch oben und hörte wahrscheinlich unser komplettes Gespräch.

Mein Vater war Jahrelang nicht mehr hier gewesen und er hatte mir schon immer das Gefühl gegeben, dass ich ihn einen Scheiß interessiere. Er war damals abgehauen, als ich drei war und ich konnte mich gar nicht an ihn erinnern. Seitdem war er nur ungefähr alle zwei bis drei Jahre vorbeigekommen, zahlte aber immer brav seinen Unterhalt. Vor einem Jahr hatte er dann eine neue Frau mit einer grässlichen Tochter geheiratet. Zur kirchlichen Trauung war ich erschienen, die Party danach gab ich mir aber nicht. Seine neue Tochter mochte er allem Anschein nach sowieso viel lieber, denn mit ihr verbrachte er möglichst viel Zeit und lud all ihre schönen Momente auf Facebook hoch.

Der Himmel in seinen AugenWhere stories live. Discover now