„Ich habe einen Jungen getroffen, der mal bei mir auf der Schule war", sagte ich. „Er scheint an dieselbe Hochschule zu gehen." Finns Namen erwähnte ich bewusst nicht.

Louis lächelte charmant. „Das freut mich für dich. Wer ist es denn?"

„Ach, den kennst du nicht." Im Prinzip war es keine Lüge, denn persönlich hatte Louis Finn nie kennengelernt. Das mit dem Essen ließ ich auch aus, damit Louis keine große Sache daraus machte.

Louis zog eine Augenbraue hoch und hakte noch einmal nach. „Sicher?" Er schien sich schon wieder Sorgen um mich zu machen, was mir zum Teil auch mal auf die Nerven ging.

Ich nickte.

Louis Blick wanderte auf die Uhr an seinem Arm und sah mich dann erschrocken an. „Ich muss los." Er gab mir noch schnell einen Kuss auf die Wange und verschwand im Flur. „Mach keinen Scheiß", hörte ich noch, bevor er die Tür ins Schloss fallen ließ.

Ich hatte noch nie in irgendeiner Art Scheiße gebaut, in der Zeit in der ich Louis kannte. Das einzige was ja mal passiert war, war dass ich von einem Auto angefahren wurde, aber dafür hatte er die Schuld auf sich genommen, weil er mich so provoziert hatte. Und dann gab es noch das Mal, wo ich im Restaurant zusammengeklappt bin, bevor wir in den Urlaub gefahren sind. Das war wohl mein Kreislauf gewesen. Mit Absicht hatte ich jedoch nie etwas falsch gemacht und trotzdem sagte Louis jedes Mal, ich solle keine Scheiße machen.

Morgens, als die Sonne durch das Fenster schien, spürte ich seinen Atem in meinem Nacken. Es war Samstag und ich hatte endlich mal wieder ausgeschlafen. Ich war eigentlich eher so der Frühaufstehertyp, aber seitdem ich studierte, ging gar nichts mehr.

„Guten Morgen", raunte Louis mir ins Ohr, der wohl bemerkt hatte, dass ich wach geworden war.

„Du sollst noch schlafen", sagte ich ärgerlich, da er eine lange Nacht hatte.

Ich spürte wie er hinter mir mit den Schultern zuckte, was wohl bedeutete, dass es ihm egal war. Seine Hände strichen über meinen Halbnackten Rücken und ich bekam eine Gänsehaut. „Ich betrachte lieber deine Schönheit."

Ich verdrehte die Augen. Er war schon süß, aber manchmal auch einfach zu süß.

„Musst du nicht los?", fragte er mich.

„Ich überlege, ob ich krank bin und bei dir im Bett bleibe", nuschelte ich. „Ich glaube, ich habe Fieber."

„Ich glaube, du bist einfach nur unendlich heiß", sagte Louis und küsste meine Schulter. „So, und jetzt aufstehen", drängte er mich, als er wieder von mir abgelassen hatte.

„Du glaubst nicht, wenn ich gestern gesehen habe", sprach ich in mein Telefon. Ich war gerade auf dem Weg zur Hochschule.

„Hau raus", bat Liv mich am anderen Ende gespannt.

„Finn."

„Finn, Finn?", fragte sie nach, als wenn sie mir wirklich nicht glaubte.

„Ja, Finn, Finn", antworte ich.

Ich konnte förmlich sehen, wie Liv an ihrem Handy saß und entgeistert durch die Gegend schaute.

„WO?", wollte sie jetzt wissen.

„Wir scheinen an derselben Hochschule zu sein", erklärte ich ihr. „Er will mich zum Essen ausführen."

„Was hast du gesagt?"

„Das ich viel beschäftigt bin."

„Was? Wieso?" Liv schien schockiert zu sein, obwohl ich Erleichterung erwartet hatte.

„Ich bin in einer Beziehung und ich habe nicht das Gefühl, dass Finn und Louis sich mögen", rechtfertigte ich mein Verhalten.

„Die Beiden kennen sich nicht einmal", wandte Liv ein.

Genau das war ja eigentlich auch meine Meinung, aber ich musste immer wieder an den Moment denken, wo Louis mich über Finn ausgefragt hatte. Irgendetwas musste da sein.

„Ach keine Ahnung. Ich muss jetzt auflegen. Ich bin da." Ich drückte auf den roten Hörer und würgte Liv förmlich ab. Nun spazierte ich in die große Halle der Hochschule, wo sich schon wieder tausende Studenten tummelten.

Liv studierte auch, jedoch nicht dual und an einer Universität im Süden von Deutschland. Ich hatte sie schon ewig nicht mehr gesehen, aber wir telefonierten des Öfteren.

Zu Noah hatte ich mehr oder weniger wieder den Kontakt verloren. Wir schrieben uns hin und wieder ein paar Nachrichten, aber sehen taten wir uns nur, wenn Louis Tante uns einlud, was nicht sehr oft vorkam. Mich machte das schon ein wenig traurig, aber ich rannte ihm nicht hinterher, wenn er es nicht für nötig, hielt mich zu treffen.


Der Himmel in seinen AugenWhere stories live. Discover now