16.

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Ich stand an ihm. Ich himmelte ihn förmlich an. Mein Blick auf ihn gerichtet mit großen leuchtenden Augen. Als er sah, wie ich ihn anstrahlte, schaute er erst erstaunt musste aber dann lächeln.

"Was ist?" Ich gab erst keine Antwort. Ich schaute ihn einfach nur an. Er nahm es so hin und erfasste meine Hand, was mein Herz schneller schlagen ließ. Er zog mich zur Bar und trat wieder hinter diese.

"Brauchst nen Drink, oder geht das Reden heute so?" Veräppelte er mich. Ich presste meine Augenbrauen zusammen und versuchte ihn böse anzuschauen. Aber er lächelte nur. Dass er jetzt so oft lächelte, gefiel mir. Ich mochte sein Blick und die Grübchen, die er dabei hatte. Er hatte eine tolle Mimik. Ich könnte ihn stundenlang betrachten.

Ich merkte dann, dass ich auch lächelte und ihn förmlich anstarrte, wie ein Kind im Süßigkeitenladen. Deswegen hörte ich abrupt damit auf. Es war mir extrem peinlich, dass ich ihn so anhimmelte. Leider fiel ich letzter Zeit wieder oft in die Tagträumerei. Das musste ich abstellen! Vor allem vor Mason. Und das Schlimme war, Travis ist dies nicht entgangen. Er setzte sich grinsend neben mich.

"Man! Dich muss es ganz schön erwischt haben. So kenne ich dich noch gar nicht. Tagträume hattest du ja schon öfter Mal, aber so ...?!"

"Psst, sei ruhig! Ist mir peinlich genug. Da brauche ich keine dämlichen Kommentare deinerseits." Ich setzte mich gerade hin und überschlug die Beine. Versuchte, vollkommen Erwachsen zu wirken. Ich glaube nicht, dass Mason auf so kindliche verträumte Mädels steht, wie ich oft bin. Ich muss mir das abgewöhnen.

"Was tust du?" Travis schaute mich verwirrt an.

"Sitzen! Wie es sich für eine Dame gehört." Dann lachte er.

"Was lachst du so dämlich." Zischte ich ihn an.

"Das bist nicht du! Das ist lächerlich. Du bist nun mal ein verspieltes Kleinkind. Bleib so. Wenn er auch interessiert ist, nimmt er dich, wie du bist. Mit allen Fehlern. Aber unter uns ... das sind keine Fehler, sondern süße Extras." Dann zwinkerte er. Ich wusste leider keine Antwort und schwieg. Er ging dann einfach. Einen kurzen Blick würdigte er mir noch, bevor er hinter den Regalen verschwand.

Ich lehnte mich rückwärts an die Theke und schnaufte etwas genervt. Ich wusste nicht, warum ich das war. Ich schloss kurz die Augen und spürte dann ein Atem an meinem Ohr.

"Er hat recht. Süße Extras." Als ich mich umdrehte, war Mason schon wieder ein Stück weg und spülte ein paar Gläser. Ich schaute ihn erst verwundert an. Dann lächelte ich und fand seine Art, wie er sich mir gegenüber jetzt benahm, sehr interessant. Ich rutschte ein Stuhl in die Mitte, damit ich ihn, egal wo er steht, am nächsten bin.

Ich saß einfach nur da. Versuchte mich etwas besser zu benehmen. Beobachtete und überlegte dabei viel. Ich beschloss dann doch, was Kleines zu trinken, aber nur, um locker zu werden. Nicht bis mir das Gehirn versagt. Ich ging selbst hinter die Theke. Mason schaute mich verdutzt an.

"Ich arbeite auch hier. Da kann ich mir es wohl selbst machen." Nachdem ich zu ende sprach, realisierte ich, was ich da sagte. Und wie sich das angehört haben musste.

"Äh, ich meine das Getränk!" Fügte ich schnell hinzu. Er nahm mir das Glas aus der Hand, was ich schon aus dem Regal genommen hatte und trat direkt vor mich.

"Ich kanns dir aber bestimmt viel besser besorgen." Ich lief knallrot an und mir blieb die Spucke weg. Er grinste nur und genoss diese Spielchen wohl sehr. Starr wie ein Stein blieb ich stehen. Er schaffte es immer wieder, mich in Verlegenheit zu bringen. Und Kontern war bei ihn unmöglich.

"Setzt dich. Ein Drink gönne ich dir." Mit einem leichten Zwinkern drehte er sich zur Bar und fing an mir ein Drink zu mixen. Ich schritt langsam um die Theke und setzte mich wieder auf den Barhocker. Mein Blick leicht gesenkt. Ich spielte mir am Saum meiner Bluse rum. Mir war das eben total peinlich.

"Mal was anderes als Wodka." Er scheint ein Likörgetränk mit Sahne und Fruchtsaft gemacht zu haben. Das heißt, ein paar Pfunde mehr auf der Waage. Als ich aber am Strohhalm zog. Kam eine Geschmacksexplosion. Es war ein Traum. So was Leckeres habe ich selten getrunken. Ich glaube sogar noch nie. Aber ich konnte daran schlecht ziehen, wie ein Junkie an seinem Joint. Ich beherrschte mich natürlich und nahm kleine Schlücke. Ich fühlte mich irgendwie unwohl, dass ich mich so verstellte. Wusste aber nicht, ob es gut sei, mich so zu benehmen, wie ich sonst bin. Ich wollte perfekt sein für ihn. Aber ich dachte an Travis Worte. Er hatte ja irgendwie recht.

Als er kurz hinten verschwand, wollte ich erst hinterher. Aber ich konnte ihn doch nicht ständig verfolgen. Ich saß dort wie auf glühenden Kohlen.

Ein kleiner Blick. Dachte ich mir und schaute um die Ecke in den Flur. Dann lehnte ich mich an die Wand, schloss die Augen und schlug kurz mit der Faust gegen die diese. Was mach ich hier nur? Fragte ich mich selbst gedanklich.

"Die Wand kann nichts dafür." Mason. Wieder aus dem nichts. Ich habe keine Tür oder sonst was gehört. Ich antwortete wieder nicht und wollte schnell zwischen den Regalen verschwinden, aber er hielt mich an Handgelenk fest und zog mich zurück zur Wand, gegen die ich mich abermals presste.

"Mich stört es nicht. Verfolg mich ruhig." Schmunzelte er. Ich schaute dann zur anderen Seite weg und drehte ihn damit den Rücken zu. Aber wieder drehte er mich zurück. Er lehnte lässig am Türrahmen und schaute mich an. Ich wollte ihn gerade wieder anschauen, als er sah, dass ein Gast was bestellen wollte.

Langsam fuhr er mit den Fingern über meine Hand, als er mich losließ um zur Bar zu laufen. Ich verschwand schnell um die Ecke in den Flur und packte mir an die Brust. Gott! Er macht mich noch wahnsinnig! Er wird immer lockerer und ich immer steifer. Ich hasste mich dafür. Aber er machte mich total nervös und ich konnte dies verdammt noch mal einfach nicht abstellen.

Different Faces Where stories live. Discover now