Chapter 46

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"Also, was machen wir heute?", fragte ich Damon, bevor er noch etwas Dummes sagen konnte.

"Wir? Ich dachte, du wärst Team Katherine?"

"Bin ich doch auch. Aber Team Katherine hat im Moment das gleiche Ziel wie Team Elena, also sollten wir auch zusammenarbeiten."

Schnaubend verdrehte mein Bruder die Augen, zeigte aber auf einen Stapel Bücher auf dem Wohnzimmertisch. "Elijah wollte unbedingt herausfinden, wo hier in der Nähe ein Haufen Hexen gestorben ist. Wir wissen nicht genau, wofür er diese Information brauchte, aber sie schien wichtig zu sein. Also recherchieren wir."

"Klingt ja unfassbar spannend", meinte ich ironisch, nahm mir aber ein Buch und fing an zu lesen. Ich hatte eh nichts Besseres zu tun und ich wollte genauso wie sie, dass Klaus starb. Wenn ich gewusst hätte, dass ich mich hier aber die nächsten Stunden nicht wegbewegen würde, hätte ich das vielleicht anders gesehen.

"Ich habe Hunger", meinte Kat nach einer gefühlten Ewigkeit des Schweigens.

"Bring mir einen Beutel mit", antwortete ich, ohne den Blick von dem Buch zu lösen, in dem ich mich seit zwei Stunden vertieft hatte.

Kurze Zeit später hörte ich Kat schreien und als ich dann noch ihr Blut roch, ließ ich das Buch sofort fallen und rannte mit Vampirgeschwindigkeit nach unten in den Keller. Kat kniete neben Elijahs Leiche, mit einem Holzpfahl im Bauch. Am Rande bemerkte ich, wie Damon mir nachlief und anfing, Elijahs Körper zu verbrennen. Meine Aufmerksamkeit lag aber ausschließlich auf Kat, während ich ihr den Pfahl rauszog. Er war so knapp an ihrem Herzen vorbeigegangen, dass es mir wirklich Angst machte.

"Was ist passiert?"

"Der Dolch hat sich plötzlich bewegt. Das muss irgendein Zauber gewesen sein. Jemand wollte Elijah wieder auferwecken."

"Wer auch immer das war, ist jetzt weg", meinte Damon zufrieden. Elijahs halb verkohlte Leiche lag wieder wie vorher auf dem Boden. Ein wahrhaft gruseliger Anblick. Aber zumindest bewegte sich der Dolch nicht mehr auf magische Weise.

"Wie geht es dir?", fragte ich Kat besorgt. Damon war schon wieder nach oben gegangen.

"Alles in Ordnung. Es ist ja schon alles wieder verheilt."

Ich atmete tief durch und versuchte, mich wieder zu beruhigen. "Ich hatte wirklich Angst um dich, Kat. Tu so etwas nie wieder."

"Das nächste Mal soll ich also einfach dabei zusehen, wie Elijah wieder aufwacht? Ich habe das Gefühl, das würde für uns weniger gut enden", grinste sie und ich schlug ihr leicht auf den Arm.

"Du weißt genau, wie ich das meine. Du solltest besser auf dich aufpassen. Ich habe mir Sorgen gemacht. Ich wüsste nicht, was ich tun sollte, wenn du stirbst."

Plötzlich wurde ihr Lächeln viel sanfter und sie drückte leicht meine Hand. "Ich werde nicht sterben. Ich bin fünfhundert Jahre vor den Urvampiren davongelaufen, ganz sicher werde ich nicht wegen etwas so Unwichtigem wie einer Hexe sterben."

Gegen meinen Willen musste ich leise lachen. "Also gut. Aber versprich mir trotzdem, dass du auch in Zukunft auf dich aufpasst."

"Natürlich werde ich das. Ich bin Katherine Pierce, es ist nicht so leicht, mich zu töten."

"Das ist leider wahr", rief Damon zu uns hinunter, woraufhin ich die Augen verdrehte.

"Halt die Klappe!", schrie ich zurück und ging dann mit Kat wieder nach oben. Sie hatte mir wirklich einen ziemlich großen Schrecken eingejagt, aber daran sollte ich mich auch mittlerweile gewöhnt haben.

Später am Abend lag ich alleine auf meinem Bett und sah an die Decke. Im Zimmer neben mir machte sich Kat mal wieder an meinen Zwillingsbruder ran. Mir war klar, dass sie einen Korb kriegen würde, aber ihr anscheinend nicht. Damon war wirklich manchmal dumm, aber er beging nie den gleichen Fehler zweimal. Er würde sich nicht noch einmal auf Kat einlassen. Er hatte lange genug gebraucht, um zu verstehen, dass sie ihn nie geliebt hatte. Daher wunderte es mich auch so, warum ich bei dem Gedanken, dass Kat mit meinem Bruder flirtete, trotzdem so schlecht drauf war. Damon würde es nicht schaden und auch Kats Ego würde unter seiner Zurückweisung lange nicht zerbrechen. Eine leise Stimme in meinem Inneren sagte mir, dass ich vermutlich nur eifersüchtig war. Wütend drückte ich mir mein Kissen auf die Ohren, als ob ich es dadurch nicht mehr hören konnte. In den letzten Jahren war es immer schwerer geworden, diese Stimme zu ignorieren. Das wollte ich aber um jeden Preis tun. Wenn ich mir erlaubte, über meine Gefühle nachzudenken, gäbe es kein Zurück mehr. Und es gefiel mir so, wie es war. Mein Leben gerade gefiel mir. Ich hatte meine Brüder zurück und eine wundervolle beste Freundin. Die ich auf keinen Fall verlieren wollte. Aber wenn ich anfangen würde, nur darüber nachzudenken, würde Kat sofort den Unterschied bemerken. Ich konnte kein Geheimnis vor ihr haben, sie durchschaute mich viel zu schnell. Also blieb mir nur noch, das Geheimnis auch vor mir selbst zu bewahren. Was jedoch leichter gesagt als getan war.

"Was machst du da?", fragte Kat, als sie wieder in mein Zimmer kam. Anscheinend war sie wie erwartet von Damon rausgeschmissen worden. Verlegen nahm ich das Kissen von meinem Kopf und warf es dann einfach nach ihr.

"Ich versuche, nicht zuzuhören, was du mit meinem Bruder treibst", antwortete ich. Das war ja streng genommen auch die Wahrheit.

"Wenn es dich beruhigt, er hat wirklich nicht mehr das geringste Interesse an mir" Grinsend schmiss sie sich zu mir aufs Bett. Sie könnte sich zwar auch ein eigenes Schlafzimmer suchen, aber immer wenn ich sie darauf ansprach, meinte sie, dass sie es bei mir viel schöner hatte. Ich glaubte, dass es ihr schwer fiel, irgendwo alleine zu schlafen. Mir ging es jedenfalls so, schließlich waren wir seit meiner Verwandlung fast jeden Tag zusammen gewesen. Und mein Bett war ja auch groß genug.

"Oh, das überrascht mich jetzt nicht sonderlich. Deine Verführungskünste, die du da gerade versucht hast, waren nicht gerade deine besten", neckte ich sie grinsend.

"Tja, wahrscheinlich war ich nur halbherzig bei der Sache."

"Wieso das denn?" Fragend zog ich eine Augenbraue hoch.

Fast dachte ich, sie hätte mich nicht gehört, als sie mir einige Sekunden lang nicht antwortete. "Vermutlich, weil es extrem merkwürdig ist, wenn seine Schwester direkt nebenan liegt und jedes einzelne Wort belauscht." Ich hatte das Gefühl, dass sie mir nicht die Wahrheit sagte. Zumindest nicht die ganze Wahrheit. Trotzdem ließ ich das auf sich beruhen und drehte mich wortlos um, um zu schlafen.


Mysteries - The Story of Emily SalvatoreWhere stories live. Discover now