Kapitel 2

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Liv meldete sich in den nächsten Tagen immer weniger bei mir und stellte mir (wenn überhaupt) nur die Frage, ob ich heute mit zur Party kommen würde.

Ich stand noch vor dem Spiegel und suchte mir ein Nachhilfeoutfit für Noah heraus, als mein Handy wieder piepte.

Wie sieht es aus? , war schon die zweite Nachricht von Liv heute, die sich auf die Party bezog und es war erst acht Uhr morgens. Ohne die Nachricht überhaupt zu öffnen, legte ich mein Handy wieder auf meinen Nachttisch und begab mich zurück zu meinem großen Spiegel, der an meine graue Zimmerwand lehnte. Vor meinen Körper hielt ich abwechselnd ein rosa T-shirt und ein weißes schlichtes Top. Beides würde ich mit einem schwarzen Rock kombinieren, der eine Art Gürtel hatte (eigentlich nur ein schwarzes Band), den man zu einer Schleife knoten konnte. Ich entschied mich für das rosa Shirt, um wenigstens ein wenig Farbe ins Spiel zu bringen. Meine Haare ließ ich offen, das sah nicht so streng aus, wie mit einem Zopf.

„Bist du schon wach?" Meine Mutter kam herein, ohne anzuklopfen. Das tat sie nie. Ich fragte mich, wie das sein würde, wenn ich irgendwann mal einen Freund habe. Kommt sie dann auch einfach so rein? Das wäre absolut peinlich...

„Jaa", stöhnte ich genervt, so dass sie die Tür ganz schnell wieder schloss, bevor sie mich noch zu ausrasten brachte. Sie wusste genau, wie schnell das morgens manchmal bei mir ging.

Nicht einmal eine Minute später, ging ich ihr hinterher in die Küche, wo sie schon genüsslich ihr Brötchen aß, wie auch immer sie so schnell dahin gekommen war und es geschafft hatte, ihr Brötchen aufzuschneiden und zu schmieren. Super Mama halt.

„Was möchtest du Essen?", fragte sie mich. Ich sah mich um. In der Speisekammer lagen Aufbackbrötchen, wovon ich mir eines in den Ofen schob.

„Kannst du mich heute zu Noah fahren? Ich gebe ihm Nachhilfe", erkundigte ich mich bei ihr. In ihrem Gesicht bildeten sich Fragezeichen und ich sah, wie sie überlegte, ob sie Noah kannte oder nicht.

„Wer ist Noah?"

„Er ist neu bei mir in der Klasse."

„Äh ja, kann ich bestimmt machen. Wenn ich bis dahin meine Wäsche und sowas alles fertig habe." Das war ihre geheime Art, mich dazu aufzufordern, ihr im Haushalt zu helfen.

Ich stieg leicht nervös ins Auto.

„Alles okay?", fragte meine Mutter mich.

„Sag mal, kenne ich einen Jungen namens Noah? Also klar, ich kenne Noah, aber ich meine von früher oder so", fragte ich nach. Sie sah mich komisch an, legte den ersten Gang ein und fuhr los.

„Nicht das ich wüsste, wieso?"

„Er kam mir so bekannt vor. Und ich ihm anscheinend auch. Zumindest hat er das gesagt. Und jetzt bin ich irgendwie doch ein wenig aufgeregt." Ich musste über mich selbst lachen, weil es eigentlich keinen Grund gab, um aufgeregt zu sein. Es war nur Noah. Ich kannte ihn jetzt zwar erst drei Tage, aber er war nett und ich mochte seine aufgeschlossene Art mir gegenüber.

„Nein, wie gesagt, ich kenne zumindest keinen Noah. Ob du einen kanntest, weiß ich nicht. Vielleicht war er ja bei dir im Kindergarten oder so, aber in einer anderen Gruppe", grübelte sie.

„Nein, er hat in der Nähe der Grenze gewohnt. Kann also eigentlich gar nicht sein, dass ich ihn kenne. Ist ja auch egal." War es nicht, aber meine Mutter sollte nicht weiter grübeln. Ich würde das schon alleine herausfinden.

Ab und zu blickte meine Mutter während der Fahrt mal zu mir, dann wieder auf das Navi und geradeaus. Meine Augen fielen öfters einmal zu, aber auch nur kurz. Wir fuhren an vielen Wiesen vorbei, durch die Innenstadt, bis an das andere Ende.

Der Himmel in seinen AugenWhere stories live. Discover now