Kapitel 52

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Es war so dunkel. So still. Sekunden fühlten sich an wie Stunden und die Stunden wie Jahre. Alles schien verschwommen, ich wusste nicht wo ich war, wer ich überhaupt war. Dann rannte ich, ich rannte und wusste nicht wohin. Das Einzige was ich wusste war, dass ich schreckliche Furch verspürte. Aber warum? 

Ich drehte mich um, jedoch war niemand hinter mir zu sehen. Dennoch wusste ich, dass ich mich beeilen musste und lief den Gang entlang, auf dem ich mich befand. 

"Pass auf, die Decke ist verrutscht!", raunte mir eine alte Frauenstimme zu. Wie in Trance wickelte ich die Decke enger um etwas das in meinen Armen lag. 

Aber was lag da eigentlich in meinen Armen?

Ich wollte fragen was hier los ist, was das alles zu bedeuten hat aber ich konnte kein einziges Wort von mir geben. Meine Beine rannten weiter und auch neben mir hörte ich, wie die Frau mich weiter begleitete. Ich konnte meinen Kopf nicht wenden und sie deswegen nicht sehen, alles was ich vernahm waren ihre schnellen Schritte, die im Gang wiederhallten.

Meine Umgebung nahm ich nur verschwommen wahr und die Stimme in meinem Kopf schrie mir zu ich solle schneller werden, ansonsten würden sie es mitbekommen.

"Was würden sie mitbekommen?", schrie ich zurück aber ich schien nicht gehört zu werden.

Endlich sah ich das Ende des Ganges. Es war dunkel draußen und die kühle Nachtluft wehte durch den offenen Torbogen in den Gang. Noch einmal drückte ich das Etwas, das in meinen Armen lag an meine Brust. Und jetzt fühlte ich es. Schmerz, oder war es Sehnsucht? Ich konnte diese Gefühle nicht deuten, ich wusste nur das ich diesen Schmerz nicht spüren sollte.

"Es tut mir leid, ich liebe dich! Ich hoffe du kannst mir eines Tages verzeihen. Aber ich gebe dir das Versprechen, das wir uns wiedersehen werden, dafür werde ich sorgen. Wenn alles vorbei ist werde ich dich finden und dann werde ich dich nie wieder gehen lasse!", sagte ich oder besser gesagt der Körper indem ich steckt.

"Zarania es wird Zeit.", rief die Frau,die zuvor neben mir her gerannt war. Sie winkte mich zu sich, da sie bereits das Ende des Ganges erreicht hatte.

Aber wo zu wurde es zum teufel noch mal Zeit?  

Ja ich spürte es, es wurde Zeit. Panik und Adrenalin durchströmten meinen Körper, weswegen ich keine Sekunde klar denken konnte. Ich fühlte mich erschöpft und völlig ausgezerrt. Ich wollte nur noch, dass das ganze ein Ende hat oder sich endlich aufklären würde warum ich dies Erlebe und diese Gefühle verspüre.

Ich wollte wissen was hier los war. Warum war die Frau so traurig, was würde gleich passieren? Was ging hier bloß vor?

Bevor ich weiterer vergebliche Fragen stellen konnte ging mein Körper auf die Frau zu. Erst da bemerkte ich, dass sich neben ihr plötzlich eine zweite Gestalt befand. Die Gestalt erwies sich als Mann, jedoch konnte ich sein Gesicht nicht erkennen, es war unklar und verschwommen. Nach seinem Körper zu urteilen war er denndoch noch recht jung und besaß einen starken, muskulösen Körper. Das Meiste wurde jedoch von einem schwarzen Umhang verdeckt, den ihn Umgab. 

"Bitte pass auf sie auf.", sage ich und gab schweren Herzens das Bündel aus meinen Armen und reichte es dem Mann. Die Frau die neben mir stand legte eine Hand tröstend auf meine Schulter. Ich wusste nicht warum ich diesen Schmerz verspürte aber ich hatte das Gefühl innerlich zu zerreißen.

"Mach dir keine Sorgen, ich werde sie behandeln, wie mein eigenes Kind.", der Mann trat auf mich zu und gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn. bevor ich etwas antworten konnte drehte er sich rasch um und glitt in ein kleines Boot, dass an dem Ufer des Flusses war, der sich nur einige Meter vor uns befand. 

Kurz und schmerzlos.

Der Mann löste die Leinen, mit dem das Boot befestigt war und nach ein par Minuten konnte man nur noch seine unscharfen Umrisse erkennen.

Ich fiel zu Boden. Die Frau neben mir versuchte mich vergeblich zu stützen. Sie streichelte mir über mein feuchtes Haar. "Komm, du bist noch schwach. Du solltest nicht hier draußen in der Kälte sein!", sie versuchte mir aufzuhelfen aber mein Körper bewegte sich keinen Zentimeter.

Am Horizont stieg die Sonne auf und warf ihre ersten Strahlen des Tages auf mein Gesicht. Ich fühlte jedoch keine Wärme, denn alles was ich fühlte war Leere und alles was ich dachte war: "Was bin ich nur für eine schreckliche Mutter... Sie wird mich hassen!"

Dann plötzlich von einer Sekunde auf die Andere wurde ich aus dem Geschehen gerissen und das ganze Bild löste sich vor meinen Augen auf. Ich wurde in einen Strudel aus tausenden Farben gerissen und verlor mich in der Fülle. Ich hatte das Gefühl, dass ich mich übergeben musste. Dann endlich nach einer gefühlten Ewigkeit spuckte mich der Strudel aus und ich kam wieder in der Wirklichkeit an. 

Ich öffnete meine Augen und diesmal waren es auch wirklich meine Augen.

Was hatte ich da gerade nur gesehen?

Die Geschichte einer Kriegerin- Band 1 Where stories live. Discover now