Chapter 52

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Es waren die schlimmsten Sekunden meines Lebens. Ich hatte das Gefühl, dass jeder Zentimeter meiner Haut in Flammen stand. Auf meinem Gesicht breiteten sich Brandblasen aus und ich kniff verzweifelt die Augen zusammen. Meine Schreie übertönten die von Kat neben mir. Es kam mir so vor, als würde es nicht mehr enden. Jede Faser meines Körpers schrie danach, aus der Sonne herauszutreten, bevor ich endgültig sterben würde. Es kostete mich meine ganze Selbstbeherrschung, trotzdem in der Sonne stehen zu bleiben und mich langsam verbrennen zu lassen.

"Das reicht." Klaus erlösende Worte kamen mir vor wie ein Geschenk, als ich endlich in den Schatten rannte, wo meine Haut langsam wieder verheilte. "Da habe ich mich wohl doch geirrt. Wunderbar. Katherine, du musst etwas für mich tun."

"Was soll ich machen?", fragte sie leise, während sie wie ich ihren Tageslichtschmuck wieder anlegte, den Klaus uns zugeworfen hatte.

"Nichts Besonderes, nur ein kleiner Anruf bei Elenas Tante Jenna."

"Wozu brauchst du Jenna?", traute ich mich zu fragen, während ich langsam zu Atem kam. Glücklicherweise war Klaus dank unserer Schmerzen gut gelaunt und antwortete mir deshalb sogar.

"Sie wird mein Ersatzvampir. Ich bin mir sicher, dass irgendjemand versuchen wird, das Ritual zu verhindern. Und ich werde nicht am Vampir scheitern."

Das hieß also, dass Damons Vorhaben nicht nur lebensmüde war, sondern auch absolut nichts bringen würde. Schade, dass ich ihm das nicht noch mitteilen konnte. Aber zumindest bedeutete das, dass weder Kat noch ich selbst die Ausweichvampire waren.

Die folgenden Stunden wurden wirklich unangenehm. Eigentlich warteten wir die ganze Zeit nur darauf, dass es Abend wurde und Klaus endlich das Ritual hinter sich bringen konnte. Er verließ nur einmal die Wohnung, um Elena zu holen, die er vorübergehend bei seiner Hexe lassen würde. Zumindest hatte er bei der Gelegenheit neues Blut mitgebracht. Doch obwohl wenigstens mein Hunger gestillt war, waren meine Nerven zum Zerreißen gespannt. Jedes Mal, wenn er sich bewegte, zuckte ich unwillkürlich zusammen. Mein Aufenthalt in der Sonne hatte mich wirklich mitgenommen. Aber nichts war mit der Panik zu beschreiben, die ich verspürte, als Damon plötzlich mitten in der Wohnung auftauchte. Was sollte das? Er sollte doch vor Klaus davonlaufen und nicht zu ihm hin!

"Damon Salvatore. Ich würde ja gerne sagen, ich bin überrascht, dich hier zu sehen. Was verschafft mir die Ehre?"

"Ich wollte nur Bescheid sagen, dass Sie Elena wieder freilassen können. Sie werden das Ritual verschieben müssen." Bei seinen Worten schlug ich mir gedanklich vor den Kopf. Er war lebensmüde. Wie dumm musste er sein, um hier aufzutauchen und sich damit zu brüsten, Klaus überlistet zu haben?

"Ach ja? Wieso sollte ich das tun?" Gefährlich langsam ging Klaus auf meinen Bruder zu und ich musste mich zusammenreißen, nicht aufzuspringen und mich zwischen sie zu stellen.

"Weil Sie keinen Vampir und keinen Werwolf mehr haben. Sie können mich dafür ruhig umbringen, aber ich wollte, dass Sie wissen, dass ich es war, der Ihren Plan ruiniert hat." Mit jedem Wort, das aus seinem Mund kam, verschlechterten sich die Aussichten darauf, dass er diese Wohnung wieder lebend verlassen konnte. Merkte er das nicht oder war es ihm einfach egal? Ich wusste ja, dass er Elena liebte und dass er alles für sie tun würde. Aber sich von Klaus umbringen zu lassen, nur damit sie bemerkte, dass es ihm leid tat, ihr sein Blut gegeben zu haben, schien mir doch ein bisschen weit zu gehen. Ich wechselte einen panischen Blick mit Kat, die nach meiner Hand griff und sie sanft drückte. Ich wusste, was das bedeuten sollte. Er weiß schon, was er da macht. Ich wünschte nur, ich könnte mir da auch so sicher sein.

Damon war extrem angespannt, das konnte ich auch von hier aus sehen, aber Klaus' Mundwinkel verzogen sich nur spöttisch nach oben. "Ich versuche seit tausend Jahren, diesen Fluch zu brechen. Ich war schon einmal kurz davor, es zu erreichen, wenn deine liebe Freundin Katherine nicht gewesen wäre. Ich habe in dieser Zeit viel gelernt. Die erste Regel ist so simpel, dass eigentlich selbst du darauf hättest kommen können: Sorge immer für eine Reserve."

Endlich schien Damon seinen Fehler zu verstehen, als diese Worte zu ihm durchdrangen. Nur war es jetzt schon viel zu spät. Warum musste er auch so dumm sein, Klaus herauszufordern? "Sie haben einen Reserve-Werwolf", flüsterte er leise.

"Ja, das habe ich. Und eine Reserve-Hexe. Und..."

"Einen Reserve-Vampir." Damons Stimme klang ganz hohl, als er begriff, in welcher Lage er jetzt war. Klaus wollte ihn tot sehen. Und Klaus brauchte einen Vampir, den er umbringen konnte. Damon würde der Reserve-Vampir werden. Und tatsächlich brach Klaus meinem Bruder so schnell das Genick, dass ich es kaum erkennen konnte.

"Bitte nicht!", schrie ich auf, während Klaus sich über meinen Zwilling beugte. Ich durfte zwar nicht aufstehen, aber ich würde alles versuchen, um es ihm auszureden, meinen Bruder zu opfern. "Du hast doch schon Jenna als Reserve. Nimm sie. Damon ist ein viel zu großes Risiko. Wenn Stefan mitbekommt, dass er bei dem Ritual nicht nur seine Freundin, sondern auch seinen Bruder verlieren wird, wird er ausrasten und vielleicht doch noch versuchen, das Ritual zu stoppen! Damon ist das Risiko nicht wert."

"Wirklich herzerwärmend, wie du so für deinen Bruder kämpfst", bemerkte Klaus spöttisch und sah sich dann irgendetwas auf Damons Arm an. "Normalerweise wäre mir dieses Risiko ziemlich egal. Aber scheinbar ist heute dein Glückstag. Ich kann deinen Bruder gar nicht gebrauchen, er ist eh schon so gut wie tot."

Verwirrt sah ich Klaus an, aber bevor ich nachfragen konnte, was er damit meinte, war er bereits verschwunden. Sofort rannte ich zu meinem Bruder und kniete mich neben ihn. Tatsächlich, er war verletzt. Was war das nur für eine Wunde?

"Kat, kannst du mir etwas Blut bringen?"

Nur eine Sekunde später kniete sie neben mir und drückte Damon den Blutbeutel auf den Mund, damit er schneller wieder aufwachen würde.

"Was ist passiert?", fragte er, als er endlich wieder zu sich kam und sich umsah.

"Klaus ist nicht mehr da. Er ist beim Ritual. Du hast Glück gehabt, du wirst nicht das Vampiropfer sein. Diese Rolle wird Jenna übernehmen", erklärte Kat, während meine Aufmerksamkeit ganz auf die Wunde an seinem Arm gerichtet war. Sie war nicht verheilt.

"Was? Nein, ich sollte das doch werden!"

Aufgebracht griff ich nach Damons Kinn und zwang ihn so, mich anzusehen. "Damon. Klaus hat gesagt, dass du schon so gut wie tot bist. Was hat er damit gemeint? Woher kommt diese Wunde an deinem Arm?"

Ich wusste, wie seine Antwort lauten würde, und doch blieb mir fast das Herz stehen, als mein Zwillingsbruder es aussprach. "Das ist ein Werwolfbiss."

Ankündigung: Am nächsten Samstag (18.04.20) werde ich hier ab 20 Uhr eine Lesenacht machen, das heißt, es kommt alle halbe Stunde ein neues Update. Danke für die Antworten im letzten Kapitel, die haben mich sofort überzeugt. Ich freue mich schon :)

Mysteries - The Story of Emily SalvatoreWhere stories live. Discover now