Chapter 70

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"Ich habe gedacht, dass dieser Plan funktionieren würde. Ich habe wirklich daran geglaubt." Seufzend ließ ich mich auf unser Bett fallen. Wir waren wieder in New Orleans und immer noch auf der Flucht. Elijah hatte seinem Bruder das Heilmittel nicht gegeben, also hatte Klaus uns auch nicht die Freiheit geschenkt. Mein Plan, dass Elijah uns die Freiheit besorgen würde, war grandios gescheitert.

"Mach dir keine Vorwürfe, es war ein guter Plan", antwortete Kat, sah aber nicht von dem Brief auf, den sie gerade schrieb. "Ich habe gehört, dass Elijah Klaus auch ohne Heilmittel um unsere Freiheit gebeten hat. Dein Plan hat funktioniert, er hat sich tatsächlich für uns eingesetzt. Das Problem war Klaus, seine Rache an mir ist ihm wichtiger als sein Bruder. Das konnten wir nicht wissen."

"Es ist wirklich erstaunlich, dass du das jetzt schon seit fünfhundert Jahren machst, und trotzdem noch nicht durchgedreht bist." Ich setzte mich wieder auf und sah neugierig zu meiner Freundin. "Was schreibst du da eigentlich?"

"Unseren Plan B."

"Welchen Plan B?", fragte ich verwirrt. Ich wusste nicht, dass Kat immer noch einen Plan hatte.

"Ich wollte dir nichts davon erzählen, bis ich ganz sicher wusste, was hier vor sich geht. Wir werden Klaus niemals dazu bringen, dass er uns die Freiheit schenkt. Also werden wir ihm eben etwas geben, was ihn mehr interessiert als uns zu jagen. Wenn er von seinen eigenen Problemen abgelenkt ist, sind wir ihm ganz schnell egal."

"Das klingt gut. Aber was soll ihn so sehr ablenken, dass er uns in Ruhe lässt?"

"Ein Kind."

Fassungslos sah ich Kat an und stand dann ganz auf. "Ein Kind? Ist das dein Ernst?"

"Ja, sein eigenes Kind. Ich weiß, was du jetzt sagen willst: Aber das ist unmöglich! So habe ich am Anfang auch reagiert, als ich davon gehört habe. Aber Klaus ist nicht nur Vampir, sondern auch Werwolf. Und Werwölfe können Kinder kriegen."

"Bist du dir ganz sicher? Klaus hat ein Kind?"

"Streng genommen hat er das noch nicht. Aber er hat eine Werwölfin geschwängert. Hayley, du erinnerst dich bestimmt an sie. Und mir sind Gerüchte zu Ohren gekommen, dass hier eine Hexe ist, die Klaus damit unter Druck setzen will. Dieses Kind wird alles verändern."

"Und der Brief, den du da schreibst...?"

"Ist für Klaus. Ich erzähle ihm nur von der Hexe, die etwas gegen ihn plant. Er wird versuchen wollen, sie aufzuhalten, und wenn er erst mal versteht, in was er da hineingeraten ist, wird er Mystic Falls endgültig verlassen und wir können in Ruhe dort leben."

"Kat, du bist ein absolutes Genie." Grinsend umarmte ich sie und küsste sie kurz auf die Wange.

"Freu dich nicht zu früh", antwortete sie lachend. "Noch hat er Mystic Falls nicht verlassen. Aber du hast recht, ich bin ein absolutes Genie."

"Okay, und was machen wir mit Elijah?"

Fragend sah Kat mich an. "Was meinst du? Was sollten wir schon mit Elijah machen? Er wird seinen Bruder begleiten, er wünscht sich nichts mehr als eine Familie. Und er bekommt die Chance, Onkel zu werden, nichts wird ihm wichtiger sein, als dieses Kind zu beschützen."

"Ja, das ist mir schon klar. Aber soweit ich weiß, seid ihr immer noch zusammen. Du hast Elijah die Entscheidung überlassen, wie es mit euch beiden weitergehen soll und er hat sich bei Klaus für dich eingesetzt. Seines Wissens nach seid ihr immer noch ein mehr oder weniger glückliches Pärchen."

"Oh. Den Teil habe ich irgendwie vergessen", gab Kat zu und ich verdrehte die Augen. Nur sie konnte es schaffen, es zu vergessen, dass sie in einer Beziehung mit einem Urvampir war. "Aber was soll's, ich mach einfach Schluss mit ihm und dann ist das vorbei."

"Du willst einfach Schluss mit ihm machen?", wiederholte ich fassungslos. "Jetzt denk doch mal nach, Kat. Wie wird Elijah es wohl aufnehmen, wenn ihm klar wird, dass du ihn die ganze Zeit nur benutzt hast? Dass du nie etwas Echtes für ihn empfunden hast, dass er dir egal war? Ich bin mir sicher, er wird ziemlich wütend, wenn er versteht, dass er doch nur ein Mittel zum Zweck für dich war."

Leise seufzte Kat auf. "Okay, du hast ja recht. Ich kann nicht einfach mit ihm Schluss machen. Ein wütender Urvampir reicht mir völlig. Also muss ich ihn dazu bringen, mit mir Schluss zu machen. Irgendwelche Vorschläge, wie ich das hinbekomme? Mundgeruch am Morgen? Eine nervig schrille Stimme?"

"Das wird wohl kaum reichen, das hat er bisher schließlich auch ertragen", grinste ich und wich schnell dem Kissen aus, das sie nach mir warf. "Okay, okay, lass mich nachdenken. Ja, das ist es! Du hast doch gesagt, dass ihm nichts wichtiger sein wird, als dieses Kind zu beschützen, oder?"

"Ja, und? Soll ich jetzt einen Bedrohung für Klaus' ungeborenes Kind werden, nur damit Elijah nicht mit mir zusammen bleiben will? Das kommt mir ein wenig heftig vor."

Genervt verdrehte ich die Augen. Manchmal konnte Kat wirklich begrifssstutzig sein. "Nein, natürlich sollst du das nicht. Aber du kannst zu Elijah gehen und ihn darum bitten, mit dir fortzugehen. Sag, du willst den Rest deines Lebens mit ihm verbringen, irgendwo weit fort von hier. Sag, du willst in Frieden mit ihm zusammen leben. Bitte ihn darum, seinen Bruder für dich zu verlassen. Stell ihn vor die Wahl: Ein Leben mit dir oder mit Klaus. Er wird sich für Klaus entscheiden, da bin ich mir absolut sicher. Er wird sich immer für seine Familie entscheiden. Wenn du ihn darum bittest, Klaus alleine nach New Orleans gehen zu lassen, damit ihr beide weit von ihm weg leben könnt, wird er dir niemals zustimmen. Er wird sich entschuldigen, aber er wird sich von dir trennen, weil ihm klar wird, dass er seine Familie viel mehr liebt als er dich jemals lieben wird."

"Das... Das könnte tatsächlich funktionieren. Umgekehrte Psychologie. Das gefällt mir."

"Natürlich, das ist ja auch eine fantastische Idee", grinste ich leicht. "Also gut. Dann packe ich wohl schon mal unsere Sachen. Den Urhybriden zu einem Umzug zu überreden, einen Urvampir dazu bringen, sich von dir zu trennen... Das kann ja wohl nicht so schwer sein. Und dann können wir endlich in Frieden leben, und das auch noch in der Nähe meiner Brüder. Dann wird alles gut."

Mysteries - The Story of Emily SalvatoreWhere stories live. Discover now