Kapitel 20

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„Tut mir leid", sagte Louis, als ich mich in meinem neuen Nachthemd neben ihn ins Bett kuschelte.

Die Matratze war bequemer als die, die ich Zuhause hatte. Vielleicht sollte ich es doch in Erwägung ziehen, noch einige Tage hier zu bleiben.

„Schon okay", sagte ich, obwohl es das nicht war.

Louis hatte den Fernseher an und schaute eine Niederländische Fernsehsendung.

Er sah einmal zu mir rüber. „Hast du geweint?"

Ich schüttelte den Kopf. „Habe doch keinen Grund dazu."

„Doch. Ich war gemein zu dir. Das gebe ich zu."

„Deswegen würde ich aber niemals weinen."

Ich wusste nicht, ob ich log oder nicht. Ich wusste wirklich nicht, weswegen ich geweint hatte. Wahrscheinlich war es, weil alles zu viel geworden war und ich es nicht mehr aushalten konnte.

„Sicher?", schmunzelte er und legte seine Hand auf meinen Arm.

Sofort durchfuhr mich das Prickeln und es landeten Schmetterlinge in meinem Bauch, die ich versuchte zu verscheuchen.

„Was ist los?"

„Ich möchte nicht, dass du mich anfasst", erklärte ich ihm, so weh es mir auch tat. Ich wollte es nämlich schon, aber ich wollte kein gebrochenes Herz kassieren.

„Hör zu, Annabell-"

„Nein", unterbrach ich ihn. „Wie gesagt, ich kann das mit uns nicht deuten und ich möchte es auch ehrlich gesagt nicht. Es wird mir einfach zu viel. Ich möchte nach Hause und das Leben haben, das ich hatte, bevor du da warst."

Er sah ganz schön baff aus und ich konnte selbst noch nicht glauben, was da gerade aus mir herausgesprudelt war.

„Ist das jetzt dein Ernst?" Er nahm verdattert seine Hand von mir.

„Ja. Ich möchte nicht, dass mir ein Typ alles versaut, was ich mir aufgebaut habe."

Louis wartete kurz, doch dann schrie er mich wirklich an. „Ich mache dir nicht alles kaputt! Das ist mein Bruder!"

Er richtete sich auf und sah mich wütend an. Seine Augen färbten sich rot und ich sah, wie sich die Flammen bildeten. „Merkst du denn gar nicht, dass er gerade bekommt, was er will, weil wir uns streiten?! Mit jedem Ausraster komme ich der Hölle einen Schritt näher."

„Louis, nicht er ist schuld. Ja, er ist der Grund für das alles hier. Aber das Problem ist, dass du mir nichts erzählst." Ich wartete kurz ab, ob von seiner Seite aus noch etwas kommen würde, doch es passierte nichts. „Gute Nacht." Wütend drehte ich mich auf die andere Seite. Soll er sich doch beruhigen. Mir war er egal.

Louis Auto fuhr quietschend durch die Kurven und ich sah nur gelangweilt aus dem Fenster.

„Wie lange fahren wir noch?", fragte ich, um die Stille zwischen uns zu brechen.

Seit gestern Abend hatten wir uns nur noch für das Nötigste Unterhalten und das stresste mich irgendwie, auch wenn er es verdient hatte.

„Drei Stunden", schätzte er und sagte das in einem genervten Tonfall.

Ich drehte das Radio ein wenig lauter und sag ein wenig mit, woraufhin ich ein kleines Lächeln ins Louis Gesicht erkennen konnte. Er machte doch aber wieder ziemlich schnell einen auf Ernst.

„Ich kann gut singen, oder?", lachte ich.

„Annabell, ich verstehe dich genauso wenig, wie du mich", sagte er. „Gestern warst du noch wütend und jetzt tust du so, als wäre alles wieder okay."

Der Himmel in seinen AugenWhere stories live. Discover now