Chapter 3

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Tatsächlich stand meine beste Freundin nur eine Viertelstunde später mit mir am Flughafen von San Francisco. Der nächste Flug ging in 50 Minuten und Katherine manipulierte die freundliche Frau am Schalter, die uns daraufhin die letzten zwei Tickets in der ersten Klasse aushändigte. Fast die ganze nächste Stunde verbrachten wir nur damit, uns über alte Zeiten zu unterhalten und einen Plan zu machen, wie wir vorgehen wollten, wenn wir zurück in Mystic Falls waren. Kat war dafür, sich erst einmal im Hintergrund zu halten, während ich am liebsten sofort zu meinen Brüdern gegangen wäre. Letztendlich einigten wir uns darauf, dass sich Kat für den ersten Abend als Elena Gilbert ausgeben wollte, ihre noch menschliche Doppelgängerin, die anscheinend mit meinem Bruder Stefan zusammen war und auch von uns Vampiren wusste. Sobald sie jedoch in das Haus der Gilberts hineingebeten wurde, würde ich endlich wieder zu meinen Brüdern gehen. Ich wusste nicht, wie sie reagieren würden, wenn sie mich sehen, aber ich musste es wenigstens versuchen.

Ich gebe zu, ein wenig mulmig war mir schon zumute, als wir endlich in den großen, weißen Flieger steigen durften. Nicht nur, weil ich Angst vor den Reaktionen meiner Geschwister hatte, sondern auch, weil es mir nicht geheuer war, mich auf zwei Menschen und eine Maschine zu verlassen. Mir gefiel es nicht, dass ich nicht die Kontrolle hatte und den Piloten vertrauen musste. Außerdem hatte ich keine Ahnung, ob man als Vampir einen Flugzeugabsturz aus so einer Höhe überleben würde. Vermutlich, aber was wäre, wenn es explodieren würde? Feuer tötete uns, also würden wir aller Wahrscheinlichkeit nach sterben, sobald wir auf dem Boden aufkamen. Es sei denn, wir würden vorher aus den Fenstern springen. Würden wir das überhaupt schaffen?

Ich zuckte zusammen, als ich unsanft aus meinen Gedanken gerissen wurde, als die Stimme der Stewardess meinte, wir sollen uns jetzt bitte alle anschnallen. Sofort folgte ich ihrer Aufforderung, auch wenn mich dieser Sicherheitsgurt wohl kaum vor irgendetwas Bedrohlichem sichern würde.

„Flugangst?", fragte Kat mich grinsend.

„Nein!", antwortete ich schnell.

Anscheinend zu schnell, denn Kat musterte mich ungläubig und meinte dann: „Du hast ja wirklich Flugangst!"

„Stimmt doch gar nicht! Mir gefällt es nur nicht, nicht die vollständige Kontrolle zu haben. Ich meine, wir müssen uns auf eine einzige Maschine und zwei Menschen verlassen. Du weißt, mein Vertrauen in Menschen ist nicht gerade sehr groß."

„Ja, da hast du Recht. Aber trotzdem: Du bist eines der mächtigsten Wesen auf der Welt und hast Angst vorm Fliegen?!"

Genervt seufzte ich und lehnte mich in meinem Sitz zurück. Das würde ein langer Flug werden.

Tatsächlich hatte der Flug nur knapp acht Stunden gebraucht und es war auch nichts weiter passiert, aber Katherine hatte mich die ganze Zeit mit meiner Flugangst aufgezogen, sodass mir die Zeit wie eine Ewigkeit vorkam. Kein Wunder, dass ich jetzt furchtbar genervt war und ich, sobald wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten, die nächstbeste Frau hinter eine Mauer zerrte und von ihr trank. Danach heilte ich sie mit meinem Blut und manipulierte sie dazu, alles zu vergessen. Routine, könnte man sagen.

Als ich fertig war und auch Katherine sich endlich ihr Mittagessen ausgesucht hatte, war fast eine halbe Stunde vergangen. Mittlerweile war es halb vier und wir brauchten immer noch ein Auto, um die Strecke nach Mystic Falls zurückzulegen. Irgendwann erbarmte sich Katherine und manipulierte den nächstbesten Taxifahrer, anstatt stundenlang weiter auf einen Porsche, Lamborghini, Ferrari oder was weiß ich für ein tolles Auto zu warten.

Die Fahrt mit Katherine war erträglicher, da es ihr anscheinend zu langweilig geworden war, sich über mich lustig zu machen. Allerdings war sie für die Navigierung zuständig, was nicht gerade ihr Fachgebiet war. Ständig hielt sie die Karte falsch herum oder schickte uns an der falschen Ausfahrt raus. Im Nachhinein wäre es wohl doch besser gewesen, wenigstens auf ein Auto zu warten, das ein Navigationsgerät besaß, denn Kats Navigierkünste waren einfach grauenhaft. Das sagte ich ihr selbstverständlich auch im Fünfminutentakt, so wie sie mich auf dem Hinflug immer wieder auf meine Flugangst aufmerksam gemacht hatte. So war nun einmal die Beziehung zwischen Katherine und mir, aber tief in unserem Inneren wussten wir, dass wir alles füreinander tun würden.

So kam es allerdings, dass ich mehr als fünf Stunden Zeit hatte, mich für den grauenhaften Flug zu revanchieren, obwohl die Fahrt vom Flughafen bis nach Mystic Falls unter drei Stunden hätte dauern müssen. Irgendwann gegen Abend, es war schon lange dunkel, erreichten wir endlich das sehnsüchtig erwartete Ortsschild.

Willkommen in Mystic Falls, Virginia

Endlich war ich wieder Zuhause, da, wo ich hingehörte. An der Seite meiner besten Freundin, auf dem Weg zu meiner Familie. Vorher allerdings mussten wir noch zum Haus von Elena Gilbert, da Katherine ja unbedingt erst dort hereingebeten werden wollte, bevor wir uns meinen Brüdern zeigen würden. Da ich keine Lust mehr hatte, mich auch noch in Mystic Falls zu verfahren, tauschten Kat und ich kurzerhand die Rollen und sie übernahm das Fahren. Keine fünf Minuten später standen wir auch schon vor einem kleinen, weißen Haus, das offenbar der menschlichen Doppelgängerin gehörte. Mir stockte der Atem, als ich die vertraute Gestalt auf der Veranda stehen sah. Meine Vermutungen wurden bestätigt, als er sich zu unserem Auto umdrehte. Vor dem Haus stand mein Zwillingsbruder, Damon Salvatore.

Mysteries - The Story of Emily SalvatoreDär berättelser lever. Upptäck nu