41. Kapitel

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Morgen war auch noch ein Tag.

Kate saß im Schneidersitz auf ihrem Bett und warf einen Blick auf die Wanduhr.

Bereits in einer halben Stunde müsste sie los fahren und Mikey und Ryder vom Krankenhaus abholen, sonst würden sie nicht mehr pünktlich zum Football-Match kommen.

Den ganzen Tag hatte Kate überlegt, wie sie Henry am besten ansprechen könnte, aber ihr war einfach nichts eingefallen. Oder sie hatte sich einfach nicht getraut.

Nach dem Gottesdienst heute waren Kendra und Maya bei ihnen gewesen und im Anschluss an das gemeinsame Mittagessen noch eine Weile geblieben.

Da Kate bemerkt hatte, dass mit Kendra etwas nicht stimmte, hatte sie ihre Schwägerin für morgen Vormittag zu einem gemütlichen Brunch eingeladen, wo sie in aller Ruhe reden könnten.

Obwohl es ihr momentan selbst nicht gut ging und sie wahrlich genug um die Ohren hatte, machte sie sich Sorgen um Henrys Schwester.

Das Treffen bedeutete allerdings, dass sie morgen ebenfalls keine Zeit für ein Gespräch mit Henry haben würde. Einerseits war sie erleichtert, andererseits knabberte ihr schlechtes Gewissen an ihr.

Je eher sie ihren Mann ansprach, desto besser.

Aber obwohl sie das wusste, hatte sie Angst vor seiner Reaktion. Sowohl, wenn Lynns Verdacht falsch, als auch, wenn er sich als richtig erwies.

Kate hatte Henry heute beobachtet und das Misstrauen, dass sie ihm gegenüber plötzlich spürte, schmerzte sie zutiefst.

Sie hatte ihn nie dabei gesehen, wie er das Codein einnahm. Das konnte verschiedenes bedeuten. Aber das wahrscheinlichste war, dass er seine Medikamenteneinnahme vor ihr verheimlichte.

Ein Anzeichen einer Sucht.

„Kate?"

Sie zuckte zusammen und blickte erschrocken auf, als sie Ambers Stimme hörte.

„Henry sagt, ich soll Sie holen. Sie müssen los. Die Straßen sind wohl jetzt schon ziemlich voll."

„In Ordnung." Kate nickte.

Die Treppen bereiteten Henry noch immer Schwierigkeiten, auch wenn er ansonsten gut zurechtkam. Das war der Grund, warum er tagsüber so gut wie nie in den ersten Stock kam, sondern nur abends, um ins Bett zu gehen.

Kate griff nach ihrer Tasche und folgte Amber ins Erdgeschoss, wo Cookie sie freudig begrüßte. Henry lehnte mit einem schiefen Grinsen im Gesicht auf seinen Krücken.

„Viel Spaß beim Frieren", neckte er. „Bist du warm genug angezogen?"

„Sowas von", lachte Kate. Sie wüsste nicht, was sie noch hätte anziehen sollen. Ihre Jacke würde über den ganzen Pullovern aus den Nähten platzen.

Sie gab Henry zum Abschied einen Kuss.

„Pass auf dich auf", murmelte er mit rauer Stimme leise in ihr Ohr, bevor er einen Schritt zurück trat und ihr ein letztes Lächeln schenkte. „Ich bleibe wach, bis du kommst, also lass es dir nicht einfallen, in Houston zu übernachten." Er zwinkerte.

„Keine Sorge." Kate lächelte. Sie fühlte sich wie eine Verräterin, wenn sie daran dachte, was sie ihm unterstellte. „Bis dann."

Als sie das Haus verließ und mit ihrem Auto zum Krankenhaus fuhr, wirbelten ihre Gedanken durcheinander.

Henry hatte doch so normal gewirkt, hatte sie sogar wieder geneckt... es war alles wieder gut gewesen, schon den ganzen Tag.

War Lynns Verdacht vielleicht doch unbegründet? Sie spürte Hoffnung in sich aufkeimen.

Whatever It TakesWhere stories live. Discover now