4.

3K 153 88
                                    

Ich wog mich in Sicherheit, denn anscheinend hatte niemand gesehen, dass ich den Vibrator versteckte.

Mittlerweile saßen die Männer in unserem Esszimmer und Annel und ich wurden jeweils ins Kinderzimmer und auf die Veranda verbannt.

Seit einer Ewigkeit versuchte ich, eine angenehme Sitzposition zu finden, doch der Vibrator in mir schien daraus eine Unmöglichkeit zu machen.

Ich wunderte mich, warum sie ihre Razzia nicht begannen, denn immerhin suchten sie ja etwas!

Ich lehnte mich mit meinem Hintern gegen das Geländer der Terrasse und beugte mich stark nach vorne über, um mit den Händen die Stangen des Geländers durch meine Beine hindurch zu greifen. Erleichtert atmete ich aus, denn zum ersten Mal spürte ich keine Schmerzen mehr, die der Vibrator ausstrahlte.

Auf einmal hörte ich aber, wie sich die Terassentür leise quitschend öffnete und der Mann heraustrat, welchem ich eine starke Holzaffinität attestiert hatte.

Ich hob meinen Kopf um ihn genauer betrachten zu können und rümpfte dabei unbewusst meine Nase.

"Hello. Ei äm se Änn", leierte ich erneut meine Grußformel herunter und war gespannt auf seine Reaktion.

"Ja. Halt die Klappe, hast du jetzt schon oft genug gesagt. Ich will mit dir reden. Und warum stehst du da in solch einer bandscheibenunfreundlichen Position? Lass diesen Quatsch", er würzte seine beleidigenden Worte noch mit einer abfälligen Handbewegung, womit er mich emotional beinahe über Bord warf. Er hatte keine Ahnung, welches Leid ich durchmachte.

Ächzend erhob ich mich und versuchte, meine Schmerzensschreie in Zaum zu halten. Ich wollte ihn mit einem hammerharten Konter aus den Socken hauen, doch als ich ihn in seine leuchtenden Augen sah... da erkannte ich... nein, das konnte nicht sein! Schlummerte da, hinter der hölzernen Fassade doch tatsächlich ein verletzlicher Mann?

"Warum weinst du jetzt auf einmal? Ich hab nichts verletzendes gesagt!", blickte er mich verwirrt an.

"Ich kann das nicht!", sprach ich für ihn unverständliche Worte und kommentierte meinen Unterleibszustand.

"Was kannst du nicht? Komm, setz dich neben mich und erklär mir, was eigentlich mit dir nicht stimmt", er hatte sich auf die drei Treppenstufen, welche in den Garten führten gesetzt und deutete auf den Platz neben sich.

Ich ging auf ihn zu und versuchte langsam, die Treppe hinunterzusteigen, doch der Vibrator hatte kein Erbarmen und strahlte höllische Schmerzen aus. Deswegen entkamen meinem Mund einige hundert Dezibel laute Stöhner und er beobachtete das ganze Szenario mit großer Begeisterung, denn seine Augen waren weit aufgerissen.

Als ich endlich in einer sitzenden Position war, konnte das folgenschwere Gespräch beginnen.

"Anne, erzähl mir, warum du und deine Schwester noch da seid? Sind eure Eltern ohne euch geflohen?"

"Ja...", wimmerte ich leise und dachte an den Berg an dreckiger Wäsche, den ich noch vor mir hatte. Ich fühlte mich oft furchtbar ausgenutzt, denn meine Mutter verdonnerte mich jedesmal, die Wäsche zu waschen, mit der Begründung, dass ich auch diejenige war, die den meisten Teil ausmachte.

Und Annel, dieses Flittchen, nahm das so hin, obwohl alles ihre Schuld war. Annel war Bettnässerin und hatte deshalb sehr viel Angst, nachts Windeln tragen zu müssen, denn Mutter würde diese Laken nicht jedesmal waschen wollen. Das Ganze gestand sie mir vor zwei Jahren und da ich damals vor Nächstenliebe beinahe überquoll, nahm ich die Schuld auf mich. Kurze Zeit später bereute ich mein Verhalten, denn als Schlussfolge musste ich nachts Windeln tragen und Annels nasse Laken auch noch waschen.

"Warum sucht ihr nicht nach diesem blöden Vibrator, sondern sitzt im Esszimmer? Ihr habt doch eine Mission", fragte ich nun mein Gegenüber.

"Hör mir auf mit diesem beschissenen Vibrator! Wir suchen ihn erst morgen, denn jetzt ist es bereits dunkel und Pattons hat Angst im Dunkeln. Er sucht den Vibrator, denn den braucht er, um seiner Ehefrau Mary einen Orgasmus zu bescheren. In Amerika mussten alle 18-26 jährigen Männer mit seiner Frau schlafen, quasi als Aufnahmeprüfung, um Teil des Suchtrupps werden zu dürfen. Bestanden hatte jeder, der den Vibrator und dessen Vibrationsmuster am besten nachahmen konnte und, was soll ich sagen? Ich vibriere wie ein junger Gott."

"Das macht überhaupt keinen Sinn. Warum sollte dir etwas daran liegen, das Sexleben von Pattons wieder in Schwung zu bringen?", fragte ich erneut und ließ einen Schmerzensschrei los, denn ich rutschte aus Versehen etwas nach vorne und der Vibrator meldete sich erneut zu Wort.

"Doch, denn es gibt eine Belohnung. Der Vibrator wird nämlich für jeden der V-Ritter, wie wir genannt werden, nachgebaut und dazu benötigen wird das Original." Er blickte in den dunklen Nachthimmel und ich erkannte, dass es seine Berufung war, ein V-Ritter zu sein.

Kurz überlegte ich, ihm mein Geheimnis bezüglich des Befindens des Vibrators zu unterbreiten, doch ich war mir zu unsicher, denn komplett vertraute ich ihm noch nicht.

"V-Ritter", wiederholte ich lachend und schaute zu ihm rüber, doch er fand diesen lächerlichen Namen anscheinend überhaupt nicht lächerlich, denn er war wütend.

"Was? Es ist ein altehrwürdiger Name für tapfere Kämpfer!", zischte er und wieder einmal begann ich an zu weinen, als Reaktion auf seine forschen Worte.

"Hör auf zu heulen", befahl er, stand auf, ging ins Haus und ließ mich alleine zurück.

MY OWN VIBRATOR (überarbeitet) Where stories live. Discover now