Kapitel 1

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Es war ein lauer Frühlingsmorgen und ich stieg gerade in den Bus, auf dem Weg zur Schule. Draußen war es angenehm, nicht zu kalt, nicht zu warm. Im Bus jedoch, war anscheinend die Heizung an, denn ich konnte diese ekelhafte Heizungsluft riechen. Also wirklich riechen.

Der Busfahrer wollte meine Busfahrkarte von vorne und von hinten sehen und ich schämte mich für dieses hässliche Bild aus der fünften Klasse, wo ich noch einen Pony hatte und ein lilanes Tuch trug, was früher noch total in war. Schon von vorn hielt ich nach einem geeigneten Sitzplatz Ausschau. Gleich vorne saß die „stinkende Ella", wie jeder sie nannte (ich hatte keine Ahnung, ob sie wirklich so hieß). Sie trug einen komischen Fischstäbchengeruch mit sich, aber nicht von der guten Sorte. Man durfte sich also nicht zu nah an sie heran setzen. Um sie herum saßen immer die jüngeren, so ungefähr fünfte bis achte Klasse. Im hinteren Bereich saßen ausnahmslos die „coolen", oder zumindest dachten sie, sie wären es. Aber man war doch nicht cool, wenn man sich selbst als solches bezeichnet, oder?

Ich schritt den Gang des Busses entlang und scannte die Schüler auf ihren Plätzen ab. Das fühlte sich immer so an, als wenn ich gleich mein nächstes Opfer aus erküren wolle, aber ich wollte einfach nur einen nicht zu schlimmen Sitzplatz abbekommen.

Der Bus setzte sich in Bewegung und ich musste mir Mühe geben, nicht hinzufallen. Schließlich fand ich einen Platz, neben einem blonden jungen Mädchen, der nicht hinten bei den „Coolen" war. Ich fragte sie höflich, ob ich neben ihr sitzen könne und ich hatte Glück, dass sie keine von diesen respektlosen war, die einfach nein sagte. Ich hatte mich so etwas früher nie getraut und wahrscheinlich würde ich mich es heute immer noch nicht trauen. Man sagte nicht einfach „nein" zu jemanden, der höflich nach etwas fragte und vor allem nicht, wenn der Platz dann auch noch die ganze restlich Fahrt freiblieb. Dann durfte man sich ja wohl ein wenig verarscht vorkommen.

Die Fahrt verlief problemlos und ich hatte auch keine Probleme damit, fast einzuschlafen, wie sonst manchmal. Das lag wahrscheinlich an meinen Kopfhörern, aus denen laut die Musik von Ariana Grande dröhnte.

An der Schule angekommen, trat ich aus der Tür, zusammen mit den ganzen anderen, die sich nur so hinausdrängelten. Das waren die ganzen jüngeren, die es eilig hatten, um nicht zu spät zu kommen. Aber wenn der Bus um sieben an der Schule hielt, die Schule jedoch erst halb acht begann, hatte man einfach keine Möglichkeit in irgendeiner Art und Weise zu spät zu kommen.

Ich ging über die Straße, zum Eingang und passte auf, dass auch wirklich alle Autos anhielten, als ich den Zebrastreifen betrat.

Meine beste Freundin Liv lehnte am Zaun, der die Schule umgab, und redete mit Finn, der eine Klasse über uns ging. Ich hatte die Beiden allerdings noch nie zusammen gesehen und verzog verwundert meine Miene, als Liv mich nun auch erblickte. Finn sah auch zu mir herüber und sagte noch etwas zu Liv, wonach er sie umarmte. Daraufhin wandte er mir seinen Rücken zu und ging gradlinig davon. Hatte er etwas gegen mich?

Meine Schritte wurden schneller, ich war neugierig.

Liv ließ ihren Blick nicht von mir ab und lächelte, als ich näherkam.

„Hey", begrüßte ich Liv und nahm sie in meinen Arm, so wie wir es zur Begrüßung immer taten.

Liv schlang ihre Arme um mich und drückte auch nur ein „Hey" heraus.

Ihre langen blonden Haare waren zu Locken gedreht und ihr blauen Augen strahlten im Licht der Sonne. Sie legte viel auf ihr Aussehen, genauso wie ich.

„Was war das denn eben?", fragte ich sie nun und runzelte wieder meine Stirn.

„Guck nicht so. Die Falten stehen dir nicht", lachte sie und begann in Richtung Schule zu gehen. Natürlich folgte ich ihr.

Der Himmel in seinen AugenDonde viven las historias. Descúbrelo ahora