12. Kapitel

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„Dr. O'Ryan, die Chirurgen haben Mr Champley jetzt übernommen. Und ich brauche noch Ihre Unterschrift, damit Mr Carter entlassen werden kann."

Henry ließ sich von Amber das Krankenblatt des Mannes geben und blätterte es durch. Zufrieden mit der Arbeit seiner Studentin setzte er seine Unterschrift auf das Dokument.

„Gut gemacht, Amber. Du kannst Pause machen."

„Danke, Dr. O'Ryan." Amber griff nach dem Krankenblatt und ging in Richtung der Krankenzimmer davon.

Henry zog seine Latex-Handschuhe aus, als er den Behandlungsraum verließ und warf sie in den Mülleimer davor.

„Machst du Pause?" Lynn, die ihm auf dem Gang entgegenkam, blickte ihn fragend an und nahm das Krankenblatt, das sie gehalten hatte, zwischen die Zähne, da sie beide Hände brauchte, um sich ihren Zopf zu flechten.

Mit einem Lächeln nahm Henry ihr das Klemmbrett ab.

„Danke."

„Kein Problem. Und ja, ich wollte jetzt rüber zu Joe's." Das Joe's war ein kleines Café auf der anderen Straßenseite, in dem viele der Ärzte und Krankenschwestern ihre Pause verbrachten.

Lynn nickte. „Einverstanden. Ich komme mit, wenn du nichts dagegen hast."

„Natürlich nicht." Henry erwiderte ihr Lächeln.

„Ich muss nur noch schnell meinem Studenten zeigen, wo man die Krankenblätter hinstellt, wenn man einen Patienten entlässt." Lynn verzog das Gesicht. Ihr Student war noch nicht so weit wie Amber und um einiges ungeschickter. „Sagen wir in fünf Minuten an der Aufnahme?"

„Ich warte dort auf dich." Henry kehrte wieder zur Aufnahme zurück, dem zentralen Punkt der Notaufnahme.

Kurz überlegte er, Kate anzurufen und zu fragen, wie es Mikey ging – er wollte einfach mal wieder ihre Stimme hören – aber dann ließ er es doch. Lynn würde bestimmt keine fünf Minuten brauchen und er wollte sie nicht warten lassen. Außerdem hatte er selbst schon ziemlichen Hunger.

„Henry, ein Anruf für dich auf Leitung zwei."

Henry blickte auf, als Rye Hoover, eine befreundete Krankenschwester, ihm einen Telefonhörer entgegen hielt. Es würde wohl doch nichts aus seinem Plan werden, Lynn nicht warten zu lassen.

Aber immerhin war sie noch nicht in Sichtweite und die fünf Minuten auch noch nicht um. Seufzend griff er nach dem Telefonhörer und nickte Rye dankend zu.

„O'Ryan", meldete er sich, leicht gereizt.

„Hallo Henry, wie geht es dir?"

Henry erkannte die Stimme seines Vaters. „Dad, ich hab eigentlich nicht viel Zeit."

„Ich brauche nur zwei Minuten. Ich habe die letzten zwei Tage versucht, euch Zuhause zu erreichen, aber ihr wart nie da, deswegen wollte ich es mal im Krankenhaus probieren."

„Ja, wir haben unseren Dienst etwas verschoben, damit wir morgen freihaben." Dann war Kates Geburtstag.

Henry lächelte Lynn zu, als sie sich neben ihn an den Tresen der Aufnahme lehnte. Dad, formte er mit dem Mund. Lynn nickte verstehend.

„Deine Mutter wollte wissen, ob du und Kate dieses Jahr wieder zu Thanksgiving zu uns kommen wollt."

Im letzten Jahr hatten Henry und Kate ihr erstes gemeinsames Thanksgiving zu zweit gefeiert und sie hatten noch gar nicht darüber gesprochen, wie sie es dieses Jahr machen wollten. „Ich weiß noch nicht, Dad, Kate und ich haben darüber noch nicht geredet."

Whatever It TakesWhere stories live. Discover now