25. Kapitel

87 17 7
                                    

Henry zupfte sein Hemd vor dem Spiegel zurecht und setzte ein halbherziges Lächeln auf.

„Komm schon! Für Kate!", versuchte er, sich selbst zu ermutigen.

Immerhin freute seine Frau sich unglaublich, dass er heute aus dem Krankenhaus entlassen werden würde und hatte den ganzen Vormittag ihr Haus für seine Rückkehr vorbereitet.

Henry blickte sich in dem Zimmer um, das die letzten zwei Wochen seine ganze Welt gewesen war und das im Wesentlichen aus Bett, Nachttisch und Schrank bestand.

Der Blumenstrauß, den Daniel und Lynn ihm vor drei Tagen vorbei gebracht hatten, war bereits verwelkt.

Henrys Mutter hatte immer gesagt, Blumen würden schneller verwelken, wenn sie keine Liebe bekämen, genau wie Beziehungen. Bei seinen Blumen war das eindeutig der Fall.

Er hatte sie nur äußerst selten angesehen und wenn, dann waren es eher vernichtende Blicke gewesen.

Jetzt strahlte der Strauß dieselbe Hoffnungslosigkeit aus, die sich seit seiner Diagnose wie eine bleischwere Decke über Henry gelegt hatte.

„Henry." Lächelnd trat Kate hinter ihn und begann sanft, seine Schultern zu massieren.

Henry hätte sich am liebsten von ihr weg gedreht. Er wollte nicht, dass sie ihn so sah, als Krüppel, der er war.

Seit seiner letzten Operation, bei der die Chirurgen dicht an seiner Wirbelsäule operiert hatten, um die Lähmung seiner Beine zu beheben, saß Henry im Rollstuhl und sah der Ungewissheit entgegen, ob er jemals wieder richtig gehen können würde.

Er setzte wieder ein gezwungenes Lächeln auf, damit Kate ihn nicht fragte, ob es ihm nicht gut ginge.

Es ging ihm ganz und gar nicht gut, aber sie hatte in den letzten zwei Wochen schon so unglaublich stark sein müssen, dass er einfach nicht mehr dabei zusehen konnte, wie sie sich Sorgen um ihn machte.

„Jetzt geht es endlich nach Hause." Kate lächelte und gab ihm einen leichten Kuss auf die Wange.

Als wäre er zerbrechlich! Das Problem war, vermutlich war er das wirklich.

Henry konnte sich kaum bewegen, ohne Schmerzen zu haben und das, obwohl er noch immer eine hohe Dosis Schmerzmittel bekam.

Wenigstens konnte er seine Beine nicht spüren, sonst wäre der Schmerz noch unerträglicher, dachte Henry bitter. Das war schon irgendwie ironisch...

„Hast du deine Sachen?"

„Auf dem Bett", antwortete Henry knapp.

Daniel hatte ihm geholfen, sich anzuziehen und seine Sachen zusammen zu packen, die Kate, seine Familie und Freunde ihm gebracht hatten, um den Krankenhausaufenthalt etwas angenehmer zu machen.

Kate griff nach seiner Sporttasche und hängte sie sich über die Schulter. „Können wir?"

„Ja." Henry blickte sie bittend an. „Du kannst die Tasche mir geben."

„Sicher?" Besorgt schaute Kate ihn an.

Henry nickte und nach kurzem Zögern stellte Kate die Tasche wirklich auf seine Beine.

Er wollte nicht so behandelt werden, als könne er jeden Moment sterben. Diese Möglichkeit gab es jetzt aus medizinischer Sicht nicht mehr.

Nur in den ersten beiden Tagen nach dem Unfall hatte er wirklich in Lebensgefahr geschwebt.

Henry runzelte die Stirn und versuchte wie schon so oft, sich daran zu erinnern, was wirklich passiert war.

Er wusste nur noch, dass er seine Eltern hatte nach Hause fahren wollen, aber wo er laut seinem Vater zwischendurch angehalten hatte und was danach passiert war, wusste er einfach nicht mehr.

Whatever It TakesTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon