| EPILOG 3/3 |

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Cian-James Spencer

Ich legte meinen Kopf schief und sah meinen Bruder an. "Also?" "Was?", fragte er genervt.

"Dylan, ich habe eine Freundin. Und diese hat einen Bruder namens Darren. Und Darren ist heraus gerutscht, dass ihr was miteinander habt."

Ich machte eine kurze Pause. "Wieso verleugnest du es? Ist er Dir peinlich? Dann solltest du es beenden."

"Du verstehst das nicht! Du weißt gar nichts!", schrie er mich ohne Grund an und verschwand aus dem Zimmer.

"Und ich soll aggressiv sein", erwiderte ich kopfschüttelnd zu mir selbst und widmete mich meinem Buch zu.

Zwei Stunden später klopfte jemand an. Es war meine Freundin Caitlyn, welche gerade das Zimmer betrat. "Ja?" "Cian, hast du nicht etwas vergessen?" Ich überlegte. "Habe ich?" Caitlyn verdrehte ihre Augen und kam zu mir.

"Manchmal frage ich mich, ob du überhaupt von diesem Planeten stammst." "Das fragen sich meine Dads auch immer", grinste ich und gab ihr einen Kuss.

"Tut mir leid, dass ich vergessen habe, dich abzuholen", erwiderte ich dann. "Schon okay. Was war denn los?" Ich verdrehte meine Augen. "Dylan", murrte ich. "Du solltest ihn doch nicht auf Darren ansprechen!" Cat schlug mir gegen die Brust.

"Ich weiß. Aber wir sind Brüder. Eine Familie. Es fühlt sich alles so wahnsinnig komisch an. Als würden wir uns nicht mehr kennen. Früher war er so anders! Ich meine, wir waren schon immer verschieden und hatten andere Interessen, aber jetzt..., jetzt ist er nur noch kalt, abweisend und aggressiv."

Lautlos seufzte ich. Ich verstand meinen Bruder einfach nicht. "Ich meine, es kann auch nicht daran liegen, dass er schwul ist. Immerhin sind wir eine riesengroße Regenbogenfamilie." Cat nickte. "Gib ihm Zeit." "Es ist schon ein Jahr vergangen." "Als Darren uns anvertraute, dass er HIV Positiv ist, wusste er es auch schon mehrere Jahre. Er hatte Angst, Cian. Vielleicht hat Dylan auch vor etwas angst. So wie du vor der Dunkelheit. Gib ihm Zeit und er wird dir seine Angst anvertrauen."

Ich seufzte. Cat hatte natürlich recht. "Ich will ihm doch nur helfen", erwiderte ich leiser. "Ich weiß. Und ich verspreche dir, dass er es irgendwann zulässt." Kurz küssten wir uns.

"Hast du schon eine Rechnung vom Arzt bekommen?", fragte ich dann. "Äh, ja." Cat nickte zögernd. "Aber das fühlt sich so falsch an, dass deine Eltern es zahlen wollen." "Lass es einfach zu. Gib mir die Rechnung." Caitlyn seufzte und nahm ihre Tasche, übergab mir den Brief.

"Gib es ihnen aber nicht jetzt." Verwirrt sah ich sie an. "Wieso?" "Die beiden sind gerade so glücklich da unten." "Keine Sorge, ich bin gleich wieder da", lächelte ich und stand auf, verließ mein Zimmer und lief der Treppe hinab, durch den Flur und stand dann in unserem riesigen Wohnzimmer.

Cat hatte recht. Sie waren gerade glücklich! Jamie lachte glücklich, Dads Hand lag an seiner Wange. Schnell steckte ich den Brief in meine Hose und ging zu ihnen. "Hey, Dad kann ja seinen Arm bewegen", lächelte ich und hockte mich vor Dad. "Ja. Es ist ein Wunder! Ich wusste, dass er es schaffen kann!"

Dad sah mich an. Dann bewegte er langsam seinen Arm in meine Richtung und legte seine Hand an meine Wange. "Du schaffst das", lächelte ich und legte meine Hand auf seine. "Da bin ich mir sicher", fügte ich hinzu.

"Ich schaffe deinen Vater ins Bett. Die Physiotherapie war heute wieder anstrengend für ihn." Ich nickte. "Soll ich dir helfen?" Jamie schüttelte seinen Kopf. "Nicht nötig. Geh du lieber wieder zu Caitlyn." Leicht nickte ich und sah Dad an, legte seine Hand auf seinen Schoß. "Gute Nacht, Dad." Er versuchte leicht zu lächeln.

"Was steckt da in deiner Hose?", fragte Jamie mich und zog den Brief heraus. "Oh, äh..., Caitlyns erste Arztrechnung." "Okay. Ich überweise es nachher." "Danke schön", lächelte ich.

"Cian?" Caitlyn kam zu uns. "Ja?" Ich drehte mich um. "Ich habe Hunger", schmollte sie. "Dabei habe ich doch erst gegessen! Ich werde immer fetter!" Unsicher sah ich sie an. Wieso weinte sie denn jetzt?

"Du solltest sie trösten", meinte Jamie und stupste mich in den Rücken. Also stand ich auf und stellte mich vor sie. "Was möchtest du denn essen?" "Pizza! Und Eis!" "Okay. Ich bestelle Pizza bei Marco's und danach darfst du ein Eis haben, okay?" Cat nickte. "Aber mach schnell. Ich gehe pinkeln und dann will ich kuscheln."

Überfordert nickte ich. Cat lief in den Flur. Dann trat Jamie neben mich. "Ich erinnere mich noch, als deine Mütter schwanger waren", grinste er. "Hört das irgendwann wieder auf?" Ich sah Jamie an. "Es wird besser. Das verspreche ich dir. Aber eine Schwangere solltest du nicht verärgern. Bestelle ihr lieber schnell eine Pizza." Ich nickte und nahm mein iPhone und bestellte in der App.

"Hoffentlich wird es ein hübsches Baby." Jamie seufzte. "Ich möchte keinen hässlichen Gnom als Enkel." "Jamie!" Ich schlug ihm gegen die Schulter. "Es ist mein Baby! Natürlich wird es hübsch!" Kopfschüttelnd lief ich nach oben. "Gute Nacht, Dad!", rief ich noch und ging in mein Zimmer.

Dort wartete bereits Cat auf meinem Bett. "Wann kommt das Essen?" "Ein paar Minuten musst du dich gedulden." Ich legte mich zu ihr. "Hast du dich jetzt an den Gedanken gewöhnt, dass du Vater wirst?", fragte sie mich dann. "Es wird besser", gab ich zu.

Als ich erfuhr, dass Caitlyn schwanger war, bekam ich Panik. Ich musste mein ganzes Leben umplanen und das war nicht leicht. Ich musste mein Training reduzieren, um für sie zu sorgen. Und einen Job brauchte ich ebenfalls. Immerhin musste ich für ein Würmchen sorgen!

"Du kannst trotzdem noch zu Castings und studieren." Cat lächelte. "Nein, kann ich nicht. Die Universität ist auf der anderen Seite von Australien." "Und was ist, wenn wir mit kommen?" Ich schüttelte meinen Kopf. "Das kann ich nicht von dir verlangen. Es ist eine fremde Gegend und eine Großstadt. Das ist viel zu gefährlich."

Cat legte ihre Hände an meine Wangen. "Wir finden eine Lösung. Versprochen. Ich möchte nicht, dass du unglücklich bist." "Ich bin nicht unglücklich. Es ist nur hart, meinen Traum loszulassen. Aber das schaffe ich schon. Ich mache nebenbei eine Ausbildung und fange bei meinem Großvater an. Ganz einfach."

Doch ich war unglücklich. Seit ich denken konnte, wollte ich Musicaldarsteller werden. Ich kämpfte Tag für Tag dafür, hatte eine Zusage von der besten Universität für Darstellende Künste im ganzen Land bekommen.

Und dann erfuhr ich, dass ich Vater wurde.

Meine Welt war zusammen gebrochen.

heavy past | boyxman ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt