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Charlie Spencer

"Es ist erniedrigend. Ich finde einfach niemanden! Und Marc meldet sich auch nicht!", maulte Jamie ungeduldig. Seufzend stellte ich mich vor meinen Spiegel.

"Das wird schon. Heute ist gerade mal Mittwoch. Sowas dauert. Und jetzt entspanne dich, ich bin ja gleich da." "Du mit deiner scheiß Entspannung. Meine zukünftigen Schwiegereltern kommen gleich!"

Ich knöpfte den letzten Knopf meines Hemdes zu. "Bleib locker, Kleiner. Wir sehen uns gleich."

Ich legte einfach auf. Es hatte nämlich keinen Sinn mit Jamie zu reden. Außerdem würden wir ja gleich zu ihm fahren. Ich war mir sicher das meine Eltern ihn mögen würden.

Jamie konnte man einfach nur lieb haben!

Fertig lief ich zu meinen Eltern. "Können wir?", fragte ich lächelnd. "Klar." Dad schob Mum an mir vorbei, raus zu meinem Auto. "Bis dann, Mia-Maus", grinste ich und kassierte von ihr den Mittelfinger. "Hab dich auch lieb."

Ich schnappte mir meine Schlüssel und zog die Haustür hinter mir zu.

Nachdem wir alle angeschnallt waren, startete ich meinen Wagen und fuhr los. Wie immer waren wir nach ein paar Minuten angekommen.

Genau in diesem Moment, als ich die Tür öffnete, traf ich fast eine schwangere Frau. "Oh mei Gott, geht es Ihnen gut? Das tut mir so leid!", rief ich und schloss die Tür.
"Es ist alles okay. Ist ja nichts passiert", lächelte Sie.

"Vielleicht können Sie mir ja helfen. Ich suche einen Jamie MacKinley. Aber ich habe mich wohl total verirrt." "Nein. Ganz und gar nicht. Er wohnt sogar hier", zeigte ich lächelnd. "Ich bin sein Freund. Darf ich fragen, woher Sie ihn kennen?"

"Ähm das ist eine komplizierte Geschichte. Jamie sucht nach meinem Freund."

Und dann realisierte ich, wer vor mir stand. "Sie müssen Leonardos Freundin sein!" "Ja, ganz genau!" "Kommen Sie. Er wird sich so freuen."

Mum und Dad folgten stumm. "Er wird so begeistert sein!" Gerade, als ich klingeln wollte, öffnete Jayden die Tür. "Hast du James gesehen?" "Nein. Wieso?" Seufzend trat Jayden beiseite. "Egal. Kommt rein."

"Wo ist Jamie?" "Dreimal darfst du raten: er ist noch nicht fertig. Er will, dass alles perfekt wird."

Lächelnd sah ich zu der Frau. "Ich hole ihn." Schnell rannte ich der Wendeltreppe hinauf.

"Jamie!" Gerade öffnete er die Tür. Lächelnd gab ich ihm einen Schmatzer. "Leonardos Freundin steht im Flur!", flüsterte ich lächelnd. "Was?" Ungläubig sah er mich an. "Sie will zu dir!"

"Du verarschst mich." "Niemals." Sanft gab ich ihm einen Kuss. "Alles wird gut werden. Versprochen."

Gemeinsam liefen wir nach unten. "Jai, kannst du uns zufällig aufklären?" Jayden sah Jamie fragend an. "Mum, ich habe dir doch gesagt, ich werde Leonardo für dich finden", sagte Jamie und sah seine Mutter an.

"Woher weißt du von ihm?" Jayden klang verwirrt. "Weil er auf dem Dachboden war. Aber ich verstehe es nicht. Dein Vater und ich haben so lange gesucht und nie etwas gefunden."

Ich sah die beiden an. "Vor uns steht Leonardos Freundin", lächelte ich. "Eigentlich Verlobte", lächelte sie. "Ich bin Amy."

Unauffällig nickte ich zu meinen Eltern und wir drei gingen in den Garten. "Wer ist Leonardo?", fragte Dad. "Gabys erstes Kind. Sie musste ihn damals zur Adoption freigeben. Jamie will ihn unbedingt in der Familie haben."

Ich sah auf den Tisch. Wie jedes Mal hatte Gaby ihn wieder liebevoll gedeckt.

Plötzlich wurde ich von hinten umarmt.

"Sieh nur!" Jamie hielt mir ein Foto vor mein Gesicht. Es zeigte einen blonden Kerl in meinem Alter, das musste Leonardo sein, dann die Frau, welche gerade im Flur stand, und zwei Kinder verschiedenen Alters. "Ich bin Onkel."

"Ich dachte, du magst keine Kinder", antwortete ich verwirrt. "Ich gewöhne mich langsam daran. Keine Kinder zu haben, meine ich." "Nur weil du Schwul bist, heißt es nicht, dass du keine Kinder haben kannst." "Wie auch immer."

Jamie entfernte sich wieder von mir. "Er ist komisch, wenn es um Kinder geht", meinte ich zu meinen Eltern. "Teenager eben. Wissen nie, was sie wollen." Nachdenklich setzte ich mich. "Aber ich war nie so. Und Mia auch nicht. Wir wussten von Anfang an, was wir wollten."

Jayden kam zu uns. "Ich brauche deinen Rat." Ich zog eine Augenbraue hoch. "Ist ja mal was ganz neues." "Also Gabys Sohn ist arbeitslos und er ist rein zufällig Kfz-ler. Würdest-" "Stell ihn ein, wenn er das will", unterbrach ich ihn. "Lass mich ausreden. Das Problem ist, er hat wohl ein Handicap. Ich habe damit keine Erfahrung."

Bevor ich antworten konnte, tat dies schon meine Mutter: "Wir mit einem Handicap wollen nicht bevorzugt werden. Wir wollen genau so integriert werden, wie andere. Gut, in meinem Fall geht das nicht ganz so einfach, aber ich beschwere mich nicht."

Mein Boss überlegte. "Hm, vielleicht kann seine Verlobte ihn überreden, uns kennenzulernen. Aber jetzt geht es hier um ein Essen, welches meinem Sohn sehr wichtig ist. Ist James eigentlich schon mal hier gewesen?" "Ich habe ihn seit Tagen nicht gesehen, tut mir leid."

Jayden seufzte. "Ich habe ein ungutes Gefühl. Er hat bestimmt was angestellt." "Er ist vielleicht bei Diego", meinte ich. "Es wird alles gut werden." "Charlie, wir wollten ihn in eine Klinik bringen. Er hat diesen Entzug nicht durch gehalten. ich habe ihn vor ein paar Tagen mit Heroin erwischt. Seitdem ist er weg. Eigentlich suche ich immer nach ihm, aber ich bin hier für Jamie", sagte er leise und ich schluckte.

Das war überhaupt nicht gut...

"Weiß es Jamie?" "Herrgott nein. Und ihr drei sagt kein Wort. Er darf sich nicht unnötig sorgen machen. Ach und kannst du heute zufällig hier schlafen? Von mir aus auch alle drei. Jamie hat zwar noch nichts gesagt, aber er hat Atemprobleme wenn er schläft. Dr Harvey haben wir schon informiert. Freiwillig würde Jamie im Moment das Krankenhaus nicht betreten. Du musst schauen, ob er die Atmungsprobleme mit bekommt, oder nicht."

Sofort sagte ich zu. "Hoffentlich schöpft er keinen Verdacht." "Nein, keine Sorge. Ach und morgen arbeite ich voll." "Musst du nicht." Jamie setzte sich neben uns. "Doch. Ich habe ein schlechtes Gewissen. Und ich weiß, wie viel wir zu tun haben. Und Kay scheint mit Milan nicht zurecht zu kommen", grinste ich.

"Das stimmt. Ihm fehlt die Geduld." "Daaaad! Kannst du bitte endlich den Grill anschmeissen?!" Jayden verdrehte seine Augen. "Eigentlich haben wir dich nicht so frech erzogen, aber du hast deine Mum heute sehr glücklich gemacht, deswegen lasse ich diese Tonart mal durchgehen."

Lächelnd legte ich meinen Arm um seine Schultern. "Ich habe mir etwas überlegt." "Und was?" Jamie sah mich an. "Ich übernachte heute hier." "Dad würde das niemals erlauben", kicherte Jamie. "Doch. Ich habe ihn schon gefragt."

"Wo ist der Haken? Dad würde das niemals in der Woche erlauben." "Naja dafür arbeite ich morgen den ganzen Tag", log ich.

Ich hasste lügen. Aber es war wichtig für Jamies Gesundheit! "Was? Dann wache ich also nicht neben dir auf? Wann klingelt dein Wecker?" "Um Sieben." Jamie stöhnte.

"Also, Jamie. Ich hätte da eine Frage an dich." Wir beide sahen meinen Vater an. "Wenn du mit der Schule fertig bist, was willst du dann machen?" "Musik, Sir."

"Sir? Waren wir nicht schon beim Du?", fragte Mum lachend. "Das ist jetzt für ihn eine ganz neue Beziehung, Mum", grinste ich. "Er nimmt das alles viel zu ernst."

"Nein. Tue ich nicht. Ich mag dich, Charlie." Jamie sah mich an, dann zu meinen Eltern. "Wirklich. Ich habe Monate auf diesen Tag gewartet, dass Ihr Sohn für eine Beziehung bereit ist. Er ist mir wichtig und ich möchte, dass Sie mich mögen."

Ich zog Jamie von seinem Stuhl auf meinen Schoß. "Du bist unglaublich." Er lehnte sich an mich und sah mich an. "Wieso? Und wieso darf ich auf deinem Schoß sitzen?" Ich lächelte. "Gib zu, du wolltest das die Ganze Zeit schon."

Jayden sah skeptisch zu uns. Ihm passte es nicht, das wusste ich.

heavy past | boyxman ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt