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Ich wollte dann alleine sein. Musste alles verdauen. Das ein Mensch, dem ich am meisten vertraute dies missbrauchte. Ich überlegte auch wieder wegzuziehen. Am besten alleine ohne irgendjemand. Es tat so weh, was er sagte. Wie er mich und sogar Mason belog. Ich wollte irgendwann einfach nur weg. Aber ich hörte ihn im Büro randalieren. Das habe ich noch nie gesehen. Als ich die Tür öffnete, stand er da vollkommen fertig. Und ich sah ihn das erste Mal weinen. Ich konnte meine Tränen auch nicht zurückhalten. Irgendwie tat er mir leid. Alles tat mir leid! Ich war nicht unschuldig. Klammerte mich an ihn aus Frust wegen Mason. Und Angst vor der Einsamkeit ... ich verstand es. Die Angst hatte ich auch lange Zeit. Ich lief dann zu ihm und fiel ihm in die Arme. Er war total verwirrt. Dachte wohl, ich würde ihn tatsächlich verlassen. Ich wollte aber nicht, wegen einem Fehler, einfach weil er einsam war, alles andere was er gutes tat vergessen.

"Ich liebe dich." Flüsterte er. Und ich wusste in dem Moment, was er wirklich damit meinte. Und ich tat es ja auch. Ihn lieben. Aber so, wie wir es hofften, es versuchten, ging einfach nicht.

"Ich weiß Daddy." Das brachte ihn dazu mich noch fester an sich zu drücken. Sein Herz pochte wie wild. Er war wohl ziemlich fertig, weil er anfing zu zittern. Ich habe ihn all die Wochen nie so erlebt.

"Wir werden Mason helfen und ihm alles erklären. Du wirst ihm alles erklären." Er nickte. Dann sah ich in der Ecke Glassplitter und fühlte an seiner Hand etwas.

"Du blutest. Das müssen wir versorgen." Er schaute mich ziemlich verzweifelt an. Konnte wohl nicht glauben, dass ich ihn verzeihte.

"Hey, ich bin noch da. Und werde es immer bleiben. Es war ein Fehler. Aber ... versprich mir. Ab jetzt immer komplett ehrlich zu sein. Sag, was du denkst, fühlst und willst. Kein Verstecken mehr!" Dann schmunzelte ich.

"Das ist Masons Aufgabe." Scherzte ich. Aber er schien zu sehr am Boden, um sich zu freuen.

"Und Mason werden wir auch noch dazu bringen. Wir halten zusammen. Wir sind Familie." Das schien ihn dann doch etwas zu erleichtern.

"So. Ich räume hier mal auf und du rufst Kaylin zurück. Schaust was wir machen können." Er schien erst nicht einverstanden, wusste nicht, sollte er was sagen oder nicht. Aber ging dann wortlos.

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Ich war eine ganze Weile beschäftigt. Konnte auch viel überlegen und wusste nun, warum er so war. Mich nie wirklich ran ließ, oder es wollte. Und heute früh so eilig hatte. Hätte sich wohl sonst nicht beherrschen können. Ich machte ihm das auch nicht gerade einfach.

"Komm mal her kleines!" Rief mich Cody. Er saß vor dem Laptop. Fummelte da dran rum und plötzlich ging auf dem Fernseher ein Bild auf.

"Er will noch nicht das wir zu ihn kommen. Zu uns will er auch nicht. Also müsst ihr es so erst mal aushalten. Noch will er nicht so recht, aber ich drohte ihn, wenn er es nicht versucht, seit ihr beide für mich gestorben." Er schaute mich entschuldigend an. Dann kam er zu mir, als er mein entsetztes Gesicht sah.

"Erkläre ich dir später." Er wusste, Vertrauen ist momentan etwas dahin, aber dann werde ich mal geduldig sein, dachte ich. Wenn er mir dann wirklich sagt, was los ist.

Dann erschrak ich, da Kaylin in das Mikro schrie.

"Hey Mäuschen?! Er sah mich ja nicht, da ich zwar im Wohnzimmer, aber nicht vor der Cam stand." Ich schaute genervt zum Bildschirm. Ich war nicht drauf gefasst, ihn als Erstes zu sehen.

"Hallo?! Ich weiß, dass du da bist. Ich riech deine Sehnsucht nach Mason." Gott! Der ist genau so nervig wie vorher.

"Bitte Mäuschen. Er vermisst dich." Das war unerwartet.

"Hör auf damit!" Kam es dann leise und ziemlich grimmig aus dem Mikrofon. Mason! Es war er! Ich war mir hundertprozentig sicher.

"Dann setzt dich und sag du es ihr!"

Zischte Kaylin seinen Bruder an.

"Mason?" Ich flüsterte sein Namen voller Sehnsucht. Plötzlich Schweigen. Und Kaylin stand etwas dämlich vor der Cam. Wusste wohl nicht, was er sagen sollte.

"Du ... der hört dich nicht. Lauter." Scherzte Kaylin grinsend. Dann rollte er mit den Augen und fasste plötzlich zur Seite. Er zog seinen Bruder einfach im Schwitzkasten vor die Cam.

"Jetzt seit vernünftig! Ich muss es auch sein, dann solltet ihr mitziehen. Wenn ich auf dich aufpassen soll und ein Vorbild, muss ich dich jetzt wohl ehet zu deinem Glück zwingen!" Er befreite sich genervt aus Kaylins Griff und stieß ihn etwas von sich. Dann schaute er in die Cam. Unsicher und betrübt. Aber nur kurz, wandte sich dann ab und ließ sich auf die Couch nieder. Er sah nicht gut aus. Ich hätte ihn zu gern in den Arm genommen.

"Mason ... wir ..." Ich wollte was sagen, konnte aber nicht. Er schien immer noch nicht bereit. Was sollte ich nur tun, dass er endlich zu mir steht. Wenn er mich wirklich liebt und vermisst, warum hatte er dann solche Angst, bei mir zu sein? Aber dann konnte ich mir eine Sache denken, weswegen.

"Du würdest mir nie wehtun. Egal wer du bist ich ... ich liebe dich." Das ließ ihn Ausblicken. Er schien vollkommen erstaunt und doch ungläubig. Wieder kam seine Unsicherheit stark zum Vorschein.

"Du willst doch nicht wirklich ..." Fing er an und wollte sich wieder rausreden. Da verlor ich leicht mein Respekt und ich wurde etwas lauter.

"Hör auf! Es reicht! Versuch es doch zumindest. Ich will bei dir sein. Und würde alles ertragen. Bitte, lass mich nicht länger leiden. Lass uns nicht leiden ..." Es kam erst keine Antwort. Schweigen durchdrang das Zimmer. Die stille war unerträglich und mein Herz pochte. Dann brach er die stille. Gespannt lauschte ich. Wollte endlich, das er nachgibt und es versucht.

"OK. Erst Kennenlernen. Und erst über Cam. Und wenn wir uns treffen sollten, muss Cody ab jetzt immer in der Nähe sein. Dein Bodyguard. Ich will ... zumindest so lange, wie es nötig ist. Irgendwie muss es doch klappen." Aber ich merkte Zweifel. Das war ok. Immerhin hat er zugesagt es zu probieren. Wie ist mir egal, so lange er mich nie mehr alleine lässt.

"Mason. Du ..." Ich wollte darauf was sagen. Aber er unterbrach mich mit Worten, die mich glücklich machten.

"Ich will dich ... Wir werden das schon schaffen!" Es war mehr, als ich erhoffte. Und schon damit war ich erst mal glücklich.

Different Faces Where stories live. Discover now