Chapter 68

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Wir waren zwar im Besitz des Heilmittels, doch das hatte uns bisher noch nicht viel gebracht. Wir waren immer noch auf der Flucht, jetzt aber nicht mehr nur vor Klaus, sondern auch vor meinen Brüdern, Rebekah und ihrer neuen besten Freundin Elena, die nach dem Tod ihres Bruders ihre Gefühle abgeschaltet hatte. Wirklich super. Im Moment waren Kat und ich in einer Stadt untergekommen, in der wir einen ganzen Tag lang alle Einwohner manipuliert hatten, damit die uns nicht verrieten. Uns waren Gerüchte zu Ohren gekommen, dass Rebekah und Elena kurz davor waren, uns hier zu finden, aber wir konnten noch nicht gehen. Kat wollte sich heute noch hier mit Elijah treffen und sie war kurz davor, ihn davon zu überzeugen, mit Klaus über unsere Freiheit zu verhandeln. Das würden wir uns nicht von einer Urvampirin und ihrer emotionslosen Doppelgängerfreundin ruinieren lassen.

Zumindest war das der Plan. Das änderte sich aber, als wir Elena quasi direkt über den Weg liefen. Sie gab sich als Katherine aus, um herauszufinden, wo wir waren. Das war wirklich intelligent von ihr. Nicht so intelligent war es, dass sie hier alleine rumlief und von Rebekah nichts zu sehen war. Kat schien den gleichen Gedanken zu haben, denn sie rannte sofort auf Elena zu und drückte sie mit aller Kraft gegen eine Wand.

"Du hättest nicht herkommen sollen", knurrte sie und ich stellte mich neben sie.

"Hey, Kat, beeil dich lieber, bevor unsere Lieblings-Urvampirin zurückkommt." Besorgt sah ich mich um, fand mich aber nur Sekunden später auf dem Boden wieder und spürte, wie Kat neben mich fiel.

"Dafür ist es wohl zu spät", meinte besagte Urvampirin über uns und grinste zu uns herab. "Ihr beide begleitet uns jetzt in dieses süße Diner dort drüben. Wir haben lange nach euch gesucht."

Ich unterdrückte ein Seufzen und stand vom Boden auf. So war das nicht geplant gewesen. Wie sollten wir denn jetzt schnell genug wegkommen, damit Kat sich mit Elijah treffen konnte? Na ja, dann mussten wir eben improvisieren.

Mit verschränkten Armen setzte ich mich neben Kat auf eine Bank, Elena und Rebekah uns gegenüber. In Gedanken zählte ich bis drei und schon ging das Verhör los. Wo ist das Heilmittel? Wo wohnt ihr? Wo habt ihr das Heilmittel versteckt? Wo seid ihr heute gewesen? Wo ist das Heilmittel? Ja, ihre Fragen waren wirklich sehr abwechslungsreich.

"Bemüht euch nicht zu sehr, wir werden euch nicht verraten, wo das Heilmittel ist", bemerkte ich und sah zu Rebekah. "Und bevor du versuchst, uns zu manipulieren, wir trinken jeden Tag Eisenkraut."

Ihr genervter Blick munterte mich zwar ein wenig auf, aber dafür wurde ich plötzlich von einem stechenden Schmerz in meiner Hand abgelenkt. "Hast du mich gerade ernsthaft mit einer Gabel aufgespießt?", fragte ich fassungslos und biss die Zähne zusammen, während ich sie wieder aus meiner Hand zog. Rebekah ignorierte mich aber und wandte sich an meine Freundin.

"Ich weiß, du willst meinem Bruder das Heilmittel in den Rachen schütten, aber..."

"Das denkt ihr also?", unterbrach Kat sie. Es war nicht wirklich klug, Rebekah zu unterbrechen, aber aus irgendeinem Grund wurde sie nicht mit Besteck erstochen. "Wir werden nicht mal in Klaus' Nähe gehen. Ich werde ihm das Heilmittel in Gegenzug für meine Freiheit anbieten. Und deswegen werdet ihr es auch nicht bekommen."

"Ich glaube nicht, dass das schon alles ist", bemerkte Rebekah und musterte Kat zweifelnd. "Du hast immer mehr als einen Plan. Ich würde dir ja einen Deal anbieten: Ich nehme das Heilmittel, Klaus ist zufrieden, dass es vernichtet ist, und gibt dir dafür deine Freiheit wieder. Aber dann wäre es nur eine Frage der Zeit, bis du mich verraten würdest, nicht wahr?"

"Nicht unbedingt. Man verändert sich. Ich bin jetzt eine andere als früher." Kat warf mir einen verstohlenen Blick zu und ich grinste sie leicht an. Eine andere als früher. Das glaubte Elijah vielleicht, aber seine Schwester würde nicht darauf reinfallen.

Ich fragte mich gerade, wie lange wir das noch machen sollten, als Elena nach Kats Tasche griff und sie durchwühlte. "Wir haben das Heilmittel nicht dabei, so dumm sind wir auch nicht", bemerkte ich und verdrehte die Augen.

"Ich suche auch nicht das Heilmittel, sondern ihr Handy", antwortete die kleine Doppelgängerin und fand das auch kurz darauf. "Du hast also ein Treffen heute, das ist ja interessant... Wer ist E.M.?"

Kat und ich wechselten einen schnellen Blick, antworteten aber beide nicht.

"Ist auch egal. Wenn ihr nichts sagen wollt, gehe ich eben hin." Grinsend musterte Elena meine Freundin. "Ich werde deine Klamotten brauchen."

Wow, wie lange hatte sie wohl schon gewartet, um das zu sagen? Kat wollte schon widersprechen, aber ich stieß ihr unauffällig mit dem Ellbogen in die Rippen. Wenn Elena sich mit Elijah treffen wollte, sollte sie es doch tun. Er würde in nur wenigen Sekunden bemerken, dass er nicht mit "seiner" Katerina sprach, und dann würde er dafür sorgen, dass seine Schwester uns gehen ließ. Kat schien den gleichen Gedanken zu haben, denn sie gab Elena widerwillig ihre Jacke und Schuhe.

Ich musste ein Grinsen unterdrücken, als Elena das Diner verließ. Jetzt mussten wir nur noch warten, bis Elijah Kat suchen ging. Ich wollte mich schon entspannt zurücklehnen, als plötzlich zwei vertraute Gesichter das Diner betraten. Meine Brüder. Na wundervoll, die brauchten wir jetzt wirklich nicht auch noch.

"Damon, Stef, freut mich ja so, euch zu sehen", begrüßte ich die beiden grinsend. "Seid ihr hier, um eure liebste Schwester aus den Fängen der bösen Urvampirin zu befreien?"

"Unsere liebste Schwester, die uns mit ihrer psychopathischen Freundin das Heilmittel geklaut hat, bevor wir es auch nur sehen konnten? Nein, ich glaube nicht." Dass Damon aber auch immer so nachtragend sein musste. Na ja, er hatte ja schon irgendwie recht. "Rebekah, wo ist Elena?"

"Wieso sollte ich euch das sagen? Damit ihr sie wieder mit nach Mystic Falls nehmen könnt und ihr weiter in Ruhe nach dem Heilmittel sucht? Nein, danke."

"Elena wird mittlerweile vermutlich nicht mehr am Leben sein", schaltete sich Kat grinsend ein. "Sie trifft sich mit einem Freund von mir. Gutaussehend, Urvampir, steht auf Anzüge. Ihr kennt ihn vielleicht."

"Sie ist bei Elijah?", fragte Stefan schockiert nach und ich hatte beinahe so etwas wie ein schlechtes Gewissen. Aber nur beinahe.

"Er wird in weniger als zehn Sekunden gemerkt haben, dass Elena nicht ich bin. Und davon wird er gar nicht begeistert sein. Denn wenn ich sage, er ist mein Freund, dann meine ich Freund."

Meine Brüder und Rebekah verzogen das Gesicht, während ich versuchte, so neutral wie möglich auszusehen. "Moment. Dein Freund?", fragte Damon nach und sah zu mir. "Ich dachte... Was ist mit dir, Emily?"

Na super, hatte Kat das jetzt unbedingt bemerken müssen? "Nichts ist mit mir. Kat kann zusammen sein mit wem sie will. Wir führen da eine ganz offene Beziehung." Ich hoffte, dass Damon mir diese kleine Lüge abkaufen würde.

"Ich habe mit Elijah gesprochen", meinte Stefan, der gerade nach einem Telefonat mit dem Urvampir wieder reinkam. "Er ist bereit, Katherine gegen Elena einzutauschen."

Kurz erstarrte ich. Katherine einzutauschen. Nicht mich. Daran hätten wir denken müssen, ich war ihm egal. Und Rebekah würde sicher nur zu gerne aus mir herausfoltern, wo wir das Heilmittel versteckt hatten.

"Wie nett. Aber ich habe eine bessere Idee", meinte meine Freundin, die anscheinend die gleichen Gedanken wie ich hatte. "Wir bringen euch jetzt zum Heilmittel."

Mysteries - The Story of Emily SalvatoreWhere stories live. Discover now