6.

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Als ich wieder zu mir kam, ging ich auch schnell nach hinten. Ich weiß nicht warum, aber ich wollte ihn eigentlich ansprechen.

Er stand am Vorrat der Getränke. Er tat nichts, stand einfach da.

"Hey ..." Leise kaum hörbar brachte ich dies hervor. Er schien etwas erschrocken und tat plötzlich so, als suche er was und nahm sich zwei Flaschen Rum.

Er drehte sich dann um und wollte an mir vorbei, blieb aber stehen. Wieder wich er meinen Blicken aus. Wie in Trance trat ich ein Schritt näher. Das schien ihm zu wundern. Mir fiel dann die Narben auf, die er an der Augenbraue hatte. Und bis übers Auge ging. War ich so blind, dass mir das nicht auffiel? Das war auch die Seite, die er oft von mir und auch anderen abwandte. Vielleicht genau deswegen. Schämte er sich, wegen seinen Narben? Ich fand es sogar irgendwie sexy.

Sein Blick erhob sich, als ich ihm zu nah war. Ich nahm ihm einfach die Flaschen ab. Das ließ ihn zusammenzucken, als ich ihn berührte. Dabei schaute ich auch hoch, weiter in seine Augen, die endlich auch in die meine schauten. Auch wenn wieder nur für kurz. Aber diesmal tat er es gewollt. Er hatte dunkle Augen, die undefinierbar waren. Braun, mit einem leichten Grünstich. Habe so was noch nie gesehen.

"Ich ... bring ..." Krächzte ich. Das zweite Wort kam kaum noch über meine Lippen. Schon beim Ersten versagte meine Stimme.

Er ging dann so nah an mir vorbei, dass er mich streifte. Ich schloss kurz die Augen und inhaliert ihn förmlich. Erst als ich ein Räuspern hörte, erwachte ich aus meiner Tagträumerei.

"Was los? Ist sein Duft so magisch?" Kicherte Travis hinter mir. Oh Gott, wie peinlich. Er hat das wohl mit bekommen.

Ich sagte nichts. Da mir kein Konter einfiel.

Ich lief mit roten Kopf Richtung Tür und stolperte dabei über meine eigenen Füße. Ich ließ dabei eine Flasche fallen und schnitt mich am Glas. Das muss auch Mason gehört haben. Er stand direkt vor mir. Hob mich einfach hoch und trug mich zu Travis. Er übergab mich wie ein Paket, ohne ein Wort und fing an die Scherben wegzuräumen. Travis schaute erschrocken zu mir und dann zu Tür, wo Mason gerade Ordnung schaffte.

"A-Alles ... ok? Was ist los mit dir? Oder besser euch." Ich sagte nichts.

"Ok. Das Schweigen lass ich mal so stehen. Komm, ich trag dich mal zum Verbandskasten." Zum Glück war ich klein und leicht. Daher hatte eigentlich kaum ein Mann Probleme mich zu tragen, was mir immer sehr gefiel. Ich musste kurz grinsen.

"Gewöhn dich nicht dran. Ich trage dich nicht den ganzen Tag durch die Gegend. Auch ein Fliegengewicht wie du, wird mal schwer."

"Hatt auch keiner verlangt."

"Ah, Madam kann wieder sprechen."

Er setzte mich dann auf einen Stuhl. Der ganze Arm war zerkratzt. Und mein Shirt war voller Blut. Er holte schnell etwas Verbandsmaterial und hockte sich neben mich.

"Darf ich eines deiner Werbeshirts haben?" Er nickte nur und fing an mich zu verbinden. Nachdem er fertig war, holte er eines der besagten Shirts und schmiss es mir zu. Ich zog meines, ohne groß zu überlegen, aus um das andere mir über den Leib zu ziehen. Aber als ich, da nur mit BH stand, hörte ich Travis meckern.

"Hey! Hier ist noch ein Kerl anwesend. Und ich bin gefährlich." Ich musste drüber lachen.

"Komm schon Tiger, ich glaube nicht, dass du mich jetzt anspringen würdest."

"Lachst du mich etwa aus? Ich bin zwar älter, aber noch voll in Saft, also bitte etwas Rücksicht!"

"So genau wollte ich das nicht wissen." Neckte ich ihn mit einem Zwinkern, nachdem ich fertig mit Umziehen war, und lief an ihm vorbei.

Das Shirt war mir etwas zu groß, deswegen knotete ich es hinten zusammen und versteckte diesen im Shirt. Dadurch wirkte das Shirt zwar etwas bauchfrei, aber besser als ein Zelt, was an mir herunterhängt.

Das ließ aber paar Kerle schlucken, die mich dann sahen. Ständig den Blick auf meinem Bauch und Hüften. Ich war dann doch genervt und wollte den Knoten wieder lösen. Aber plötzlich merkte ich jemand hinter mir. Ich wollte mich umdrehen, aber man ließ mir keine Chance dazu. Mir wurde eine Schürze ungelegt, so das mein Bauch etwas bedeckt wurde.

"Hilfst du beim Servieren?" Ich roch ihn. Das war Mason. Seine Stimme. Tief und so beruhigend. Am liebsten hätte ich mich nach hinten in seine Arme fallen lassen. Aber ich wollte mich zusammenreißen. Keine Tagträume! Ermahnte ich mich selbst.

Ich nickte nur. Ein Ton hätte ich jetzt eh nicht rausgebracht. Aber er sagte auch nichts weiter.

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Der Tag verlief weiter recht ruhig. Mir tat nur der Arm weh.

"Der Neue macht sich gut. Er hat den Job. Und dir tu ich damit ja auch ein gefallen." Grinste er.

"Haha!" Ich stumpte ihn leicht und musste auch lächeln. Klar, ich war fasziniert von Mason. Aber, ist es wirklich so gut, mit ihm zusammen zu arbeiten? Er würde mich nur ablenken. Eine schöne Ablenkung, sagte mein Inneres ich.

"So, du solltest gehen. Das du dich etwas ausruhen kann. Hast jetzt lang genug geholfen. Zehn Stunden sind genug!"

War ich echt so lange da? Ein Blick auf die Uhr verriet, dass es fast neunzehn Uhr war. Ja, ich war echt lange da.

"Willst du noch Tschüss sagen? Vielleicht ein kleiner Abschiedskuss?"

"Hör auf! Du bist echt ein Spinner." Aber er lachte nur. Leider brachte er mich auf perverse Gedanken. Und als ich mir Mason so betrachtete, wurde mir ganz anders zu Mute. Ich musste da schnell raus, bevor ich noch auslaufe wie eine läufige Hündin.

"Mason, sie geht. Du kannst auch gleich Schluss machen!" Ist das nicht egal, dass ich gehe? Ich wollte einfach nur weg, ohne noch mich verabschieden zu müssen. Aber da machte mir Travis ein Strich durch die Rechnung.

"Sei mal nicht so steif. So kenne ich dich gar nicht." Bemerkte er dann noch.

Er hatte recht. Mason warf mich komplett aus der Bahn. Er schob mich recht unauffällig zu Mason.

"G-gute ... Gute Nacht."

Er nickte nur. Wieder kein Ton. Dabei hätte ich gern noch mal seine unglaubliche Stimme gehört.

Different Faces Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt