Kapitel 53

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Das erste was ich spürte war mein gleich schlagender Pulsschlag. Danach nahm ich die Geräusche war die langsam in mein Ohr drangen. Die Vögel zwitscherten laut durcheinander, so als führten sie wichtige Diskussionen und der Wind kitzelte meine Nase. Mit meinen Fingern tastete ich den Boden ab und grub meine Finger in den feuchten Erdboden.

Moment mal... in den feuchten Erdboden? Sollte ich nicht eigentlich in meinem Feldbett liegen neben den anderen Mädchen?

Und dann plötzlich kamen die Bilder, wie ein wilder Wirbelsturm. Die Frau, das Neugeborene und vor allem der schreckliche Schmerz. Ich musste die Bilder zunächst in meine Kopf sortieren bevor ich überhaupt einen klaren Gedanken fassen konnte. Die Gefühle erfassten mich so schnell und schwer wie beim ersten mal.

Ich hatte so viele Fragen. So etwas hatte ich noch nie zu vor in meinem Leben erlebt. Es fühlte sich an wie ein Traum nur viel realistischer. Ich konnte alles spüren was die Frau spürte. Ihre Liebe zu dem Kind, den Schmerz dieses gehen zu lassen und die dunkle Erkenntnis, dass sie ihr Kind wohl nie wieder sehen würde.

Ich öffnete meine Augen und hob sofort meine Hände schützend davor, da die Sonne gerade ihre Strahlen durch die Baumkronen wandern ließ, anscheinend mit dem Zweck mich erblinden zu lassen. Ich kniff meine Augen weiter zusammen und fuhr über meine Stirn, weil ich plötzlich starke Kopfschmerzen verspürte. 

Super... irgendjemand in diesem Universum wollte mich doch ärgern oder? Konnte nicht einem etwas ganz normal sein?

Habe ich gedacht, dass mein Tag jetzt schon schwer genug war, machte mir mein Gedächtnis noch einen Strich durch die Rechnung.

Wie kann einem das Schicksal das Leben nur so schwer machen?

Durch das ganze Durcheinander hatte ich ganz vergessen, dass ich heute Morgen in das Zelt des Oberbefehlshaber vorgeladen wurde. Die einzige Hoffnung die ich hatte war, dass er vielleicht en wenig Nachsicht haben würde. 

Ich dachte nicht länger darüber nach sondern drückte mich mit meinen Händen am kühlen Erdboden ab und sprang auf. Schnell ging ich noch kurz zum See, an dessen Ufer ich erwacht war und wusch mir einmal durchs Gesicht. Als ich meine verstrubbelten in meinem Spiegelbild sah versuchte ich zu retten, was noch zu retten war. Ich zog die Blätter aus meinen Strähnen, die sich in meinen Haaren verfangen hatten und versuchte sie mit meinen Haaren zu glätten. Leider hatte das alles keinen Sinn. Zu allem Überfluss stellte ich außerdem fest, dass ich von unten bis oben kletsch nass war. Aber das konnte ich auch nicht ehr ändern. Nach dem stand der Sonne war es schon viel zu spät und ich musste mich jetzt beeilen und konnte nicht mehr über solche belanglose Dinge nachdenken.

Ich kam gar nicht erst auf die Idee langsam zu schlendern, sondern sprintete direkt los, in der Hoffnung wenigstens ein bisschen Zeit wieder gut zu machen. 

Von den anderen Soldaten wurde ich angestarrt, als wäre ich eine Geistesgestörte.

Naja, kann ich es ihnen verübeln?

Ich sah schließlich aus, als käme ich aus einer Schlacht mit einem Baum um meine Haare, der diese definitiv gewonnen hatte. Ich versuchte ihrer Blicke nicht weiter zu beachten und hoffte einfach nur, dass mir jetzt kein bekanntes Gesicht begegnen würde. Dabei hatte ich genau ein Gesicht vor meinen Augen und versuchte es schnell wieder aus meinen Gedanken zu verdrängen. Hatte ich nicht genug Probleme? Ich schüttelte meinen Kopf, in dem Versuch ihn aus meinem Kopf zu bekommen.

Wenigstens hatte ich einmal Glück. Soweit ich sehen konnte sah ich kein bekanntes Gesicht.

Oh danke heiliger Gott, dass du mir wenigstens diesen Wunsch erfüllt hast!

Stumm schickte ich Dankesgebete gen Himmel. Schließlich passierte es nicht alle male, dass mein Schicksal mal auf meiner Seite war.

Hatte ich mich gerade noch gefreut, so entfielen mir jetzt alle meine Gesichtsmuskeln. Ich war gerade am Zelt angekommen und zog den harten Stoff der Plane der Tür zur Seite, als ich auch schon sein Gesicht sah.

Er stand im Zelt und musterte mich langsam von unten bis oben mit einem anwidertem Blick. Natürlich musste Luke genau zu diesem Zeitpunkt hier sein und vor mir stehen. Wie hätte es auch sonst sein sollen? Was mir jedoch am meisten Sorgen bereitete war die Auswirkung seiner Blicke auf mir. Egal wo seine Augen an mir hängen blieben, brannte mein ganzer Körper. An meinem ganzen Körper stellten sich meine kleinen Härchen auf und alles zog sich in mir zusammen.

Wie konnte ein Mensch nur so eine Wirkung auf mich haben? 

Als seine Augen auf meiner Augenhöhe angelangt waren verzog sich sein Gesicht böse und er blaffte mich an: "Willst du da jetzt noch länger stehen bleiben? Ich weiß ja nicht ob du  heute schon mal raus geguckt hast aber du bist zu spät." Dann wand er sich an den Oberbefehlshaber der auf seinem Stuhl saß und an Gauvion, der sich mit einer Hand am Tisch in der Mitte abstieß. 

"Ich habe es euch gesagt, sie ist zu unerfahren. Hier seht ihr wie unzuverlässig sie ist und das sie das hier alles nicht ernst nimmt!"

Bevor einer der Anderen etwas sagen konnte stellte ich mich wieder in sein Blickfeld. Seine Worte machten mich wütend. Er hatte doch gar keine Ahnung. "Es tut mir leid mein Oberbefehlshaber, es war ein Versehn.ich war abgelenkt, es wird nicht noch einmal passieren.", versuchte ich mich zu erklären, ließ aber bewusst den wahren Grund aus warum ich wirklich zu spät war. Es mussten schließlich nicht alle wissen, dass ich wirklich geistesgestört war und nicht nur so aussah. 

Warus Augen funkelten belustigt und mit seine rechten Hand brachte er Luke zum schweigen, der gerade noch etwas erwidern wollte. Waru schien der Einzige zu sein, der diese Situation lustig fand, denn auch Gavions Blick konnte Lukes nicht unterbieten. 

Plötzlich fing er an zu lachen: "Ich würde gerne wissen was dich so sehr abgelenkt hat.". Während er dies sagte ging sein Blick hoch zu meinen Haaren und er streichelte weiter belustigt aber auch nachdenklich durch seinen weißen Bart, der ihm bis zum Hals reichte.

"Wie dem auch sei.", fuhr er fort:" Ihr seit spät dran aber euch sei vergeben, was auch immer euch abgelenkt hat.",er zwinkerte mir verschmitzt zu. Ich wurde rot als mir bewusst wurde an was er dachte. 

Oh Gott,bitte Boden tu dich auf.

Er dachte doch wohl nicht wirklich daran, dass ich und ein Junge.... Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte sprach er weiter und war meine Rettung, dass ich im nächsten Moment nicht rot anlief. Um so mehr spürte ich die Anwesenheit von Luke, der erneut begann mich zu mustern. Ich versuchte innerlich ein Schutzschild aufzustellen und meinen Körper zu zwingen nicht mehr so auf seine Blicke zu reagieren. Aber leider erfolglos.

"Ich habe heute nicht viel Zeit und muss noch einige Dinge klären. Also Bella wir haben eine Entscheidung bezüglich deiner Position gefällt. Ab heute wirst du Luke unterstellt sein und als seine zweite Hand tätig sein. Dadurch wird es dir leichter fallen für das strategische und politische Handeln einen besseren Blick zu entwickeln. Du wirst in seiner untergestellten Truppe mit trainieren und seinen Befehlen folge leisten. Gauvion wird in nächster zeit anders beschäftigt sein und ab heute nicht mehr für dein Training zur Verfügung stehen. Luke wird somit dein neuer Anleiter und Lehrer.", glücklich schaute mich Waru an, als hätte er mir den größten Wunsch erfüllt. 

Neben mir spürte ich wie sich Lukes Muskeln  immer mehr anspannten und das er mit der Situation sehr unzufrieden zu sein schien. Ich dachte er wollte etwas erwidern, aber im selben Moment schloss sich sein Mund wieder, der sich gerade einen Spalt geöffnet hatte.

Mir erging es ähnlich ich wusste nicht was ich dazu sagen sollte.  Also stand ich da und schaute Waru völlig perplex an.

Naja, immerhin kann ich nicht noch dümmer aussehen als ich es im Moment eh schon tu.... Also von daher, warum auch nicht einfach mal die Klappe halten und gucken wie Ron, dem man gerade erklärt das er Baltazar niemals schlagen wird?

Die Geschichte einer Kriegerin- Band 1 Where stories live. Discover now