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Harry

"Hurtig, nun los! Beeilt euch doch ein wenig!", animierte ich sowohl Annel, als auch Liam, ihre Lauffrequenz zu erhöhen.

Wir mussten uns enorm konzentrieren, denn vor uns lauerten tausende und abertausende Hindernisse. Irgendwann hatte ich den Zeitpunkt erreicht, an welchem ich mich nicht mehr anstrengen musste, meine Beine zu bewegen, es schien, als täten sie es von alleine.

Dank der Selbstständigkeit meiner Beinmuskulatur hinsichtlich der Fortbewegungsabläufe konnte ich meine Gehirnzellen auf etwas anderes polen.

Anne.

Vor meinem inneren Augen sah ich sie an einem Baum lehnend. Ich Körper war kraftlos und müde. Sie wirkte leblos.

Ich schloss die Augen und schüttelte für einen Moment den Kopf um diese Bilder nicht mehr sehen zu müssen.

"Harry, Stopp!", brüllte Annel mir zu.

Schlagartig blieb ich stehen und kehrte mental wieder in die Gegenwart zurück. Ich wunderte mich, weswegen Annel mich aufgehalten hatte, denn vor mir waren nur Bäume zu sehen.

Doch als ich ein weiteres Sinnesorgan in die Momentanalyse miteinbezog, hörte ich es.

Es plätscherte!

Ich senkte meinen Kopf und sah mein beinahes Todesurteil. Direkt vor meinen Füßen hatte der Fluss seinen Fließweg. Nur knapp konnte ich also dem Tod von der Schippe springen, alles nur meiner extrem schnellen Reaktionszeit zu verdanken.

"Ich will als Erstes!", schrie Annel weiter und kam in Topspeed direkt auf mich zu!

Ständig dachte ich, sie würde mir ausweichen, um dann freie Bahn zu haben, doch ich wartete vergeblich auf ihr Manöver.

Alles, was ich spürte, war Annels noch nicht von Pubertät gezeichneter Körper, der gegen den meinen prallte. Dieser Aufprallkraft hielt ich trotz meiner Athletik und Muskelbasis nicht stand und fiel rückwärts um!

"Hilfe!", kreischte ich verzweifelt, denn ich lag im Fluss! Meiner letzten Ruhestätte, so glaubte ich. Ich konnte mich nicht selbst aus dieser Misere retten, denn einige Faktoren hinderten mich an einer Selbsthilfemaßnahme. Zu allererst war ich durch Annels Angriff geschwächt, des Weiteren lag ich in einer Flüssigkeit und die Wassermassen, die mich in Unmengen umgaben, erschwerten mir die Bewegungen. Außerdem stand mir das Wasser beinahe bis zu meinen Geheimratsecken, welche für mich schon immer von großer Bedeutung waren. Doch am gravierendsten musste sich der Ursprung allen Übels auf meine Lage auswirken.

Annel, dieses hinterfotzige Miststück lag auf mir und lachte.

Ich tat meinen letzten Atemzug und versuchte, mir einschneidende Erlebnisse meiner Vita ins Gedächtnis zu rufen, da ich mir dadurch erhoffte, mein Ableben erleichtern zu können.

Ich war gerade gedanklich in meiner frühen Pubertätsphase angekommen, als ich plötzlich nicht mehr weiter wusste! Ich wollte mich daran erinnern, wie ich das erste mal masturbierte, doch alle Mühe lohnte sich nicht, denn es fiel mir nicht ein!

Lange darüber nachdenken konnte ich nicht, als plötzlich Liam wie aus dem Nichts über mir stand und mich und Annel auf die andere Seite des themsenartigen Flusses rollte.

Schwer atmend wischte ich mir meine Gesicht ab, währen ich am Ufer kniete.

"Anne...", brachte ich hervor und erinnerte alle an unsere eigentliche Destination.

"Kommt mit!", befahl Annel und bereitete uns den Weg hin zu Anne und ihrer damit einhergehender Rettung.

Als wir wieder so durch den Wald, über Stock und Stein trotteten, konnte ich nicht anders, ausüben meine fehlende Kindheitserinnerung zu grübeln.

Wie konnte ich solch eine wegweisende Erfahrung nur vergessen? Innerlich verfluchte ich mich deswegen aufs Übelste.

Als Annel dann einige Meter vor uns ging, ergriff ich die Gelegenheit beim Schopfe und holte mir Rat von Liam.

"Liam, kann ich dich etwas fragen?", pirschte ich mich verbal vorsichtig an.

"Na, aber klar doch", kam die erhoffte Antwort.

"Weißt du noch, wann du das erste Mal dich selbst geknödelt hast?", fragte ich deshalb mutig.

"Welch dumme Fragen du doch stellst. Selbstverständlich weiß ich das noch. Damals, da war ich 13 und ich war alleine zuhause. Du musst wissen, in dieser Zeit war ich dabei, meinen Körper richtig kennen zu lernen. Ich war also alleine und ich hatte schrecklich Hunger. Ich schnitt also zuerst Zwiebeln und briet sie an, bis sie glasig waren-"

"Warte, hast du sie in Öl gebraten? Das hast du nämlich nicht erwähnt", machte ich ihn auf seinen Fauxpas aufmerksam.

"Oh, ja natürlich. Entschuldige. Ich briet sie also in Öl an, bis sie glasig waren. Daraufhin stibitzte ich mir ein Hackfleisch, welches meine Mutter gekauft hatte und hab es zu den Zwiebeln."

"Du meinst die glasig angebratenen?", hinterfragte ich seine Ungenauigkeit.

"Ja, genau! Die meine ich. Und als ich so mutterseelenallein mein Hackfleisch briet, begann meine Fantasie, sich zu entfalten. Plötzlich sah ich kein Hackfleisch, sondern Brüste! Und ab da war es um mich geschehen...", erging er sich in Erinnerungen.

Mir stiegen die Tränen in die Augen, denn ich empfand nur zwei Dinge: Neid und Bewunderung.

"Aber warum fragst du?", kam nun prompt die Gegenfrage.

"Weil ich mich an meine erste Selbstknödelung nicht erinnern kann...", schluchzte ich leise.

Liam stand der Mund offen, doch er sagte nichts, denn ihm fehlten die Worte.

"Es tut weh, Liam, es tut so weh", weinte ich.

"Ich glaub es dir, ich möchte mir kein Leben ohne diese Erinnerung vorstellen", streute er weiter Salz in meine Wunde.

"HALT!", schrie Annel wieder, "ihr wärt beinahe auf sie getreten!", rügte sie uns.

Wir blickten unter uns und dort lag Anne. Ich Genitalbereich war blutüberströmt und ihr Gesicht schien bleich und leblos.

Ich kniete mich neben sie und klatschte wiederholt auf ihre Wange. "Anne, wach auf!", befahl ich ihr in einem Ton, welchen sonst nur Oberfeldwebel am Leib hatten.

Anne rührte sich nicht.

MY OWN VIBRATOR (überarbeitet) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt