108. Kapitel

86 14 10
                                    

„Hallo?"

Henry blickte überrascht auf, als er vor dem geöffneten, kleinen Fenster eine Stimme hörte, die nicht Kates war. Aber war das jetzt gut oder schlecht?

„Ich glaube, hier sind sie auch nicht."

Das war Kendras Stimme.

Er ließ Kate los, die sich ängstlich an ihn klammerte, sprang vom Regal und lief zum Fenster. „Kendra!"

Schritte kamen in seine Richtung. Erst sah er Füße, dann legte Kendra sich auf den Bauch und ihr Gesicht erschien im Fenster.

„Henry, ein Glück! Ist Kate bei dir? Geht es euch gut?" Hinter ihr erschien Joshs Kopf, der sich ein Stück weiter weg hingehockt hatte.

„Ja, sie ist bei mir. Uns geht es gut. Wir sind in der Vorratskammer gelandet." Er blinzelte Tränen der Erleichterung weg. „Kate, komm her, es sind Josh und Kendra."

Sie kam zögerlich zu ihm, ein wenig misstrauisch und ängstlich.

„Kendra, wie kommst du hierher?", fragte Henry seine kleine Schwester.

„Josh hat mich mitgenommen."

Henry runzelte die Stirn. Der Agent hatte also einfach so seine Schwester in Gefahr gebracht. Darüber würden sie noch einmal reden.

„Welche Möglichkeiten gibt es, zu euch zu kommen?", wollte Josh wissen.

„Das Fenster hier und die Tür. Das Fenster ist zu klein und die Tür haben wir verriegelt und verrammelt, damit niemand herein kommt. Vor etwa zwei Minuten hat es jemand versucht, deswegen denken wir, es werden gleich noch mehr kommen."

Kates erschrockener Aufschrei, als es plötzlich an der Tür gerüttelt hatte, trug mit Sicherheit auch dazu bei, dass die Menschen auf der anderen Seite der Tür sich beeilen würden, herein zu kommen. Bestimmt holten sie gerade Werkzeug, um sich gewaltsam Zutritt zur Vorratskammer zu verschaffen.

„Es gibt noch ein Fenster, drei Meter weiter rechts von uns aus, aber es ist zugenagelt", fiel Kate ein, was Henry schon wieder vergessen hatte.

Josh verschwand aus ihrem Sichtfeld und kurze Zeit später drangen laute Geräusche von dem anderen Fenster zu ihnen.

„Josh sagt, du sollst von innen gegen drücken, Henry", meldete Kendra die Worte des Agenten weiter.

Henry nickte und ging auf die andere Seite der Regale, die noch an ihrem Platz standen. Dieses Fenster war nicht nur größer, sondern auch weiter auf seiner Höhe, sodass er es mit seinen Armen problemlos erreichen konnte.

„Er dreht die Schrauben einzeln mit seinem Messer raus", erklärte Kendra, was Josh tat. „Wir holen euch da raus, keine Sorge."

Es dauerte einige Minuten, bis Josh das erste, dann das zweite Brett abnahm. Von da an ging es schneller und endlich war das Fenster frei.

„Okay, ich kann euch hochziehen", bot Josh an.

„Kate, geh du als erstes." Henry legte eine Hand auf den Rücken seiner Frau und schob sie zum Fenster. „Du kannst meine Hände als Leiter benutzen." Er faltete seine Hände zusammen und hielt sie ihr entgegen.

Sie trat mit ihrem Fuß auf seine Hände und zog sich an der Wand empor, bis sie Joshs Hände erreichte. Sie passte problemlos durch das offene Fenster nach draußen.

„Jetzt du, Henry." Joshs Hände erschienen wieder im Fenster.

Henry griff nach ihnen und spürte sofort, wie er hochgezogen wurde. Mit den Füßen suchte er an der Wand halt, sodass er Josh das Ziehen erleichtern konnte.

Whatever It TakesWhere stories live. Discover now