„Nein, ihre Eltern suchen aus", versuchte sie mir zu erklären, so als wenn mich das interessieren würde.

„Ich möchte gerne alleine sein", sagte ich und zeigte auf die Tür.

Meine Mutter nickte verständnisvoll und verließ den Raum wieder, als wäre nichts gewesen.

Es war aber sehr wohl etwas los. Ich konnte nicht zulassen, dass diese Schnepfe hier wohnt. Im selben Haus wie ich. Das würde nicht gut gehen. Wahrscheinlich legt sie mir nachts heimlich Bomben ins Zimmer.

Diese Idee verwarf ich aber ganz schnell wieder, als mir auffiel, dass sie zu dumm war um eine zu bauen oder sie im Internet zu kaufen.

„Alles okay?", fragte Louis, der auf einmal neben mir im Bett saß.

Ich zuckte zusammen und starrte ihn ungläubig an. „Musste das jetzt sein?!"

„Ich finde es witzig", schmunzelte er.

„Was willst du hier?"

„Ich habe deine Fragen beantwortet, also darf ich ja wohl weiter auf dich aufpassen", sagte er verwirrt. „Außerdem ist mein Killer Bruder da draußen und jemand muss dich vor ihm beschützen", fügte Louis hinzu und setzte sein charmantes Lächeln auf.

„Also schaust du mir wieder jede Nacht beim schlafen zu?", fragte ich und zog meine rechte Augenbraue dabei ein wenig hoch.

„Nein, heute habe ich etwas anderes vor", erklärte er mir und tat auf geheimnisvoll, denn als ich fragte, wollte er es mir nicht verraten.

„Wir haben übrigens ein Problem", sagte ich.

„Nicht wir, Annabell. Du."

„Du weißt schon, was los ist?"

„Nein, aber ich dachte es gibt kein wir." Louis sah mich noch verwirrter an.

„Ach, egal. Auf jeden Fall ist meine verzogene Stiefschwester hier eingezogen und sie hat gecheckt, dass etwas nicht stimmt. Also, dass ich nicht im Krankenhaus war", erzählte ich. „Aber das ist nicht das einzig Schlimme daran-"

Louis unterbrach mich. „Ja, ich weiß. Du willst sie nicht hier haben, dies das", sagte er und lachte. „Ich regle das. Wo kann ich sie finden?"

„Wie willst du sie loswerden?", fragte ich erfreut darüber, dass er einen Plan hatte.

„Ich meine, dass sie weiß, dass etwas nicht stimmt. Nicht, dass ich sie hier ausziehen lasse."

„Aber dazu kannst du sie bestimmt auch manipulieren", sagte ich in einem verführerischen Ton.

Louis schüttelte den Kopf. „Meine Fähigkeiten sind nicht zum Spaß da und auch nicht, um dir dein Leben zu erleichtern. Du musst damit klarkommen, dass sie hier wohnt."

„Das Zimmer gegenüber", sagte ich genervt und deutete auf meine Zimmertür, die in den Flur führte.

Louis stand wortlos auf und ging in den Flur, hinter sich schloss er meine Zimmertür.

Erst passierte eine kurze Zeit nichts, dann begann ich Stimmen zu hören und konnte mich nicht davon abhalten zu lauschen.

Louis schien mit Kathy zu reden, aber nicht um sie zu manipulieren. Zumindest hörte es sich nicht so an, wie als er das bei meiner Mutter und den Polizisten getan hatte. Außerdem hörte ich Bruchstücke von Sätzen wie „Tu einfach so" und „Schön dich wiederzusehen". Daraus schloss ich, dass beide sich kannten. Nur woher?

Bevor Louis wiederkam, ging ich schnell zurück in mein Bett und versuchte, ganz unauffällig zu tun.

„Ist erledigt", sagte er mit einem Grinsen, was garantiert fake war.

Er verheimlichte mir also noch mehr und das machte die ganze Situation mit uns nicht unbedingt besser.

„So schnell?", fragte ich.

„Na klar. So schnell ging es die letzten Male doch auch." Er machte eine kurze Pause. „Alles okay mit dir?"

Ich nickte und Louis ließ sich neben mir auf das Bett fallen.

„Ist denn auch alles okay bei dir?", fragte ich, in der Hoffnung, dass er mir erzählte, was dort eben passiert war.

„Ja, natürlich", lächelte er mich an, als ob nichts wäre.

„Es tut mir so leid", sagte Liv. „Ich habe keine Ahnung, wieso ich das getan habe.

Ich schon, schoss es mir durch den Kopf und ich musste an Elian denken.

„Sobald ich das mit Noah geklärt habe, ist das mit uns auch geklärt", versicherte ich ihr und sah mich um Flur um. Entweder war Noah schon auf seinem Platz in der Klasse, oder er würde zu spät kommen. Ich hatte eigentlich gehofft, dass ich noch vor dem Unterricht mit ihm reden konnte.

„Und, wo warst du die ganze Zeit?", fragte Liv mich neugierig und ich überlegte kurz.

Egal was ich sagen würde, sie würde eh denken, ich wäre Zuhause geblieben, weil ich so verletzt wegen ihr war.

„Ich war krank." Damit unterstützte ich wenigstens die Lüge, die Louis meiner Mutter eingeflößt hatte. „Grippe", erläuterte ich noch weiter, damit sie mir mehr Glauben schenkte.

Es war mit Garantie nicht Livs Schuld gewesen, was sie getan hatte, weswegen ich auch nicht länger nachtragend sein wollte. Entweder war es Finns schlechter Einfluss gewesen oder eine Manipulation, wieso auch immer Elian das tun sollte.

„Wo ist denn Finn?", erkundigte ich mich nun.

Mir war klar, dass er nicht hier bei uns sein würde, weil er ja schon in der Oberstufe war, aber auch an der Bushaltestelle hatte ich sie beide nicht zusammen gesehen.

„Ach, der ist schon wieder Schnee von gestern. So ein Idiot." Liv seufzte.

Wenigstens hatte sie es selber gemerkt.

„Ach, du findest schon jemand besseren", munterte ich sie auf, so wie es sich für eine beste Freundin gehörte. Man sollte schließlich mit einem guten Beispiel voran gehen.

„Ich habe es gar nicht verdient, dass du so nett zu mir bist", fing Liv an, aber die Klingel unterbrach sie.

„Bis später", sagte ich noch, bevor ich in meinem Klassenraum verschwand, doch Noah war nicht wie erwartet dort.


Der Himmel in seinen AugenWhere stories live. Discover now