Kapitel 28

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4 Jahre später

„Na, kennst du mich noch?", fragte der Junge mit den dunklen Haaren.

Ich scannte seinen Körper ab und versuchte mich zu erinnern. Seine Haare waren fast schwarz und er hatte einen ziemlich guten Körperbau. Ich schätzte ihn so um die einundzwanzig Jahre alt.

„Finn?", fragte ich verwundert.

Er nickte lächelnd. „So sieht man sich wieder."

„Die Welt ist ganz schön klein", sagte ich, darauf bezogen, dass wir anscheinend auf dieselbe Hochschule gingen.

„Stimmt. Kann ich dich zum Essen einladen?", fragte er nach und ich überlegte kurz. Liv würde mir das sicher nicht übelnehmen, immerhin war ich vergeben.

„Bestimmt mal, aber mein Leben ist im Moment ziemlich stressig", erklärte ich und das waren keine Ausflüchte, die ich suchte.

Er sah mich fragend an. „Was studierst du denn?"

„Business Administration, dual", gab ich nur zur Antwort.

Überanstrengt schloss ich die Tür zur Wohnung auf. Es roch schon köstlich. Den Geruch identifizierte ich als Spaghetti mit Tomatensoße, die Louis immer selber machte.

„Ich bin wieder da!", rief ich in den Flur hinein, da er mich anscheinend noch nicht gehört hatte.

Schon stand er mit seinen wunderschönen blauen Augen im Flur und lächelte mich liebevoll an. Louis und ich waren jetzt bereits ein bisschen mehr als vier Jahre zusammen und es fühlte sich immer noch alles absolut richtig mit ihm an. Ich mochte es, wie er mich immer verwöhnte und auf mich aufpasste und ich ihn nicht einmal darum bitten musste.

„Wie wars?", fragte er mich, während er auf mich zukam, um mir einen kleinen Kuss auf die Lippen zu drücken.

Ich stöhnte auf. „Ach, so stressig wie immer. Ich weiß nicht, ob es wirklich eine gute Idee war, gleichzeitig zu arbeiten und zu studieren."

„Doch, bestimmt", munterte Louis mich auf. Das war noch ein Grund, weswegen ich ihn liebte. „Mach dir keinen so großen Kopf. Das Essen ist gleich fertig." Louis verschwand in Richtung Küche.

Bevor ich ihm folgte, zog ich noch meine Schuhe aus und stellte sie in unseren Schuhschrank. „Es riecht mal wieder so lecker", lobte ich ihn und setzte mich an den Tisch, da er diesen auch schon gedeckt hatte. Ich glaube, er machte immer alles, bevor ich kam, damit ich nicht mehr so viel zu tun hatte.

Louis arbeitete seitdem ich studiere bei der Feuerwehr, das heißt, er hatte Schichtarbeit. Heute Nacht würde er arbeiten, das heißt heute war sein Putztag gewesen. Wir teilen in unserer Beziehung nämlich alles ganz fair auf.

Er kam zu mir herüber und füllte mir die fertigen Spaghetti auf meinen Teller, über die ich mir dann selbst, seine selbstgemachte, Tomatensoße füllte.

Louis setzte sich zu mir. „Erzähl", bat er mich wie jeden Abend, da er sich sehr für meinen Tag interessierte.

„Ach, es ist eigentlich nichts besonderes passiert", sagte ich und erinnerte mich an das Gespräch mit Finn. Es war schon komisch gewesen, ihn wiederzusehen, nach all den Jahren. Liv hatte mir nie wirklich gesagt, was zwischen den Beiden vorgefallen war und ich war immer noch der Meinung, dass er einen schlechten Einfluss auf sie gehabt hatte. Heute war er mir aber netter vorgekommen, als damals. Ich rang mit der Frage, ob ich Louis davon erzählen sollte oder nicht, denn ich erinnerte mich an diesen einen Moment, wo ich ihm einmal von Finn erzählt hatte. Louis schien ihn nicht zu mögen, jedoch sah ich immer noch nicht die Verbindung zwischen den Beiden. Allerdings würde es mir wie betrügen vorkommen, wenn ich Louis nichts sagte.

Der Himmel in seinen AugenWhere stories live. Discover now