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Schwer atmend lösten wir uns voneinander und immer noch schweigend nahm mir Harry das Haarband aus der Hand, nur um es mir wenige Sekunden später um den Kopf zu stülpen.

Ein wenig schüchtern kicherte er mich an, als er es mir über das Gesicht zog und meine Augenbrauen damit bedeckte.

"Wie sehe ich aus?", erkundigte ich mich nach meinem äußeren Erscheinungsbild.

"Musikalisch..", hauchte mir Harry entgegen und trug ein leichtes Lächeln auf den Lippen, als er mir verträumt in die Augen blickte.

Ich hingegen konnte mit seiner Wahrnehmungsbeschreibung nichts anfangen, weshalb ich näher darauf einging: "Das verstehe ich nicht. Kannst du es mir näher erläutern, wie du auf eine solche Assoziation kommst?"

"Ich finde, das du aussiehst, als würdest du in einer Blaskapelle als Blechbläserin tätig sein. Daher die Assoziation", erklärte er schulterzuckend.

Geschmeichelt von Harrys Kompliment trieb es mir die Röte ins Gesicht, weswegen ich mich von ihm wegdrehen wollte. Keinesfalls sollte er sehen, welche Macht er mit seinen bloßen Worten über mich hatte.

"Wir sollten wieder zurückkehren. Patti wartet bestimmt schon auf mich", zog ich mich aus der Affäre.

Ich ging los, ohne auf Harrys Antwort zu warten, doch wenige Sekunden später hörte ich, wie er mir hinterher lief.

"Ich mag Patti nicht. Er ist ein Miststück", flüsterte er und schlagartig drehte ich mich zu ihm um.

"Was hast du eben gesagt?", zischte ich wutentbrannt.

Schützend legte er seine beiden Hände auf seine Brust und schüttelte kaum merklich und wild blinzelnd seinen Kopf. Anscheinend hatte er nicht damit gerechnet, dass ich sein Gefühlsbekenntnis Patti gegenüber gehört hatte.

Hatte ich aber.

"Ich habe nichts gesagt", verteidigte er sich, doch ich glaubte ihm kein Wort.

"Doch! Du sagtest, dass du Patti nicht magst und dass er ein Miststück ist! Weißt du was? Du bist ein Miststück, du Miststück!", feuerte ich ihm meine Verbalattacke entgegen.

Urplötzlich verlor sein Körper an Spannung und er sank zu Boden.

"Harry! Was ist passiert?", kniete ich mich vor ihn und bedeckte mit meinen Händen sein gesamtes Gesicht.

"Hkdfmmm...", flüsterte er schwach, doch ich verstand kein Wort.

"Ich verstehe nichts. Versuche, deutlicher zu sprechen!", forderte ich ihn auf.

Er hob einen Arm und schob meine Hand von seinem Mund: "Sag nicht, dass ich ein Miststück bin. Ich ertrage es nicht, von dir solche Kosenamen zu erhalten."

Verstehend nickte ich, aber dennoch konnte ich eine Frage nicht unbeantwortet belassen.

"Wieso magst du Patti nicht?"

Harry drehte immer noch am Boden liegend seinen Kopf von mir weg und atmete schwer aus.

"Ich mag ihn einfach nicht. Er denkt, er könnte mir Befehle erteilen. Er denkt, er könnte Regeln aufstellen, an welche sich alle halten müssen. Er denkt, er könnte das größte Zelt haben. Und er denkt, er könnte mir die Liebe meines Lebens nehmen...", sprach er.

"Patti ist solch ein toller Mann! Er weiß, was Frauen wollen! Harry, verstehst du es denn nicht? Er gibt mir, was ich brauche!", widersprach ich ihm.

Harry stütze sich auf seinen Ellenbogen ab und schaute mich verständnislos an: "Anne, du bist so unfassbar dumm. Nicht nur in mathematischer Hinsicht. Du denkst, Pattons ist der Eine? Er will nur, dass du nachts bei ihm bist, damit er sich nicht fürchtet! Er benutzt dich!"

"Tut er nicht! Wir lieben uns! Und schon morgen werde ich ihm das Kostbarste, was ich besitze, schenken", blickte ich träumerisch in den Himmel.

"Und was wäre das?", fragte Harry abfällig.

"Meine Jungfräulichkeit", lächelte ich verträumt.

"Schlag dir das endlich aus dem Kopf! Er hat sie nicht verdient!", er war aufgestanden und lief nun orientierungslos auf und ab.

"Anne, versteh mich doch! Willst du denn tatsächlich einen alten, labbrigen Phallus als Erstpenetranten in dir haben? Sie dich um, es gäbe so viele besser qualifizierte Bewerber!", er zog sich an den Haaren und sich meinem Blick aus.

"Ich liebe ihn nun einmal...", sagte ich und stand ebenfalls auf, um weiter zu gehen.

"Gib mir eine Chance!", schrie mir Harry hinterher.

"Du hattest deine Chance, doch du wolltest dich lieber in einen Blumentopf übergeben, als mir die Unschuld zu rauben", stellte ich fest und ging weiter um mein Ziel bald zu erreichen.

Mein Ziel, welches Patti hieß.

MY OWN VIBRATOR (überarbeitet) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt