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Jamie-Cormac MacKinley

"Kannst du bitte auf Lucie aufpassen?" James sah mich fehlend an. "Du bist meine letzte Chance. Alle sind arbeiten und Diego fährt mich!"

"Nein! Ich will dein Kind nicht sehen! Das habe ich Dir schon mal gesagt!" "Komm schon! Sie ist deine Nichte!"

Vor ein paar Wochen...:

Es klingelte an der Tür. "Jai! Machst du mal bitte auf?" Ich nickte und erhob mich, um zur Haustür zu laufen.

"Was willst du hier?", fragte ich Sophia, dann bemerkte ich das Baby in ihren Armen. "Mein Dad zwingt mich, sie abzugeben. Wir ziehen morgen nach Adelaide und fangen dort neu an. Er fühlt sich von mir gedemütigt und will die Kleine nicht sehen. Ihr seid meine letzte Chance."

Sie übergab mir das Baby und einen Brief, lief dann weinend davon. Ich schluckte und schloss die Tür, lief zurück ins Wohnzimmer. Dort wurde es direkt still.

Ich sah auf das Kind, welches genau so aussah wie ich... wie James. Und das schmerzte.

Sofort drückte ich sie meinem Vater an die Brust und rannte nach oben.

Wie ich mir doch wünschte, dass sie mir gehörte...

"Das kannst du mir nicht antun." "Komm schon, kleiner Bruder. Ich brauche dich jetzt auch mal. Ich muss der Kleinen ein gutes Leben ermöglichen, deswegen brauche ich diese Stelle unbedingt. In spätestens sechs Stunden sind wir wieder zurück."

Widerwillig sah ich auf das Baby. "Na gut, stell es ab", grummelte ich. "Es ist ein Mädchen, Jamie." Dann überreichte er mir eine Tasche. "Hier sind Windeln, Flaschen, Spielsachen, Nucki, Feuchttücher, Puder, Creme und ein paar Strampler drin."

Ich nickte. "Okay." "Gestillt habe ich sie erst vor einer halben Stunde und später musst du nur noch eine Flasche erwärmen. Pass auf, dass es nicht zu heiß ist." "Jaja, wird schon nicht so schwer sein", erwiderte ich und schob das Kind in die Ecke. "Du lässt sie aber nicht die ganzen Stunden im Flur stehen, oder?", fragte James skeptisch. "Quatsch. Und jetzt geh, bevor ich es mir anders überlege."

Als mein Bruder endlich gegangen war, sah ich kurz das Balg an, lief dann daran vorbei und setzte mich auf die Couch, um ein bisschen Fernsehen zu schauen.

Bereits nach einer halben Stunde fing das Kind an zu schreien, weswegen ich meine Augen verdrehte. Einige Minuten wartete ich, und hoffte, dass es sich beruhigen würde, doch das war nicht der Fall, weshalb ich aufstand.

"Was hast du denn?", fragte ich genervt und hockte mich neben das Kind. "Ich gebe dir fünf Dollar, wenn du aufhörst mit schreien."

Doch als es auch mein Geld nicht annahm, nahm ich mein Handy und rief Mia an. "Mia! Es hört nicht auf zu schreien!", rief ich in den Hörer. "Du bist doch Mutter! Wieso schreit es denn?"

"Vielleicht hat sie Hunger oder braucht eine neue Windel. Nimm sie doch mal auf den Arm." "Darauf kann ich verzichten." "Ich bin gerade mit Kenzie in der Nähe. Ich komme vorbei." "Ich bitte darum!"

Ich legte auf und wartete. Wenige Minuten später klingelte es. Sofort öffnete ich die Tür. "Du bist meine Rettung! Ich wollte nicht mal auf das Ding aufpassen!"

"Bleib locker und nenne es nicht Ding." Mia überreichte mir Kenzie. Kenzie mochte ich. Sie war ruhig und schrie nicht viel. Außerdem sah sie nicht aus wie ich.

"Ja, hallo! Wer bist denn du?" Mia nahm Lucie auf den Arm. "Hattest du sie wirklich die ganze Zeit im Flur stehen?" Ich zuckte mit den Schultern.

"Sobald ich sie beruhigt habe, bekommst du Baby-Nachhilfe."

Wenig später saßen wir beide mit Babys auf der Couch, beide schliefen friedlich.

"Regel Nummer eins: sei nicht so abweisend. Babys spüren das." "Aber Mia! Sie ist aus einem One Night Stand zwischen meiner Ex-Freundin und meinem Bruder entstanden! Dazu kommt, dass ich selbst keine Kinder zeugen kann und dann muss ich so ein Kind sehen, welches genau so aussieht, wie ich!"

"Das verstehe ich. Das tue ich wirklich. Aber das Baby kann nichts dafür, kleiner Schwager." Lautlos seufzte ich. Mia hatte recht.

"Wo wir schon bei Regel Nummer zwei wären: niemals einem kleinen Baby die Schuld für etwas geben. Regel Nummer drei: das Baby braucht Körperkontakt und Liebe." Mia stand auf. "Komm mit." Seufzend stand ich mit Kenzie auf dem Arm auf und folgte Mia in Charlies und mein Schlafzimmer.

"Leg dich mit dem Rücken auf das Bett und lege meine Tochter neben dich." Ich verdrehte meine Augen und tat, was sie sagte. "Und hör auf, deine Augen zu verdrehen, junger Mann."

Plötzlich legte sie mir James' Baby auf die Brust!

"Mia!" "Halt die Klappe, Jamie!" Mia nahm Kenzie und legte sich neben mich. "Kann ich nicht Kenzie nehmen?" "Nein. Du wirst noch öfter auf Lucie aufpassen müssen. Ich bin bald nicht mehr hier, Kleiner." "Hat Charlie mir erzählt... Wir hatten eigentlich nie wirklich die Chance, uns richtig kennenzulernen."

"Das macht nichts." Mia lächelte. "Du machst meinen Bruder wieder zu dem, der er mal war. Und er ist glücklich mit dir. Das reicht mir vollkommen." "Aber wollen wir nicht mal zu zweit Essen gehen? Ich zahle auch", erwiderte ich. "Okay, Deal." Mia kicherte. "Bei Essen sage ich nie nein."

"Sehr gut. Isst du Sushi?" "Ist das dein Ernst? Ich liebe es! Darauf muss ich dann immer Monate lang verzichten, weil es zu Hause kein Sushi gibt. Das ist echt der einzige Nachteil auf dem Land." "Kann ich mir vorstellen. Dann gehen wir beide Sushi essen."

"Jamie! Ich bin zu Hause und habe deine Eltern mit gebracht!" Genervt stöhnte ich auf. "Och nö! Nicht schon wieder!", murmelte ich.

Charlie betrat das Schlafzimmer. "Oh, wie süß. Meine zwei Lieblinge mit Babys." Charlie kam zu mir und gab mir einen Kuss. "Mia zwingt mich, es zu mögen", erwiderte ich und zog einen Schmollmund. "Das ist ja auch richtig so." Charlie lachte leicht. "Du kannst nicht ewig davor weg laufen."

Und auch er hatte damit recht...

heavy past | boyxman ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt