Chapter 56

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Kats Worte, so süß und romantisch sie auch waren, halfen mir nicht wirklich, meine Tränen zu besiegen. Sie machten mich eher nur noch trauriger, weil Kat für mich so perfekt war und Damon das niemals verstehen würden. Aber zumindest schaffte ich es, mich nach einiger Zeit zu beruhigen. Bevor ich einschlief, hörte ich noch, wie Kat die Wohnung verließ, aber ich war zu erschöpft, um das zu hinterfragen.

Am nächsten Morgen sah ich mich sofort nach meiner Freundin um und lächelte, als ich sie neben mir sah. Es war nicht neu für mich, neben ihr wach zu werden, aber trotzdem war es jetzt irgendwie anders. Einige Sekunden beobachtete ich sie stumm, um sie nicht zu wecken. Ihre Haare standen wirr von ihrem Kopf ab und sie hatte sich nicht einmal ihre Kleidung von gestern ausgezogen. Nicht viele konnten von sich behaupten, Katherine Pierce schon einmal so gesehen zu haben. Normalerweise achtete sie darauf, zu jedem Zeitpunkt absolut perfekt auszusehen. Sie sorgte immer dafür, dass sie unwiderstehlich aussah. Schon ironisch, dass sie das bei mir gerade dadurch erreichte, nicht perfekt auszusehen.

"Bist du fertig mit Starren?", murmelte Kat irgendwann mit noch geschlossenen Augen, wodurch ich sofort leicht grinsen musste.

"Ich bin mir noch nicht sicher. Du siehst gerade wirklich süß aus."

"Süß?" Empört richtete sich meine Freundin auf. "Ich bin doch nicht süß!"

"Für mich schon. Ich mag es, wenn deine Haare so verstrubbelt sind." Lachend wich ich vor ihr zurück, als sie mit einem Kissen nach mir schlug, wurde aber nur kurz darauf von ihr in die Matratze gedrückt.

"Das solltest du lieber wieder zurücknehmen", grinste sie. "Heiß, attraktiv, unwiderstehlich. Das sind Adjektive, mit denen du mich sehr gerne beschreiben darfst."

"Und wenn ich lieber bei 'süß' bleiben möchte?"

"Dann bleibt mir wohl keine andere Wahl als dich hier festzuhalten, bis du es dir anders überlegt hast."

"Das ist nicht fair, du bist viel älter als ich", schmollte ich. Dann fing ich aber an zu grinsen, hob meinen Kopf an und küsste sie einfach. Das lenkte sie genug ab, damit ich mich von ihrem Griff befreien und aufstehen konnte. Empört drehte sie sich zu mir um, aber ich verschwand schon im Bad. Wenn es nach mir ginge, könnte ich jeden Morgen so aufwachen. Als wären alle Probleme, die wir hatten, für einen Moment vergessen.

"Wo warst du gestern noch?", fragte ich, während ich zurück in unser Zimmer ging. Kat hatte ihre Haare mittlerweile gerichtet und war gerade dabei, die wichtigsten unserer Sachen zusammenzupacken.

"Was meinst du?"

Mit verschränkten Armen lehnte ich mich in den Türrahmen und hob eine Augenbraue. "Ich merke es, wenn du mir ausweichen willst."

"Also gut, ich war noch einmal bei deinem Bruder", gab Kat seufzend nach.

"Meinem Bruder? Was wolltest du bei Damon?" Dass sie zu Stefan gegangen sein könnte, schloss ich sofort aus. Er würde immer noch bei Klaus sein und nichts in der Welt würde sie auch nur in die Nähe des Urvampirs bringen.

"Ich war wütend. Ich komme wohl nicht besonders gut damit klar, wenn du unglücklich bist."

"Und was hast du bei meinem... bei Damon gemacht?"

"Eigentlich wollte ich mit ihm reden. Na gut, ich hatte vor, ihn so lange anzubrüllen, bis er sich dir gegenüber angemessener verhält. Aber als ich ankam, hat er tief und fest geschlafen. Das kommt wohl davon, wenn man fast an einem Werwolfbiss stirbt."

"Und du hast ihn nicht geweckt?" Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie es verschiebt, Damon anzubrüllen, nur weil der gerade schläft.

"Ich wollte es erst. Aber dann ist mir aufgefallen, wie geschwächt er war. Vor allem geistig. Es war wirklich ein Leichtes, in seinen Kopf einzudringen."

"Was hast du ihm gezeigt?", fragte ich seufzend. "Es wird mit Sicherheit kein angenehmer Traum gewesen sein, nicht wahr?" Eigentlich sollte ich deswegen wohl wütend sein, aber ich konnte es nicht. Damon hatte es verdient, einen von Katherine geschickten Albtraum zu haben. Er hatte mich wirklich verletzt.

"Genau genommen war es das doch." Ihre Worte überraschten mich. Sie hatte ihm keinen Albtraum gegeben? "Ich habe ihm Erinnerungen gezeigt, aus der Zeit, als ihr noch menschlich wart. Wie gut ihr euch verstanden habt. Ihr wart ein Herz und eine Seele, fast schon unzertrennbar. Ich wollte, dass er sich daran erinnert."

Fassungslos sah ich Kat an, während sich ein Lächeln auf meinen Lippen ausbreitete. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Das alles hatte sie für mich getan. Wortlos ging ich auf sie zu und schloss meine Arme um sie. Sie hatte für mich tatsächlich ihre Wut überwunden. Statt Damon anzubrüllen, hatte sie sich zurückgehalten, damit er und ich uns irgendwann wieder besser miteinander verstehen könnten. "Ich liebe dich."

Mysteries - The Story of Emily SalvatoreWhere stories live. Discover now