95. Kapitel

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„Du bist zu spät", bemerkte sie, während sie sich etwas auf einem der ungeordnet vor ihr liegenden Blätter notierte.

„Ich weiß", antwortete Ryan nur, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich ungefragt ihr gegenüber hin.

Er warf einen kurzen Blick auf die beiden Männer, die Larys Bodyguards mimten und an deren Anwesenheit er sich wohl nie gewöhnen würde, bevor er sich wieder Lary zuwandte.

Sie schaute ihn an und schenkte ihm ein offenes Lächeln, das ihm kleine Schauer über den Rücken jagte. Hatte er sich wirklich ausgerechnet in seinen Boss verliebt?

Für sie war ihre Freundschaft-Plus-Beziehung rein platonisch, aber seit zwei Wochen merkte er, dass seine Gefühle für sie über eine Freundschaft hinausgingen.

Dennoch waren es das zarte Kribbeln, das sich bei ihrem Lächeln in ihm ausbreitete, die Gänsehaut, die er auf ihren Armen bemerkte, wenn er sie berührte und die lebhaften Erinnerungen an ihren nackten Körper auf seinem, die ihn glauben ließen, dass aus ihnen vielleicht doch eines Tages etwas ernsteres werden konnte.

Sie war ein Engel, wie für ihn gemacht, ein Traum von einer Frau und der Gegenstand seiner Träume.

Er räusperte sich, um diesen Gedanken wenigstens in ihrer Gegenwart entkommen zu können.

Es war zu unrealistisch, das war ihm klar und das war der Grund, weswegen er seine Verabredung mit Ash heute Abend ganz bestimmt nicht absagen würde. Er würde sich amüsieren und die Gedanken an Lary aus seinem Kopf verbannen!

„Also, was ist los, Lary? Es klang ziemlich ernst", brachte er gleich auf den Punkt, weswegen er hier war.

Sie hatte ihm mehr als deutlich gesagt, dass ihre Beziehung oder was auch immer das war, die vier Wände ihres Schlafzimmers nicht verlassen würde.

„Ja, das ist es wirklich. Aber willst du mir nicht erst verraten, warum du mich so lange hast warten lassen?"

Ryan zuckte betont gleichgültig mit den Schultern. „Ich musste erst noch einen Verfolger loswerden."

„Gut gemacht." Lary nickte und beugte sich lächelnd über den Tisch nach vorne. Ihre Haare fielen ihr ins Gesicht und ihre Augen nahmen einen verführerischen Glanz ein. Ihr leicht süßlicher Duft umhüllte ihn und erinnerte ihn an die Stunden, in denen er ihr so viel näher gewesen war als jetzt.

„Sehen wir uns heute Abend?", flüsterte sie, damit die Wächter es nicht hörten und ihr Blick verriet genau, was sie meinte.

Ryan ließ ein Lächeln um seine Lippen spielen, das ihn unnahbarer wirken ließ, als er war. Seine vor Aufregung zitternden Hände hielt er in seinem Schoß verborgen und die Gänsehaut an seinen Armen war für Augen nicht sichtbar.

„Klar. Wann und wo?" Ryans Stimme klang gelassener als er sich fühlte, wofür er unglaublich dankbar war, denn innerlich war er aufgeregt wie ein Schuljunge. Seine Verabredung mit Ash konnte er wann anders nachholen.

„Wie immer." Lary lehnte sich wieder zurück und ihr Gesichtsausdruck nahm wieder die für sie so typische distanzierte Professionalität an.

Sie schob ihre Blätter zusammen und legte den Stift beiseite. „Gut, nun zum wesentlichen. Meine Leute haben etwas in Erfahrung gebracht, wovon ich mir gewünscht hätte, es von dir zu erfahren." Obwohl sie lächelte, klangen ihre Worte wie eine Drohung.

Ryan verschränkte die Arme und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Auch er tat als hätten sie sich nicht gerade für heute Nacht verabredet und setzte seine gewohnte arrogante Distanz auf. Er wusste, dass sie das anziehend fand, aber darauf kam es jetzt nicht an. Anscheinend ging es wirklich um etwas Ernstes.
„Was wäre das?"

Whatever It TakesWhere stories live. Discover now