18.

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Schweigend saßen wir am Tisch. Er beobachtete viel. Schaute auf meine Hände und ins Gesicht. Deutete jede Mimik und Gestik. Als suche er nach Antworten um mich besser einschätzen zu können. Es war aufregend. Um uns rum, nahm ich nichts wahr. Nur ihn. Seine dunklen Augen, worin das Grün heute mehr durchschimmerte. Seine Lippen, die Perfekt zu seinem markanten Kinn passten. Um dieses schmieg sich ein gepflegter Dreitagebart, der super zu seiner Erscheinung passte. Wild, männlich, sexy. Ich liebte es, wie sein dunkles Haar, das zu einem Undercut geschnitten wurde. Sein Haupthaar wurde nach vorne hin länger und war heute mit etwas fixiert und wurden locker nach hinten gelegt. Trotzdem standen einige Strähnen, etwas wild vom Kopf ab und unterstrichen das Wilde, was er ausstrahlte.

Unter seinem Shirt konnte man sein breites Kreuz und trainieren Brustkorb nicht nur erahnen. Ich konnte meine Augen kaum von ihn nehmen. Tat es aber, da ich nicht so starren wollte.

Ich nippte an meinem Cappuccino und wollte nach dem Zucker greifen, da mir das immer noch nicht süß genug war. Er hatte die gleiche Idee und erfasste dabei das gleiche Päckchen wie ich. Er ließ natürlich los, um es mir zu überlassen. Ein kleines Lächeln huschte über seine Lippen.

"Immer noch nicht sehr gesprächig?"

Mh?" Gab ich als Antwort.

"Brauchst du wieder ein Drink?" Ärgerte er mich. Das wird mich wohl ewig verfolgen.

"Nein. Bist du aber auch nicht." Gab ich etwas zickig wieder.

"Bei mir hat das Gründe. Du bist einfach nur schüchtern." Dann zwinkerte er.

"Oder, liegt da noch mehr in der Luft?"

Dann beugte er sich ein Stück vor.

"Was löse ich in dir aus? Außer Sprachlosigkeit und Nervosität." Was sollte ich darauf antworten?

"Was wird das jetzt hier?!"

Warum hab ich das laut gesagt?! Fragte ich mich dann selbst. Ich rührte dann verlegen in der Tasse umher. Wieder beobachtete er mich nur.

"Es ist ok, wenn du sagst, was du denkst. Ich gebe dir auf alles eine Antwort." Dann wartete er wohl auf ein paar Worte von mir.

Aber ich schaute weg. Mir war das peinlich. Wieso konnte ich mich nicht normal mit ihm unterhalten?

"Herausfordernd. Interessant. Finde ich viel besser." Was meinte er jetzt schon wieder? Mein Blick muss Bände gesprochen haben, denn eine Antwort ließ nicht lange auf sich warten.

"Ich meine dich ... Prinzessin. Du möchtest den Namen, nicht war?" Ich nickte leicht und musste schmunzeln. Dabei presste ich die Lippen zusammen, um nicht breit zu grinsen.

"Du darfst dich ruhig freuen und es natürlich auch zeigen."

Kann er echt aus allem lesen, was ich denke? Er ist unglaublich. Ich kannte noch niemanden, der so in der Mimik und Gestik lesen konnte wie er. Es war erstaunlich. Oder war ich so durchschaubar?

Die Gedanken laß er wohl diesmal nicht.

"Unglaublich." Flüsterte ich vor mich hin.

"Wie? Was meinst du?"

"Ups ... Ähm ... Dich."

"Inwiefern."

"Du liest meine Gedanken, wie ein offenes Buch. Das meinte ich. Bin wohl sehr durchschaubar." Ich fing dann verlegen an zu lachen. Nervös rührte ich schneller in der Tasse umher. Er schwieg Schaute mich nur an. Aber diesmal wich ich seinen Blicken aus.

"Du bist süß." Lächelte er.

"Hast du dir deine Frage eigentlich nun beantwortet können?"

"Frage?"

"Eine Chance ... weißt du noch?"

Ich nickte. Und klar, ich dachte schon, dass ich eine habe. Er lud mich ein. Sprach mit mir sehr offen. Vielleicht habe ich sein anfängliches Ignorieren falsch gedeutet. Er schätzte mich wohl eher ein.

"Ich denke, dass habe ich?"

"Ich will keine Frage. Sondern eine Antwort." Er sagte dies mit Nachdruck, trotzdem blieb er ruhig und beherrscht.

"Ja."

"Ja, was?!" Er beugte sich dann zu mir und wollte, dass ich ihn wohl ansehe. Denn als ich es nicht tat, streckte er die Hand nach meiner aus und zog mich näher an den Tisch, so, dass ich mich darauf lehnen musste. Die Tische waren nicht sehr groß und breit, somit wurde ich nah an ihn gezogen.

"Schau mich an." Dies tat ich.

"Ja, ich habe eine Chance." Ich riss mich zusammen überzeugt zu klingen. Das reichte ihn wohl. Als wir aber so da saßen, seine Hand hielt meine und unsere Blicke sich nicht lösten, fing ich an auf meiner Lippe rumzukauen. Das tat ich noch nie, oder besser gesagt selten. Aber da ich so direkt vor ihm saß. Gezwungen ihn anzuschauen. Wurde ich immer nervöser.

Er strich über diese, so, dass ich aufhörte. Seine Hand strich langsam bis zum Kinn, das er kurz zwischen Daumen und Zeigefinger hielt. Ich hätte ihn am liebsten geküsst in dem Moment. Ich öffnete erregt leicht den Mund und atmete schwer.

Dann beugte er sich noch ein Stück zu mir.

"Geduld." Hauchte er mir entgegen.

Dann schaute er sich kurz um.

"Du weißt, wir sind hier nicht alleine." Zwinkerte er. Ich schaute mich dann auch kurz um und sah, das ein paar zu uns schauten. Ich räusperte und lehnte mich wieder ein Stück zurück.

Er nahm den letzten Schluck seines Getränks und schaute in meine Tasse, die ich kaum anrührte.

"Schade um den guten Cappuccino." Als er das sagte, schaute ich ihn an dann zu meiner Tasse. Ich nahm sie und schlang es runter. Mir lief leider etwas aus den Mundwinkeln den Hals herunter, was mir peinlich war.

"Nicht mal trinken kann ich ... so ein Scheiß." Murmelte ich verärgert. Er aber lachte nur und reichte mir eine Serviette.

"Soll ich helfen? Es ist bis in den Ausschnitt gelaufen." Sein Grinsen zeigte mir, das er mich nur wieder veräppeln wollte.

"Dann red nicht und mach!" Gab ich etwas zynisch wieder. Aber er blieb einfach sitzen und schaute mich weiter grinsend an. Aber das Grinsen veränderte sich. Etwas herausfordernd blickte er mich an. Was habe ich jetzt schon wieder in ihm ausgelöst, dass er so schaute?

"Könntest du dich dann überhaupt noch beherrschen?" Fragte er und schien amüsiert. Er versuchte mich wohl, aus der Reserve zu locken. Vielleicht gefiel ihm die freche Seite. Ich hab das nicht gerade zimperlich gesagt. Ob ich drauf einsteigen sollte? Könnte ich das überhaupt? Da Kontern bei ihm sehr schwer ist.

Different Faces Where stories live. Discover now