Chapter 53

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Ich konnte mich kaum daran erinnern, was passiert war, nachdem Damon diese Worte ausgesprochen hatte. Ich wusste noch, dass ich ein wenig panisch geworden war und versucht hatte, irgendeine Lösung zu finden. Nur dass es aussichtslos war, es gab kein Heilmittel gegen den Biss von einem Werwolf. Damon hatte mir das auch immer wieder gesagt, aber ich wollte es nicht wahrhaben. Ich war nicht bereit, meinen Zwillingsbruder zu verlieren. Ich hatte ihn doch gerade erst wiedergefunden. Aber die einzige Idee, die mir eingefallen war, war keine besonders gute. Ich hatte Damon gesagt, er solle versuchen, über Bonnie Kontakt zu Emily Bennett aufzunehmen. Vielleicht wüsste sie etwas, sie war immerhin eine Hexe, auch wenn sie schon seit langem tot war. Und vielleicht würde sie Damon sogar helfen, schließlich war ich damals gut mit ihr befreundet gewesen. Es wäre ein verzweifelter Versuch, aber zumindest wäre es ein Versuch. Damon hingegen hatte sich so benommen, als hätte er schon längst mit seinem Leben abgeschlossen. Als er gegangen war, hatte er sich von mir verabschieden wollen, aber ich hatte mich geweigert. Ich war noch lange nicht bereit, einfach zu akzeptieren, dass er sterben würde.

Seitdem waren aber zwei Tage vergangen. Zwei Tage seit dem Ritual. Zwei Tage seit meine Brüder Klaus hätten töten sollen. Zwei Tage seit unsere Manipulation aufgehoben sein müsste. Stattdessen saßen wir aber immer noch in der Wohnung fest, was uns alles sagte, was wir wissen mussten. Irgendetwas war schiefgelaufen, Klaus war noch am Leben und wir würden hierbleiben müssen, bis er wiederkam und uns freiließ. Und obwohl ich mir darüber Gedanken machen sollte, wie Kat und ich hier rauskamen, konnte ich nur an Damon denken. Ich wusste nicht genau, wie lange es dauern würde, aber er würde mit Sicherheit nicht mehr viel Zeit haben.

Als die Wohnungstür aufging und Stefan hereinkam, sah ich hoffnungsvoll auf. "Wie geht es Damon?", fragte ich und stand mit Vampirgeschwindigkeit vor ihm.

Mein Bruder schüttelte nur leicht mit dem Kopf und für einen furchtbaren Moment dachte ich, Damon wäre schon tot, ohne dass ich es mitbekommen hatte. "Er hat nicht mehr viel Zeit." Obwohl das bedeutete, dass Damon noch lebte, konnte ich kaum erleichtert sein. "Ich habe mit Emily Bennett gesprochen. Die anderen toten Hexen haben von ihr verlangt, nichts zu verraten, aber sie hat mir einen Namen gegeben. Klaus Mikaelson."

Schockiert sah ich meinen kleinen Bruder an. "Klaus hat das Heilmittel?" Er würde uns niemals helfen. Er wird sich nicht einmal auf einen Deal einlassen. Er hasst mich und Damon ist mein Bruder.

"Ja. Deswegen bin ich hier."

"Tja, Klaus war die letzten zwei Tage nicht mehr hier", schaltete sich Kat ein. "Genau genommen seit dem Tag, an dem ihr ihn eigentlich umbringen wolltet. Was ist schiefgegangen?"

Bevor Stefan das erklären konnte, ging die Tür jedoch wieder auf. Klaus. Unwillkürlich wich ich einen Schritt vor ihm zurück. Er sah wütend aus, vor allem als er Stefan sah. Mein Bruder war jedoch nicht so klug wie ich, ihm aus dem Weg zu gehen. Nur eine Sekunde später wurde er von Klaus an die Wand gedrückt, mit einem Pfahl in seinem Bauch. Ich wollte schon zu ihm rennen, aber Kat hielt mich unauffällig mit einer Hand zurück. Sie hatte recht, ich durfte da nicht eingreifen. Das würde Stefan nicht helfen, sondern ihn nur noch schneller umbringen. Er hätte nicht herkommen sollen. Jetzt würde ich nicht nur Damon verlieren, sondern gleich beide meiner Brüder.

"Es war nicht klug von dir, hier aufzutauchen, nachdem du mich umbringen wolltest", knurrte Klaus leise.

"Du hättest schon längst die Gelegenheit gehabt, mich zu töten, und doch lebe ich noch. Ich bin hier, um dich um einen Deal zu bitten."

Ich wagte es kaum zu atmen, während Klaus Stefan nachdenklich musterte und ihn dann tatsächlich gehen ließ. Damit hatte ich nicht gerechnet.

"Ich werde keinen Deal mit dir machen. Aber ich habe Geschichten gehört über einen gewissen Vampir, den man auch den Ripper von Monterrey nennt. Im Moment bist du für mich nutzlos, Stefan. Aber wenn du wieder zum Ripper wirst und mich begleitest, wenn ich Mystic Falls verlasse, werde ich dir das Heilmittel geben."

Mein Bruder schien tatsächlich über diesen Vorschlag nachzudenken, was mich ebenso erleichterte wie schockierte. Egal, wie er sich entscheiden würde, ich würde einen meiner Brüder verlieren. Entweder Damon würde sterben oder Stefan würde seine Menschlichkeit verlieren und verschwinden. Das war beides nicht gerade optimal.

"Woher weiß ich, dass du das Heilmittel wirklich hast?", fragte Stefan. Wenigstens dachte er daran, das zu hinterfragen.

Bevor ich aber auch nur blinzeln konnte, stand er neben Kat und mir und biss meiner Freundin in den Arm. Ich brauchte einen Moment, um zu realisieren, was das bedeutete. Klaus war ein Hybrid geworden. In seinem Biss war Werwolfgift enthalten.

"Kat! Nein!" Schockiert schrie ich auf, aber Klaus stieß mich zurück.

"Reiß dich zusammen, Emily. Deine Freundin wird nicht sterben. Nicht heute." Mit diesen Worten biss er sich selbst in den Arm und drückte die Wunde auf Kats Mund. Nervös beobachtete ich, wie der Biss an Kats Arm langsam verheilte.

"Dein Blut ist das Heilmittel...", flüsterte sie und ich griff nach ihrem Arm, als Klaus sich wieder Stefan zuwandte. Ich hörte den beiden kaum noch zu, während ich sicher ging, dass der Biss wirklich verheilt war. Sie würde nicht sterben, sie würde nicht sterben. Ich brauchte eine Weile, bis dieser Gedanke ganz bei mir angekommen war.

Und das bedeutete, dass auch Damon nicht sterben würde. Zumindest nicht, wenn Stefan es irgendwie schaffte, Klaus zu einem Deal zu überreden. Ich drehte mich wieder zu den beiden um und war erschrocken über die Szene, die sich mir bot. Stefan war umgeben von leeren Blutbeuteln. Menschlichem Blut. Ich war wohl doch länger in Gedanken versunken gewesen als gedacht.

"Noch einen", forderte Klaus und schob meinem Bruder den nächsten Beutel zu. Ich konnte Stefan ansehen, wie schwer es ihm fiel, nicht sofort darüber herzufallen. Er hatte sich tatsächlich dazu entschieden, wieder zum Ripper zu werden. Die Menschlichkeit abzuschalten würde der nächste Schritt sein. Sobald er jemanden umgebracht hatte, würde er es tun, das wussten wir alle. Er würde für Damon alles tun. Ich an seiner Stelle hätte mich nicht anders entschieden.

"So gefällt mir das", grinste Klaus, während Stefan gierig das Blut trank, und füllte dabei sein kostbares Blut in eine kleine Flasche ab. "Katerina, komm her. Emily, du auch."

Überrascht sah ich zu Klaus, ging aber sofort mit Kat zu ihm. Ich konnte mir denken, was er wollte. Wir sollten meinem Bruder das Blut bringen. Aber warum sollte er uns beide schicken? Würden wir wirklich so viel Glück haben, dass er uns beide zeitgleich von seiner Manipulation befreite? Es sah ganz danach aus. "Katerina. Ich will, dass du das hier zu Damon bringst. Und dann sofort wieder ohne Umwege hierher zurückkommst. Emily wird dich begleiten, für dich gilt das gleiche. Ich will ein wenig mit Stefan alleine sein."

Kat zögerte keine weitere Sekunde, sondern rannte mit Vampirgeschwindigkeit aus der Wohnung. Ich lief ihr sofort hinterher. Es war schwer, Stefan zurückzulassen, aber ich konnte ihm eh nicht helfen. Und wir mussten diese Gelegenheit nutzen, jetzt. Wir waren frei, wir hatten es tatsächlich geschafft, von Klaus wegzukommen.

Mysteries - The Story of Emily SalvatoreWhere stories live. Discover now