Chapter 47

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"Emily, jetzt wach schon auf." Genervt wollte ich mich wieder umdrehen, aber Kat zog meine Decke weg. "Komm schon, es ist fast Mittag."

Wow, mein Schlafrhythmus war wirklich im Eimer. Blinzelnd öffnete ich die Augen und richtete mich auf. "Was gibt es denn so Wichtiges?"

"Isobel ist in der Stadt."

Von einer Sekunde auf die andere war ich hellwach. Isobel war in Mystic Falls? Wir hatten sie schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Dass sie hier war, veränderte alles. Sie war zwar nicht so eng mit Kat befreundet wie ich, aber wir drei verstanden uns trotzdem ziemlich gut. Und die letzten Wochen hatte sie damit verbracht, zu versuchen, einen Deal mit Klaus für uns auszuhandeln.

"Hat sie gesagt, ob sie etwas erreicht hat?", fragte ich aufgeregt.

"Nein, ich habe noch nicht persönlich mit ihr gesprochen. Ich wollte ihr einen kleinen Überraschungsbesuch abstatten und dachte, du würdest vielleicht gerne mitkommen. Aber wenn du natürlich lieber weiterschlafen willst..."

"Gib mir fünf Minuten", antwortete ich nur und fing an, mich mit Vampirgeschwindigkeit fertig zu machen. Ich brauchte zwar trotzdem etwas länger, aber das war etwas, wofür Kat immer Verständnis hatte. Sie ging ja selbst nie aus dem Haus, wenn sie weniger als perfekt aussah.

Eine halbe Stunde später saßen wir schon im Wohnzimmer von Isobels Haus. Auch wenn es eigentlich eher eine Villa war. Es war nicht schwer gewesen, zu erraten, wo Isobel sich während ihres Aufenthalts hier einquartieren würde. Sie hatte einen äußerst exklusiven Geschmack.

"Ihr hattet recht, ich habe es nicht geschafft, weiter in Klaus Nähe zu kommen." Bevor ich von Isobels Worten allzu schwer enttäuscht sein konnte, redete sie weiter. "Aber ich habe es geschafft, Kontakt zu einem seiner Hexer aufzunehmen. Und Klaus ist mit einem Deal einverstanden."

"Ein Deal? Was verlangt er?" So weit waren wir bisher noch nie gekommen und auch Kat schien sich darüber zu freuen.

"Er wird euch nicht mehr jagen, wenn ihr ihm den Mondstein und den Doppelgänger besorgt. Kriegt ihr das hin?"

Kurz sah Kat fragend zu mir und als ich langsam nickte, stimmte auch sie zu.

"Euch ist klar, dass ihr die Salvatore-Brüder dafür wieder hintergehen müsst, oder?", fragte Isobel nach und sah dabei auffällig zu mir, was mich sofort wütend machte. Sie sah in mir eine Schwachstelle in unserem Plan. Ich konnte ihren Gedanken ja verstehen, aber sie sollte es nicht wagen, mir zu unterstellen, dass ich vielleicht Kat verraten könnte, weil ich zu meinen Brüdern halten würde. Ich liebte Damon und Stefan und würde so gut wie alles tun, damit es ihnen gut ging. Aber Kats Sicherheit war mir so viel wichtiger als die Gefühle meiner Brüder für die kleine Doppelgängerin, dass ich nicht einmal darüber nachdenken musste.

"Wir waren bereit, mit ihnen zusammenzuarbeiten, wenn es nötig gewesen wäre", antwortete ich also fest. "Aber sie haben keine Ahnung, mit wem sie es zu tun haben. Und sie vertrauen uns nicht genug, um uns in ihre Pläne einzuweihen. Wenn wir weiter mit ihnen arbeiten, werden wir alle sterben. Ein möglicher Deal mit Klaus verändert alles."

Herausfordernd sah ich Isobel an, aber sie verstand schnell, dass ich das ernst meinte. Sie sollte mich besser nicht infrage stellen.

Zurück im Salvatore-Anwesen ging Kat direkt zu Damon, um ihn unauffällig zu fragen, wo er den Mondstein versteckt hatte. Ich hielt mich zurück, er würde nur misstrauisch werden, wenn wir beide versuchten, das von ihm zu erfahren.

"Er hat den Mondstein hier irgendwo im Haus versteckt, aber wollte mir nicht sagen, wo", erzählte meine Freundin mir kurz darauf. Wir sprachen leise, obwohl wir eigentlich mittlerweile alleine waren.

"Dann bleibt uns wohl nichts anderes übrig als ihn selbst zu suchen", seufzte ich. "Wir sollten uns beeilen, bevor jemand wiederkommt."

Die nächsten Stunden verbrachten wir damit, das ganze Haus auf den Kopf zu stellen und zeitgleich wieder aufzuräumen, damit niemand sehen würde, was wir gemacht haben. Die ganze Zeit zerbrach ich mir darüber den Kopf, wo mein Zwilling wohl am ehesten einen Stein verstecken würde. Wo würde ich ihn verstecken?

Damon war clever, aber er war auch arrogant. Er fühlte sich schlauer als alle anderen, er würde nicht das erstbeste Versteck nehmen, das ihm einfiel. Den Stein zwischen irgendwelchen Büchern zu verstecken oder einen doppelten Boden in der Sockenschublade zu haben war einfach nicht seine Art. Alles, was aussah, wie ein mögliches Versteck, würde ich instinktiv schon ausschließen. Und trotzdem würde er den Stein irgendwo in seiner Nähe haben wollen. Er vertraute nur sich selbst. In Gedanken versunken ging ich in sein Bad, um mich dort noch einmal umzusehen, bis mein Blick auf die kleine Seifenschale neben seinem Waschbecken fiel. Sofort breitete sich ein Grinsen auf meinem Gesicht aus. Damon hatte mich nicht enttäuscht, das war genau der Ort, an dem er etwas so Kostbares verstecken würde. Weil keiner davon ausgehen würde, dass er den Stein einfach offen herumliegen lässt. Aber ich kannte ihn eben besser, als er erwartet hätte.

"Kat? Du kannst aufhören zu suchen. Ich habe den Mondstein gefunden."

"Okay, du weißt, was du zu tun hast?", fragte Kat mich kurz darauf zum gefühlt hundertsten Mal. Wir standen vor dem Lockwood-Anwesen, in dem mal wieder irgendeine Wohltätigkeitsveranstaltung stattfinden würde. Wieso gab es eigentlich nichts anderes in Mystic Falls?

"Natürlich weiß ich das. Isobel sorgt für eine Ablenkung, damit du den Platz mit Elena tauschen kannst. Sie nimmt ihre Tochter mit und du bringst als Elena Stefan nach draußen, wo uns keiner sieht. Wir setzen ihn außer Gefecht, damit er uns nicht folgen kann und dann treffen wir uns mit Isobel. Der Plan ist jetzt nicht allzu kompliziert."

"Ja, ich weiß, aber dafür ist er umso wichtiger. Wenn wir Elena haben, dann können wir unseren Teil des Deals erfüllen. Wir wären frei."

"Ich weiß. Und wir werden das auch schaffen, ganz bestimmt." Aufmunternd lächelte ich Kat an, bevor sie reinging. Ich blieb draußen zwischen den Bäumen stehen, es wäre zu auffällig gewesen, wenn Stefan mich sieht. Er würde sofort verstehen, dass Kat nicht Elena war.

Als ich sah, wie mein Bruder mit Kat nach draußen kam, wurde mir ein wenig mulmig zumute. Ich sollte ihn überraschen, damit Kat ihm eine Spritze mit hochdosiertem Eisenkraut geben konnte. Sie hatte mir versprochen, er würde keine weiteren Schäden davontragen, aber ganz wohl fühlte ich mich doch nicht dabei. Jetzt war es aber zu spät, um es mir noch einmal zu überlegen.

"Hallo, Stefan", begrüßte ich ihn mit einem aufgesetzten Grinsen und trat aus dem Schatten der Bäume heraus. Er verstand schnell, dass ich irgendetwas vorhatte und das das an seiner Seite wohl nicht Elena war. Aber Kat war schneller und nur Sekunden später lag mein Bruder bewusstlos am Boden.

"Komm, lass uns zu Isobels Haus fahren und dann von hier verschwinden, bevor Klaus persönlich auftaucht", meinte ich und ignorierte meinen Bruder. Es fühlte sich nicht gut an, ihn da so liegen zu lassen, aber ich wusste ja, dass es ihm bald schon wieder gut gehen würde. Wir wechselten auf der Fahrt kein einziges Wort und erst als wir in Isobels Haus waren, sah ich mich nachdenklich um.

"Wieso ist sie noch nicht hier? Ich dachte, wir wollten uns hier treffen?", fragte ich leise. Kat telefonierte schon mit ihr, also sah ich mich nachdenklich um.

"Es tut mir leid, Katherine. Ich musste tun, was er wollte", hörte ich Isobels Stimme am anderen Ende der Leitung. "Er wollte den Mondstein. Und er wollte dich."

"Was? Wer?", fragte Kat und drehte sich beinah zeitgleich mit mir um. Ein Hexer stand direkt hinter uns. Noch bevor ich auch nur daran denken konnte, wegzurennen, verlor ich das Bewusstsein.

Mysteries - The Story of Emily SalvatoreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt