109. Kapitel

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Kate war ein wenig aufgeregt, als Henry den Schlüssel im Schloss umdrehte und die Haustür nach innen aufschwang. Sie war viel zu lange nicht mehr hier gewesen. Zuhause.

Henry drückte ihre Hand, bevor er sie losließ, um ihr den Vortritt zu lassen. Kate schaltete das Licht an und betrat den Flur, während Henry hinter ihnen die Tür schloss.

„Willkommen zuhause." Henry nahm ihr ihre Jacke ab und hängte sie auf einen Bügel, damit sie trocknen konnte. Es hatte angefangen zu regnen und auf dem Weg vom Auto bis zur Haustür waren sie bereits nass geworden.

„Ich freue mich schon auf eine warme Dusche", stöhnte Kate und rieb sich die klammen Hände, hielt jedoch inne, als ihr Blick auf den zersplitterten Spiegel fiel, der über der Kommode im Flur hing. „Was ist passiert?" Vorsichtig, um sich nicht zu schneiden, fuhr sie über das Glas.

Henry trat neben sie und nahm ihre Hand in seine. „Ich konnte meinen Anblick nicht mehr ertragen, nach dem, was ich dir angetan hatte."

Erschüttert sah sie ihn an. „Wann?", fragte sie leise.

„Nachdem du ausgezogen bist. Als du die Bücher und Videos geholt hattest." Er runzelte die Stirn, als würde er sich an etwas erinnern. „Wieso hast du unser Hochzeitsvideo mitgenommen?"

Kate begann mit einem Lächeln auf den Lippen mit seinen Händen zu spielen. „Weißt du, Henry, wenn etwas zu Ende geht, denkt man an den Anfang. Ich habe es genossen, mich in dieser Welt zu verlieren, wo alles noch in Ordnung war und mich an die Hoffnung geklammert, dass es eines Tages wieder so sein wird." Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen federleichten Kuss auf die Lippen. „Und es ist passiert."

„Und es wird noch besser werden als vorher." Henry legte einen Arm um sie und gemeinsam betrachteten sie ihr von Rissen übersätes Spiegelbild. „Wer einen Stein auf Glas wirft, muss damit rechnen, dass es zerbricht", sagte er leise und für Kate war es keine Frage, dass er auf ihre Beziehung anspielte.

„Es werden immer die Spuren zu sehen sein, selbst wenn man es wieder zusammenklebt", ergänzte sie. „Aber nur wenn das Glas einmal gebrochen ist kann ein Mosaik daraus werden."

Er festigte den Griff um ihre Schulter. „Das werde ich machen. Ich werde den Spiegel kleben."

„Dann werden wir uns immer daran erinnern, dass wir beide auch so ein Mosaik sind", lächelte Kate zustimmend.

Gemeinsam gingen sie ins Wohnzimmer, doch als sie dort das Licht anschalteten, erwartete sie das pure Chaos.

Scherben von zerbrochenen Vasen glitzerten zwischen ausgerissenen Büchern und umgeworfenen Stühlen und überzogen den Boden mit einem zarten Silberglanz. Die aufgeschlitzten Polstermöbel, verrutschten Schränke und Tische und der Flachbildfernseher waren Sinnbilder der mutwilligen Zerstörung.

Hilflos blickte Kate auf das Durcheinander, dass einmal ihre Wohnung gewesen war. „Was ist hier geschehen?", flüsterte sie.

„Lary." Henrys grimmiger Gesichtsausdruck bestätigte, was sie vermutet hatte. Lary hatte hier nach den Drogen gesucht, bevor sie ihnen nach New Hale gefolgt war.

„Warte hier." Henry verließ das Wohnzimmer.

Kate lief auf Zehenspitzen über den Teppich und hob einen der Stühle auf, um ihn zurück an seinen Platz zu stellen.

Sie war geschockt, wütend, traurig und fühlte sich ohnmächtig, hilflos. Es war eine grausame Vorstellung, dass fremde Menschen in ihre Privatsphäre eingedrungen waren und so viel Persönliches von ihr gesehen hatten, ohne dass sie je erfahren würde, was diese Menschen nun über sie wussten oder dachten.

Whatever It TakesWhere stories live. Discover now