Kapitel 47

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Leyla's POV

"Hallo. Wie kann ich Ihnen helfen?", fragte mich die Verkäuferin.

"Hallo. Ich hätte gerne eine Packung Schlaftabletten.", sagte ich entschlossen, doch bevor sie mir komische Fragen stellen konnte, fügte ich hinzu: "Die soll ich für meine Mutter besorgen."

"Okay. Wir hätten zwei Arten im Angebot. Die blauen hier sind sehr stark. Von denen sollte deine Mutter nur eine halbe Tablette am Tag nehmen. Und die anderen sind etwas schwächer. Da würde auch nichts Schlimmes passieren, wenn sie mal zwei Tabletten an einem Tag nehmen sollte.", erklärte mir die Verkäuferin und legte zwei Verpackungen auf den Tresen.

"Ich denke, sie hatte die blauen das letzte Mal.", meinte ich nachdenklich.

"Okay. Dann macht das bitte 13,95$. Brauchst du eine Tüte oder geht das so?", fragte sie mich.

Ich übergab ihr das Geld und sagte: "Nein. Es geht schon. Ich hab ja meinen Rucksack. Dort kann ich es rein tun."

"Na dann. Schönen Tag noch.", sagte sie, nachdem sie mir das Wechselgeld gab.

"Aufwiedersehen.", erwiderte ich und verließ den Laden.

Das war ja leichter als in meiner alten Heimat. Da musste ich immer ein gefälschtes Atest mitnehmen. Aber niemand hatte gemerkt, dass es nicht echt war, was mich wirklich verwunderte. Sowas sollte man in so einem Job doch lernen, oder? Ich ging nach Hause und als ich dort ankam, war es bereits halb sieben. Mein Vater müsste in etwa einer Stunde nach Hause kommen, aber bis dahin bin ich ja vielleicht schon nicht mehr da. Es braucht mich sowieso niemand, wenn man mich schon nur verarscht und mich weiter nach unten drückt. In meinem Zimmer setzte ich mich auf mein Bett und schaute gefühlte Stunden diese Packung Schlaftabletten an. Ich drehte sie um und las mir die Rückseite durch. Man sollte nur maximal am Tag eine Tablette nehmen. Schon wenn man nur zwei nimmt, kann das Schäden im Gehirn anrichten. Ich drückte mir eine Hand voll Tabletten aus und legte sie auf meinen Nachtisch. In der Zwischenzeit öffnete ich die Flasche Wasser, nahm die Tabletten in meine Hand und holte nochmal tief Luft. Spätestens morgen wird mein Vater es merken.

Stopp. Ich sollte noch einen Abschiedsbrief schreiben und alles erklären.

Ich legte die Tabletten auf ein Taschentuch und schraubte die Flasche wieder zu. Danach ging ich an meinen Schreibtisch und fing an auf einem leeren Blatt Papier einen Text zu schreiben.

Lieber Dad,

es tut mir Leid, dass ich dich alleine lassen musste, aber es ging einfach nicht mehr. Erst die Tatsache, dass ich keine Mutter habe, dann das Gemobbe in meiner alten Schule, danach auch noch die ganzen Aufenthalte in irgendeinem Krankenhaus, weil ich einfach nur kaputt war und jetzt wurde ich auch noch vom größten Arschloch der Schule verarscht. Ich wurde verraten und das Traurigste an Verrat ist, dass er nie von deinen Feinden kommt. Dad, er hatte gewettet, dass er mich rumkriegt. Und Patrick hatte es die ganze Zeit über gewusst. Bestimmt hatten die anderen es auch gewusst. Aber was sie nicht wissen, ist, dass sie mich nun ganz los haben.

Meine Medikamentensucht wurde nicht geschwächt, Dad. Sie wurde nur noch schlimmer. Nicht mal mein Psychiater konnte mich "heilen". Übrigens bin ich schon seit sehr vielen Wochen nicht mehr zu ihm. Ich habe mir gerade eine starke Packung Schlaftabletten gekauft. Ich werde einfach einschlafen. Ich werde niemanden mehr auf die Nerven gehen, niemanden mehr verletzen, niemanden mehr verlieren. Ich hatte Nate verloren, Mom und sogar dich. Du warst in letzter Zeit nie für mich da. Du hattest immer zu viel mit deiner scheiß Arbeit zu tun. Dad, das einzige, dass ich wirklich wollte, war mit dir Zeit zu verbringen. Ich wollte mit dir in den Zoo gehen, ins Kino, mal in einen Freizeitpark. Irgendwohin. Ich wollte nur bei dir sein und nicht das Gefühl haben, dass du bald wieder weg gehen musst. Jedoch freue ich mich wirklich sehr für dich, dass du jemanden gefunden hast, der dir gut tut und ich weiß, dass Alexandra dir gut tut. Man sieht es dir an. Du kommst immer mit einem großen Lächeln nach Hause. Ich hatte dich schon eine längere Zeit nicht mehr so glücklich gesehen, weswegen ich auch nicht möchte, dass du um mich weinst. Ich werde immer bei dir bleiben. Ich werde auf dich Acht geben. Ich liebe dich, Dad. Es tut mir wirklich Leid. Ich schaffe das alles nicht mehr. Ich dachte, ich könnte stark sein. Das bin ich aber nicht. Ich bin ein emotional instabiles Wrack, das sich umbringt, anstatt sich ihren Problemen zu stellen. Ich vermisse dich jetzt schon. Hoffentlich wird mein Leben im Jenseits besser. Aufwiedersehen Dad. Ich liebe dich.

Saving Me..♡ |FallOutBoyFF (Pete Wentz)| *abgeschlossen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt