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Charlie Spencer

Gut gelaunt arbeitete ich mit Milan an einem Transporter. "Du bist richtig gut drauf", stellte er fest. "Das stimmt. Denn wenn Jamie aus dem Krankenhaus entlassen wird, haben wir ein Date. Ich bin zwar etwas eingerostet, was Dates angeht, aber ich freue mich."

"Ist schon was geplant?", fragte er. "Ja. Wir kochen bei mir; haben einen schönen Abend." "Mach es nackt. Das hilft immer." Leicht lachte ich. "Nein. Dann würde er über mich herfallen." "Ist das nicht der Plan?" "Nein?"

Typisch Teenager. Dachten nur ans Vögeln!

"Sex ist toll", erwiderte er. "Ich weiß", brummte ich und wechselte den Keilriemen.

"Charlie?" Ich drehte mich um und sah zu Stephen. "Jayden ist am Telefon. Er möchte dich sprechen." Ich nickte und lief zum Telefon. "Ja?", fragte ich in den Hörer. "James hat mir erzählt, du hast Jamie zum Lächeln gebracht. Er hätte wohl noch nie so glücklich ausgesehen." Jayden klang traurig.

"Und Dr Harvey meint, trotz großer Schmerzen hat er sich nichts anmerken lassen." "Ich verstehe nicht, was du damit sagen willst." Jayden schniefte. "Charlie..., neben dem Blutgerinnsel war noch ein Tumor. Sie haben beides entfernt aber Jais Lunge wurde angegriffen. Es sieht nicht gut aus. Wir sollen uns verabschieden."

Einige Sekunden dauerte es, bis ich es realisiert hatte. "Er stirbt?", fragte ich leise. "Wahrscheinlich. Seine Überlebenschancen sind 20 Prozent."

Tränen bildeten sich in meinen Augen. "Charlie?" Ich atmete tief ein und aus. "Charlie, ich gebe es nur ungern zu, aber Jamie mochte dich wirklich sehr gerne. Auch wenn ich versucht habe, es zu verhindern. Er war verrückt nach dir. Und wenn er deine Stimme hört..., vielleicht..., vielleicht kämpft er dann. Mir ist scheiß egal, ob ihr jetzt die Werkstatt schließen müsst, nur möchte ich, dass du kommst und meinem Sohn Gut zuredest!"

Ohne ein weiteres Wort legte ich auf und atmete tief ein und aus. Jamie würde nicht sterben. Es war Jamie! Er hatte noch sein ganzes Leben vor sich.

"Charlie! Deine Schwester ist da!" Leicht zuckte ich zusammen. "Hey, kleiner Bruder." Mia kam strahlend zu mir. "Oh, was ist denn los? Du weinst ja!" Besorgt legte sie ihre warme Hand an meine Wange.

"Ich soll mich von Jamie verabschieden." "Was?! Will dein Chef jetzt den Kontakt verbieten?!" "Er stirbt, Mia." "Okay, Zieh das Ding aus. Ich fahre dich!"

***

Die ganze Fahrt über dachte ich an Jamie. An sein süßes Lächeln, diese blond gefärbten Haare, wie er mich mit seinen wunderschönen braunen Augen ansah.

"Er schafft das, Charlie. Keine Sorge." Mia nahm meine Hand. An der Rezeption frage ich nach Jamie, was mir auch beantwortet wurde und wir liefen zum Fahrstuhl.

"Jamie ist stark." "Er ist wunderbar. Er hat mir gezeigt, dass das Leben auch schön sein kann. Ich wollte dich fragen, ob du Freitag außer Haus bleiben kannst, denn Jamie wollte kommen und wir wollten kochen. Ein richtiges Date", sagte ich leise. "Aber jetzt ist alles zu spät, nur weil ich es nicht früher wollte."

"Du redest so, als würde er schon tot sein. Lass das. Jamie schafft das. Und dann werdet ihr glücklich."

Im Flur traf ich Jayden, Gabriela und James. "Aber da steht er doch lebendig", hörte ich Mia murmeln. "Charlie!" James klammerte sich an mich. "Du musst mit Jai reden! Wenn er dich hört, überlebt er!" Dr Harvey kam aus einem Zimmer.

"Das ist nur ein Versuch, James, verstehst du?", meinte er ruhig. "Nein! Es wird funktionieren! Jamie hat es mir versprochen!"

"Kann ich ihn sehen?" Dr Harvey nickte. "Komm." Ich folgte Harvey und wir betraten einen Raum mit vielen Geräten, nur um ein Bett. Ich wünschte, ich hätte jetzt sagen können, er würde nur so friedlich da liegen, doch dies war nicht der Fall.

Ich konnte kaum Jamies Gesicht sehen, doch das, was ich sah, war grau. Er sah aus wie Tunfisch aus der Dose. So grau. So tot.

So leblos.

"Wir haben ihn an ein Gerät angeschlossen, was seine Lunge entlasten soll. Diese ist durch einen Tumor stark angegriffen. Den Tumor haben wir jedoch erfolgreich entfernt, genauso wie das Blutgerinnsel. Leider hat Jamie während der Operation das Bewusstsein verloren und wir vermuten, dass er nicht mehr aufwachen wird." Vorsichtig nahm ich Jamies Hand, als wäre es Porzellan.

"Es ist, als würde man ihn in einer anderen Welt gefangen halten. Er reagiert zwar auf manche Berührungen, aber mehr nicht." Ich erinnerte mich daran, als Mum im Krankenhaus war.

"Meine Mutter lag auch im Krankenhaus. Sie war in so einer ähnlichen Lage. Sie meinte, sie dachte, sie würde träumen. Sie sagte, sie war an einem schönen Ort mit meiner Schwester, meinem Vater und mir. Jeden Tag." Dr Harvey stellte mir einen Stuhl hin.

"Erzähle etwas mit ihm. Ich glaube an diesen kleinen Kämpfer. Heute früh hat er mir noch von dir erzählt. Ihr wollt Freitag zusammen kochen. Erzähl ihm das. Der Kleine ist so verliebt in dich, das glaubst du gar nicht." Dr Harvey legte eine Hand auf meine Schulter.

"Wirklich?", fragte ich leise. "Ja. Deswegen wollte er die Operation so schnell wie möglich. Jamie meinte, du wärst endlich so weit, mit ihm auf ein Date zu gehen. Und das er es kaum abwarten kann."

Dr Harvey ließ mich mit Jamie alleine.

Vorsichtig hob ich seine Hand, gab ihm einen Kuss auf den Handrücken, gefolgt von einer Träne. "Jamie, kleiner Tiger...", flüsterte ich. "Ich Weiß nicht, wie du es geschafft hast, aber du hast mir mein kleines, kaputtes Herz repariert und anschließend gestohlen. Also gib es mir wieder oder wach auf, hörst du? Aber bitte verlasse uns alle nicht."

Schniefend strich ich durch seine blonden Haare. Sie lagen einfach platt auf seinem Kopf. Sonst waren sie immer verwuschelt, was ihn noch süßer machte.

Jamies Augen zuckten, öffneten sich jedoch nicht. Als würde er nur träumen. "Kleiner, ich flehe dich an. Das kannst du uns nicht antun. Denk an deinen Bruder. Er ist fix und fertig, setzt seine ganze Hoffnung auf mich. Also wenn du mich hörst, drück bitte meine Hand, ja?" Vorsichtig umschloss ich diese.

Dann spürte ich einen kleinen Druck.

Er hatte meine Hand gedrückt.

heavy past | boyxman ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt