Kapitel 10

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Als ich aufwachte, traf mein Blick die weiße Decke über mir und alle Gesichter, die besorgt zu mir hinunterschauten. Ich blinzelte um alles gut erkennen zu können, denn ich sah noch verschwommen.

„Annabell, du bist wach!", hörte ich Noahs begeisterte Stimme. Er hörte sich an, als hätte er im Lotto gewonnen.

„Annabell, geht es ihnen gut?", fragte nun Herr Schulz, dessen Gesicht mir eindeutig fiel zu nahe war.

Und dann erblickte ich da auch noch Liv, die die Aufregung im Flur wohl mitbekommen hatte. „Süße, ist alles okay?"

Ich spürte, dass jemand meine Füße hochgelegt hatte und ich ein Kühlkissen im Nacken hatte.

Ich wollte etwas sagen, doch ich brachte nur ein leises gequältes Stöhnen aus mir heraus.

„Wir haben ihre Mutter kontaktiert, sie wird sie wohl bald abholen", erklärte mir Herr Schulz und ich verzog nur genervt das Gesicht.

Meine Mutter hatte sich die letzte Woche genug Sorgen um mich gemacht, dass sollte nicht noch so weiter gehen.

„Gehen sie bitte alle wieder in ihre Klasse, Liv und ich werden hier bei Annabell bleiben."

Die vielen Gesichter über mir verschwanden schließlich, nur noch Liv, Herr Schulz und Noah waren da.

„Sie meinte ich auch, Noah", sagte Herr Schulz, fast schon ein wenig aufgebracht.

„Gute Besserung", sagte er noch zu mir, bevor auch er verschwand.

Alles war nun ruhig, man hörte nur noch leise Stimmen im Hintergrund, die aus den vereinzelten Klassenräumen stammten.

Ich bekam immer nur dieses lästige Stöhnen heraus, wenn ich etwas sagen wollte. Das nervte mich, denn ich wollte nicht, dass meine Mutter mich abholte.

Dann aber kam mir das eigentlich viel Wichtigere in den Sinn. Wo war Louis? Er wollte doch auf mich aufpassen, aber irgendetwas schien ihm wohl dazwischen gekommen zu sein.

„Wo ist er?", nuschelte ich jetzt.

„Noah ist im Klassenraum", beruhigte mich Liv und griff nach meiner Hand.

„Nein, nein. Wo ist er?" Natürlich meinte ich Louis, was sie jedoch nicht mal vermuten konnte.

„Oh mein Gott!", hörte ich die Stimme meiner Mutter, am anderen Ende des Flures aufschreien.

Ihre Schritte hallten zwischen den Wänden hin und her als sie losrannte. Nun konnte ich auch ihr Gesicht über meinem sehen. „Was ist mit dir passiert?! Was machst du denn in letzter Zeit für Dinge?!" Meine Mutter war total fassungslos und außer sich. „Und sie? Können sie denn nicht auf Kinder aufpassen? Ich dachte das wäre ihr verdammter Job!"

Herr Schulz sah sie total perplex an. Damit hatte er wohl nicht gerechnet. „Frau Fischer, mein Job ist es, zu unterrichten. Ich würde schon sagen, dass ihre Tochter alt genug ist, um auf sich selbst aufzupassen."

Das sollte er Louis mal erklären.

Meine Mutter schien von Herr Schulz seiner Aussage auch nicht allzu begeistert zu sein. „Sie haben eine Aufsichtspflicht. Ist ihnen das denn gar nicht bewusst? Meine Tochter hatte einen Autounfall, dann lässt man sie doch nicht alleine auf die Toilette gehen!"

„Mrs, ihre Tochter wurde angefahren und hatte keinen Autounfall", sagte Herr Schulz, als wenn das erheblich etwas an meinem Zustand ändern würde.

Eine Begleitung zum auf die Toilette gehen brauchte ich jedoch trotzdem nicht.

„Was machst du nur für Dinge?", fragte meine Mutter und schüttelte ungläubig ihren Kopf.

Der Himmel in seinen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt