Chapter 72

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Mein Kopf hämmerte, als ich wieder wach wurde und ich richtete mich sofort auf, um mich umzusehen. Ich war immer noch in den Tunneln, genau dort, wo Elena mir das Genick gebrochen hatte. Nur war von Elena nichts mehr zu sehen. Auch von Kat fehlte jede Spur. Und von Stefan. Genau genommen war überhaupt niemand mehr in meiner Nähe, ich war vollkommen allein.

Irritiert stand ich auf und versuchte zu hören, wo sie alle waren. Wieso hatten sie mich hier zurückgelassen? Es sah Kat nicht sehr ähnlich, mich hier allein zu lassen. Normalerweise sorgte sie immer dafür, dass sie da war, wenn ich wieder aufwachte. Die Tatsache, dass sie jetzt nicht hier war, war kein gutes Zeichen. Irgendetwas musste mit ihr passiert sein. Ich brauchte einige Sekunden, um mich zu konzentrieren, bis ich oben einen leisen Herzschlag hörte.

Ohne weiter zu zögern rannte ich nach oben und durch die Gänge der Highschool, bis ich bei der Quelle des Geräuschs angekommen war. Es war tatsächlich Kat, die bewusstlos und verlassen auf dem Boden lag. Sofort kniete ich mich neben sie und atmete erleichtert auf, als sie in genau dem Moment wieder aufwachte.

"Emily? Wo ist Elena?", murmelte meine Freundin leise. Ich merkte sofort, dass etwas mit ihr nicht stimmen konnte. Sie wirkte immer noch schwach auf mich, obwohl sie wach war und deshalb eigentlich vollkommen geheilt sein müsste. Aber irgendetwas war anders an ihr. Ich konnte nur nicht genau in Worte fassen, was es war.

"Elena ist nicht hier. Als ich dich gefunden habe, warst du allein."

"Dieses Miststück..." Leicht grinste ich, als Kat die gleichen Worte wiederholte, die ich vor kurzem noch gedacht hatte. Als sie sich dann aber den Kopf hielt, während sie sich aufsetzte, verblasste mein Lächeln sofort. Hatte Elena ihr vielleicht Eisenkraut gespritzt? Es würde erklären, warum Kat so schwach war. Aber es müsste eine enorme Dosis gewesen sein, um sie so außer Gefecht zu setzen.

"Kat, was ist passiert?", fragte ich leise.

"Nachdem Elena dich angegriffen hatte, hat sie erfahren, dass sie damit fast ihre beste Freundin umgebracht hätte. Bonnie hat die Verbindung zwischen uns gerade noch rechtzeitig gelöst, damit ihr Genick nicht auch gebrochen wurde. Als Elena gemerkt hat, wie knapp das war, ist sie sofort zu Bonnie gerannt und hat uns zurückgelassen. Ich habe versucht, dich zu wecken, aber du hast zu lange gebraucht. Ich weiß nicht genau, was sie alle gemacht haben, aber irgendwann bin ich wütend geworden. Sagen wir, es hat mir nicht besonders gefallen, dass Elena meiner Freundin einfach das Genick bricht."

Ihre Worte brachten mich dazu, sie leicht anzulächeln, trotzdem suchte ich immer noch nach irgendwelchen äußeren Verletzungen an ihr. "Und was hast du dann gemacht?"

"Na ja, ich war wirklich wütend, dass sie so etwas macht und ungeschoren davonkommt. Also habe ich gewartet, bis sie alleine war und sie dann angegriffen. Ich wollte sie nur noch tot sehen, alles andere war mir egal. Also habe ich versucht, sie zu pfählen."

"Aus Mangel an Doppelgängerleichen in der Umgebung gehe ich mal davon aus, dass du das nicht geschafft hast?"

"Ja, da liegst du ganz richtig. Ich hatte sie schon fast, aber dann... Dann hat sie etwas getan, womit ich nicht gerechnet habe."

"Kat? Was meinst du damit?", fragte ich beunruhigt, obwohl ich eigentlich gar nicht wollte, dass sie diese Frage beantwortete. Ich wollte nicht wissen, was mit ihr passiert war. Ich wollte es nicht wahrhaben.

"Sie hat mir das Heilmittel in den Mund geschüttet", antwortete Kat mir dennoch. "Ich bin wieder ein Mensch."

Fassungslos sah ich meiner Freundin in die Augen. "Sag mir, dass das ein Witz ist. Das kann unmöglich dein Ernst sein", flüsterte ich kaum hörbar.

"Nein, das ist kein Witz. Leider. Elena hat ihre einzige Chance, wieder ein Mensch zu werden, aufgegeben, nur um mir das Leben zu ruinieren."

"Wir... Wir werden einen Weg finden, das rückgängig zu machen. Ich verwandele dich wieder in einen Vampir oder..."

"Emily. Du kannst mich nicht wieder verwandeln. Ich habe das Heilmittel genommen und wir haben keine Ahnung, was das bedeutet. Wenn du mir dein Blut gibst und ich dann sterbe, könnte es gut sein, dass ich mich nicht verwandle, sondern einfach tot bleibe. Wir wissen nicht, welche Auswirkungen das Heilmittel noch haben kann. Vielleicht wirkt Vampirblut nicht mehr bei mir. Ich möchte es jedenfalls nicht erfahren, indem ich sterbe und dann nicht mehr aufwache."

"Aber wir müssen doch irgendetwas tun können!"

Vorsichtig griff Kat nach meiner Hand und drückte sie leicht. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich angefangen hatte zu zittern. Katherine Pierce als Mensch... Sie hatte so viele Feinde, die ihr schon als Vampir gefährlich werden konnten. Wenn es sich herumsprechen würde, dass sie jetzt sterblich war, verletzlich... Ich wollte mir nicht einmal vorstellen, was das bedeutete.

"Wir werden schon eine Lösung finden. Ich war 18, als ich verwandelt wurde, also haben wir noch ein paar Jahrzehnte Zeit, um mich wieder zu verwandeln. Das kriegen wir hin."

Ich nickte leicht, hauptsächlich, um mir selber Mut zu machen. Sie hatte recht, wir würden das schon irgendwie wieder hinkriegen. "Okay. Was machen wir jetzt? Wo gehen wir hin?"

Einige Sekunden sah Kat mich nachdenklich an. "Vielleicht ist es besser, wenn ich alleine gehe."

"Was? Wieso das? Das kannst du gleich wieder vergessen! Du weißt, wie viele Feinde du hast. Und du bist jetzt ein Mensch, du kannst dich nicht verteidigen. Wie kommst du darauf, dass du alleine gehen solltest?"

"Na ja, wir haben uns doch gerade von Klaus befreit... Du kannst jetzt hingehen, wo du willst, solange du dich von New Orleans fernhältst. Wir sind hier, weil du bei deinen Brüdern sein wolltest. Es ist so viele Jahre her, seit du bei ihnen sein konntest. Was wäre ich für eine Freundin, wenn ich dir das jetzt wieder nehmen würde?"

Fassungslos schüttelte ich den Kopf und sah Kat fest in die Augen. "Wenn du wirklich glaubst, dass mir das wichtiger wäre als du, dann bist du ein Idiot. Ich werde dich jetzt ganz sicher nicht alleine lassen. Ich liebe dich, Kat, und ich werde mit dir eine Lösung finden. Ganz egal, wie lange es dauert oder wie weit wir weggehen müssen - Ich folge dir überall hin."

Mysteries - The Story of Emily SalvatoreTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang