5.

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Ich wachte den Morgen extrem früh auf. Es war kurz vor neun. Daddys Stimme halte in meinen Ohren wieder. Der Gedanke an ihn ließ mich lächeln. Es war komisch, dass er mir als erstes durch den Kopf schoss.

Plötzlich klingelte mein Handy. Da ruft selten einer an. Nur Versicherungen, die Bank oder Travis. Und es war tatsächlich Travis.

"Hey Mäuschen! Heute ist Ansturm und ich muss den neuen Barkeeper anlernen, der gleich vorbei kommt. Kannst du helfen?" Neue Barkeeper? Ging aber schnell, dachte ich.

"Warum? Was ist los, dass es bei dir so abgeht?"

"Heute ist doch Samstag! Und außerdem startet heute doch der vierundzwanzig Stunden Zocker Marathon." Stimmt. Vierundzwanzig Stunden Free. Einmal im Monat, einen Samstag. Es ist ein neues Konzept, um Kunden anzulocken. Und wenn Zocker was um sonst bekommen, sagen sie nicht nein. Da wird er viel Geld bei den Getränken und Snacks machen.

"Ja klar, ich komme gleich."

"Du bist ein Engel."

Ich legte auf und machte mich schnell fertig. Wahrscheinlich sind die Vorbereitungen gigantisch und er hat sich überschätzt. Sie arbeiteten nur noch zu zweit, seit Cole weg ist. Travis und seine beste Freundin Marry haben das Geschäft zusammen gegründet. Sie ist aber eher im Hintergrund. Kümmert sich ums Business. Und das alles aufgefüllt ist. Sehe sie selten, sie scheint mich wohl auch nicht riechen zu können. Dabei habe ich nie wirklich was mit ihr zu tun gehabt.

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Nicht mal zwanzig Minuten später stand ich vor den Laden. Normal ist ja erst um zehn geöffnet heute schon seit acht, wegen dem Marathon.

"Hey! Der Neue müsste auch bald hier sein. Ist heute zwar erst das Vorstellungsgespräch, aber ich weiß, dass er nicht absagen wird. Er schien dringend ein Job zu suchen.

"Also ist er noch nicht der neue."

"Nein. Nicht ganz." Kaum war Cole weg, kam ein paar Tage später schon der nächste. Ich wusste, dass das nicht lange dauert. Und bestimmt hatte ich mit dem Machospruch recht. Cole war ja auch irgendwie einer. Aber einer, der seinen Job beherrschte.

"Der Typ ist frisch hergezogen und muss den Aushang gesehen haben. Der war kurz drin und fragte nach dem Job. Dann lief er heim und kam, nachdem du weg warst, auch schon wieder, wegen der Bewegung. Schade das du nicht länger geblieben bist, um ihn zu sehen. Der wäre bestimmt was für dich." Zwinkerte er mir zu.

"Ich werde diesen ... Traumprinzen, ja gleich sehen." Ich sprach das Wort, Traumprinz, sehr sarkastisch und zynisch aus.

"Jetzt sei nicht so. Urteile nicht zu schnell." Dann ging sein Blick zur Tür und ein breites Grinsen formte sich auf seinen Lippen.

"Dreh dich um und sei überrascht." Feixte er mich an. Genervt tat ich das und dachte erst, komm, spiel ich halt die Überraschte und wollt ihn etwas veräppeln. Aber das musste ich nicht. Ich war tatsächlich überrascht. Mehr als das. Denn, da stand er! Dieser ruhige Typ, den ich in die Arme rannte.

"Was los? So überrascht musst du nicht sein!" Lachte er, als er meine runtergeklappte Kinnlade sah.

"Mach den Mund zu. Wie sieht das den aus." Flüsterte er. Der Kerl kam recht selbstbewusst zu uns rüber. Er blickte mir aber wieder nicht direkt in die Augen, so wie ich es versuchte. Er hatte wunderschöne Augen. Ich konnte mich darin verlieren. Eine leichte Unsicherheit war aber kurz zu erkennen, als er mir ganz nah kam.

"Mason, mein Freund!" Begrüßte Travis ihn freudig. Diese Art schien ihm nicht zu behagen. Er lächelte gequält und versuchte mich zu ignorieren.

"Hab ich dir zu viel versprochen?!"

Flüsterte mir Travis zu. Aber trotzdem hörte dieser Mason das wohl und ein kurzer Blick ging in meine Richtung. Es war aber kein normaler Blick. Ich kippte fast aus den Latschen. Diese Mischung aus Selbstsicherheit und leichte, fast schon schüchterne Art. Es war aber keine Schüchternheit. Nein, es sah beim näheren Schauen aus, als wolle er einfach alles genau einschätzen. Er versuchte, die Situation einzuschätzen. Wie er sich geben, benehmen sollte. Er kam mir sehr bedacht rüber. Jeden Winkel analysieren. Keinen Fehler machen.

"Ihr beide seit ja sehr gesprächig." Scherzte Travis. Ich schaffte es nicht, meine Augen von ihm zu wenden. Ich starrte ihn förmlich an, bis Travis mich in die Seite pikste.

"Mason, darf ich dir Sophie vorstellen? Eine meiner kleinen Helferlein. Beziehungsweise meine Einzige. Meine BBF lernst du auch gleich kennen." BBF? Sein Ernst? Wie alt ist er? Mit hochgezogener Augenbraue sah ich ihn an.

"Was?"

Ich zuckte mit den Schultern und schüttelte den Kopf. Dann ging ich ohne Wort. Mein Blick immer wieder kurz zurück. Was war so faszinierend, dass ich mich nicht von ihm losreißen konnte?

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Der Tag war echt die Höhle. Es war mehr zu tun als gedacht. Ich habe Travis drum gebeten, noch jemanden fürs Wochenende einzustellen, aber er meint, er zahlt nicht, bloß weil mal einer für ein paar Stunden die Woche aushilft.

Ich denke auch, das Marry es wohl nur nicht wollte. Sie achtete sehr aufs Budget.

Kurz bevor ich eine kleine Pause machen wollte, vergaß ich, dass der Neue ... Mason jetzt hier an der Bar arbeitet. Da er ne Zeit lang hinten war, hab ich nicht mehr dran gedacht und mich an dir Bar gesetzt.

Als er dann um vierzehn Uhr raus kam und seine Schicht offiziell antrat, blieb ich wie versteinert sitzen. Wenn ich gehe, kommt es merkwürdig und er denkt noch, ich flüchte vor ihn. Wenn ich aber da sitze und ihn nur anstarre, wäre auch komisch, dachte ich mir. Aber leider tat ich zweiteres. Und peinlicher ging es dann doch nicht mehr. Ich drehte mich mit dem Hocker wir ein Stock in die andere Richtung. Als er aber zu anderen Seite zur Bar lief, trete ich mich zurück und versuchte mein Blick von ihn zu nehmen. Ich muss total bekloppt ausgesehen haben. Denn selbst bei ihm sah ich ein kurzes Mundwinkelzucken. Er schien sich lustig über mich zu machen.

Ich fand das dann gar nicht lustig und drehte mich mit dem Rücken zu ihm. Ich merkte, wie er kurz hinter mir stand. Ich drehte mich aus Reflex um und sah in direkt in seine wunderschönen Augen. Er wandte sich aber schnell ab und lief wieder kurz ins Hinterzimmer. Mein Herz raste wie verrückt. Es war echt merkwürdig, als sich unsere Blicke trafen. Es war kurz, kam mir aber wie eine Ewigkeit vor. Für Sekunden blieb die Zeit kurz, stehen und ich sah nur noch ihn. Alles um mich rum verschwand. Es war so surreal und atemberaubend. Ein magischer Moment.

Different Faces Where stories live. Discover now