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"Nein! Du musst nach rechts?" Schrie ich wieder mal ein paar Vollidioten beim Zocken an. Und da sagt man, Männer sind besser als Frauen. Aber bei den Waschlappen bekommt man das kotzen.

"Ich bin nach rechts Weib! Geh lieber mit Puppen spielen, oder deine Nägel Lackieren." Wieder einer, der auf Klischees aus war. Aber das hat er nicht um sonst gesagt. Zwar sind Teamkills nicht erlaubt im Rang, aber wenn ich jetzt rausfliege, hat es sich gelohnt.

Aber bevor ich ihn umbringen konnte, kam ein Feind und gab ihn ein schönen Headshot. Ich musste dann ins Micro lachen. Da er so offensichtlich auf ihn zu kam. Ich sagte noch, du bist eh gleich tot. Aber das wollte er mir ja nicht glauben. Und dafür musste ich mir nicht mal die Finger schmutzig machen. Danke Gegner, manchmal ist auf euch verlass!

"Shit!" Fluchte er und weg war er. Konnte er sich nicht beweisen, also musste er aus Scham das Spiel verlassen. Aber mehr als flüchten können Feiglinge ja nicht.

In der nächsten Runde wollte ich eigentlich auch aussteigen, da dass Team unnütze war. Und eine Pause wäre auch nicht schlecht gewesen. Aber eine Strafe wollte ich mir auch nicht aufbrummen lassen, also zog ich es durch. Leider mit einer fetten Niederlage.

Ich ging in die Lobby, stellte ein paar neue Waffen ein und legte dann erst mal alles zur Seite.

Als ich am Fenster vom Wohnzimmer vorbeiging, entdeckte ich ein Umzugswagen gegenüber. Dort schien jemand Neues einzuziehen. Da Möbel ins Haus getragen wurden.

Ein junger Kerl lief aus dem Haus und rief etwas zu den Möbelschleppern. Ein anderer stand einfach daneben. Schien etwas gelangweilt, gar genervt. Ich konnte die beiden gut beobachten, da ich nur im zweiten Stock wohnte von fünf. Und sie standen direkt gegenüber meiner Wohnung. Als ich dann die Gardinen wegnahm, um noch mehr zu sehen, erhob der eine den Blick. Es sah aus, als würde er mich direkt anschauen. Ich erstarrte kurz. Dann warf ich mich auf den Boden.

"Gott! Ob er wirklich mich angesehen hat?" Sprach ich zu mir selbst. Ich hob mich an der Fensterbank fest und zog mich hoch. Ich blickte wieder vorsichtig nach draußen. Aber der Typ war nicht mehr zu sehen.

Shit. Hoffentlich begegne ich den mal nicht. Wird peinlich. Dachte ich mir, als ich in den Flur Richtung Bad lief.

Nachdem ich endlich mal pinkeln konnte und mir, was zu trinken geholt habe, überlegte ich, was ich jetzt noch Zocken könnte. Auf CoD hatte ich keine Lust mehr.

Ich hatte auch nicht viele Freunde auf der Konsole und im realen Leben gar keine.

Also entschloss ich mich, einfach mal YouTube zu schauen.

Aber die Neugier packte mich wieder und zog mich zum Fenster. Leider war keiner mehr zu sehen. Ich sah nur, dass der Transporter gestartet wurde und wohl gleich wieder davon fahren wollte.

Langsam bewegte ich mich zurück zu meiner Konsole. Ich machte diese aus und ging an den PC. Wollte mal sehen, was da so abgeht. Und da könnte ich auch nebenbei YouTube gucken.

Der Tag flog nur so an mir vorbei. Ich fing an, ein Aufbau Spiel zu zocken, was mir die Zeit vergessen ließ. Es war schon halb eins, also entschloss ich ins Bett zu gehen.

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Am nächsten Morgen, sagen wir fast Mittag um elf, wachte ich auf. Ich chillte erst mal und wieder ließ mich die Ruhe etwas trübselig werden. Ich mochte keine Menschen, aber komplette Stille, war auch nichts für mich. Ich machte den PC an und etwas Musik, das half mir aber auch nicht wirklich. Als ich wieder am Fenster vorbei lief, um meine morgendliche Badroutine zu vollziehen, schaute ich rüber zum Haus. Ich konnte den Typen irgendwie nicht vergessen. Ob beide da einzogen? Oder nur einer von den beiden? Es schienen jedenfalls zwei davon keine Möbelpacker gewesen zu sein.

Mir kam es an so Tagen immer vor, als würde die Zeit nicht vergehen. Ich hatte keinen Job, da ich leider meine Ausbildung abbrach. Meine Eltern wollten mich in ihr Familiengeschäft integrieren. Und ich war so dumm und habe alles abgebrochen für sie. Dabei war ich nur der Fußabtreter für beide. Nur Opa hat mir viel geholfen. Er hat mir auch keine Vorwürfe gemacht, dass ich abbrach, obwohl er dagegen war. Er meinte bloß ... Hilfsbereite naive Menschen, die das Herz am rechten Fleck haben, entscheiden gerne mal falsch und denken mehr an andere als an sich. Er fand dies immer etwas doof, das ich mich immer habe rumschubsen lassen. Aber kurz bevor er starb, hat er mir versprochen für mich zu sorgen. An dem Tag hatte ich keine Ahnung, was er meint. Erst als nach seinem tot der Brief ankam. Er vermachte mir knappe zwei Millionen Dollar. Und er hatte ein Brief hinterlegt wo drin stand. Da ich mein ganzes Leben bis zu seinem tot, nie an mich dachte, sollte ich es jetzt tun. Das Geld war von der Firma, die nach seinem tot aufgelöst werden sollte und alles Geld an mich über geht. Selbst seiner eigenen Tochter hat er das Erbe verweigert. Darauf hin wollten meine Eltern mich ja irgendwie loswerden, versuchten doch noch ans Geld zu kommen. Irgendwann war es mir zu viel und ich zog weit weg. Nicht nur ein paar Städte weiter. Nein, ich übersprang gleich mal drei Staaten. Ich hoffte, dadurch meine Ruhe zu haben. Das Geld hatte ich zur hälfte angelegt und von der anderen lebe ich. Reich sein ist ja schön und gut, aber auch langweilig. Das Einzige, was gut ist, ist, dass ich keiner Menschenseele begegnen musste. Und mich mit Vollidioten auf einer Arbeitsstelle rumärgern musste. Ich half ab und zu in einer Spielhalle aus. Dort gab es auch eine Bar und es war auch so was wie eine Videothek. Man konnte sich die Games auch ausleihen gegen eine kleine Gebühr.

Der Besitzer wusste, dass ich es um sonst machen möchte, da ich es gerne Tat. Zocken war ja eines, meiner Leidenschaften. Trotzdem gab er mir jeden Monat hundert Dollar. Er meint, dass ich nicht ganz ohne Bezahlung raus gehe. Er käme sich doof vor. Das Geld stecke ich aber oft in die Spendenkasse. Das weiß er aber nicht.

Ich überlegte mir, vielleicht heute wieder hinzugehen, damit mir die Decke nicht auf den Kopf fällt.

Different Faces Where stories live. Discover now