Chapter 73

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Wochenlang waren wir durch das Land gereist, auf der Suche nach irgendeiner Hexe, die uns vielleicht helfen könnte, und doch hatten wir nichts gefunden. Dafür hatten wir mittlerweile ein ganz anderes Problem: Irgendjemand verfolgte uns. Wir wussten nicht, wer es war, Klaus war immer noch in New Orleans beschäftigt und ansonsten könnte es wirklich jeder sein. Aber wer auch immer uns verfolgte, wollte mit Sicherheit nichts Gutes von uns. Also hatten wir beschlossen, Hilfe zu suchen. Aus diesem Grund gingen wir gerade in das Anwesen meiner Brüder, wo uns sofort Damon entgegenkam.

"Emily? Katherine? Was macht ihr hier, ich dachte, ihr wärt mal wieder abgehauen?"

"Sind wir auch", antwortete ich und lächelte meinen Bruder leicht an. "Aber irgendjemand verfolgt uns. Kat ist zu schwach, um sich richtig zu verteidigen und ich kriege das alleine nicht mehr hin. Also dachte ich, ich könnte mal meine beiden Lieblingsbrüder besuchen, die ihrer armen Schwester in Not sicherlich helfen wollen."

"Dir würde ich ohne zu zögern sofort helfen. Aber Katherine? Sie hat dieses Leben verdient."

Leise seufzte ich auf und verdrehte die Augen. "Irgendwie habe ich so etwas ja schon erwartet. Wo ist Stefan? Vielleicht ist wenigstens einer meiner Brüder bereit, die Vergangenheit ruhen zu lassen und mir zu helfen."

"Stefan hat die Stadt verlassen. Wir haben beschlossen, dass derjenige, der Elena nicht kriegt, Mystic Falls verlässt, um dem anderen nicht mehr im Weg zu stehen."

Fassungslos sah ich meinen Zwilling an. "Ist das euer Ernst? Ihr beschließt, euch niemals wiederzusehen und das nur wegen Elena?"

"Inwiefern ist das denn anders als uns nicht mehr zu sehen, weil du lieber mit Katherine auf der Flucht bist?", erwiderte Damon und ich zuckte leicht mit den Schultern.

"Ja, okay, da hast du wohl recht. Also, können wir jetzt hier bleiben oder muss ich mir jemand anderen suchen, der uns beschützt? Ich bin nämlich wirklich müde und würde mich nur zu gerne einmal ausruhen können, ohne Angst zu haben, dass wir beide im Schlaf ermordet werden."

"Dein Zimmer oben ist noch fertig", antwortete mein Bruder seufzend, wofür ich ihn kurz auf die Wange küsste.

"Danke, du bist auch mein Lieblingsbruder", grinste ich und lief dann sofort nach oben. "Ah, endlich wieder ein bequemes Bett!"

Sofort legte ich mich darauf und sah lächelnd zu Kat. "Was ist, kommst du auch?"

"Ich gehe lieber vorher noch mal ins Bad. Du kannst dir nicht vorstellen, wie dreckig man sich als Mensch die ganze Zeit fühlt."

Leise lachte ich und schloss meine Augen. Die letzten Wochen hatten mich wirklich erschöpft. Wir waren hier zwar auch nicht vollkommen sicher, aber zumindest wusste ich, dass wir nicht allein waren. Und wenn es darauf ankam, würde Damon sogar seine verhasste Exfreundin retten, um mir einen Gefallen zu tun. Nur Sekunden später war ich schon eingeschlafen. Wach wurde ich erst von jemandem, der lautstark die Treppen hinunterstürmte. Sofort stand ich auf und lief in den Flur, wo ich fast Stefan umrannte. "Stef? Was ist hier los?"

Als mein Bruder sich umdrehte, um mir in die Augen zu sehen, bemerkte ich meinen Fehler, aber da war es schon zu spät. "Du kannst dich nicht mehr bewegen", meinte er und grinste, als ich ihn panisch ansah. Silas. Wieso konnte er mich manipulieren, das sollte doch eigentlich unmöglich sein?

Lächelnd drehte er sich wieder um und ging gelassen die Treppen hinunter, um Kat zu verfolgen. Was machte Silas überhaupt hier? Ich dachte, meine Brüder hätten ihn zu Stein werden lassen und ihn vernichtet? Angestrengt versuchte ich, meine Beine zu bewegen, aber sie waren wie festgeklebt. Ich hörte, wie Kat unten vor Silas davonlief, bis Damon dazukam. Für einen Moment hatte ich Angst, dass Damon sie sofort ausliefern würde, dann hörte ich aber, wie er Jeremy sagte, er solle Kat mitnehmen und in Sicherheit bringen. Die Haustür wurde geschlossen und ich atmete erleichtert auf. Silas war noch immer hier, zusammen mit Damon, und Kat war ihm entkommen. Zumindest vorerst. Tief atmete ich durch, während ich mir immer wieder sagte, dass das nur eine Manipulation von Silas war, wegen der ich mich nicht bewegen konnte, und das alles nicht echt war, bis ich es langsam schaffte, meine Beine wieder zu bewegen. Vorsichtig ging ich nach unten zu Silas und meinem Bruder. Damon hatte tatsächlich meine Freundin beschützt, da wäre es wirklich ungerecht, wenn er deshalb von einem uralten, wütenden Supervampir umgebracht werden würde.

Silas und Damon waren gerade dabei, sich über Stefan zu unterhalten, und als ich verstand, worum dieses Gespräch ging, gefror mir das Blut in den Adern. Silas hatte unseren Bruder, und irgendwie folterte er ihn, seit Stefan damals "gegangen" war. Mir hätte auffallen müssen, dass das nicht seine Art war. Einfach ohne einen Abschied verschwinden, damit Damon mit Elena glücklich werden kann? Das passte nicht zu meinem kleinen Stef. Aber jetzt war es zu spät, ich war so mit meinen eigenen Problemen beschäftigt gewesen, dass ich von seinen nichts mehr mitbekommen hatte.

"Bring sie zurück, Jeremy", meinte Damon gerade am Telefon.

"Was? Nein! Damon, das kannst du nicht machen!"

Silas drehte sich grinsend zu mir um. "Oh, sieh mal an, wer auch wieder aufgetaut ist. Du hast dich mir überraschend schnell widersetzt, wirklich beeindruckend. Aber ich fürchte, du bist zu spät. Dein Bruder gibt mir deine kleine Freundin und dann seid ihr mich ganz schnell los."

"Ich hatte keine Wahl, Emily", meinte Damon leise und sah mich entschuldigend an. "Entweder Katherine oder Stefan. Da muss ich nicht lange überlegen."

Ich konnte ihn verstehen, ich wusste selbst nicht, wie ich mich an seiner Stelle entschieden hätte. Trotzdem machte mir der Gedanke, dass Silas meine Freundin bekommen sollte, furchtbare Angst. Bevor ich jedoch noch etwas sagen konnte, hörte ich, wie Jeremy am anderen Ende der Leitung anfing zu schreien.

Damon hob sein Handy wieder ans Ohr, als er das hörte und rief nach Jeremy. Von ihm kam jedoch keine Antwort, man hörte nur quietschende Reifen, das Krachen von Metall und dann nichts mehr.

"Sieht so aus, als gäbe es Probleme, Katherine hierherzubringen", bemerkte Silas, aber ich hörte dem Gespräch nicht weiter zu. Ich rannte sofort nach draußen, nur einen einzigen Gedanken im Kopf. Ich musste Kat retten. Sie hatte schon so vieles überlebt, ich würde sie ganz sicher nicht wegen eines Autounfalls sterben lassen.

Mysteries - The Story of Emily SalvatoreWhere stories live. Discover now