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"Sie kommen, Peter! Sie sind auf dem Weg hier her! Sie sind nur noch wenige Fußstunden von hier entfernt! Sie werden uns töten!", brüllte meine Mutter voller Verzweiflung durch das gesamte Haus.

"Pattons und sein Trupp werden mich nicht finden! Komm Elisabeth, wir flüchten!", hektisch rannte mein Vater ins Schlafzimmer "Ich werde nur noch eben das Wertvollste, was ich besitze, holen!", triumphierend hielt er ein mir unbekanntes, längliches Teil in die Höhe, atmete schwer und trug ein Siegerlächeln auf den Lippen.

Annel, meine kleine Schwester, und ich beobachteten das skurrile Szenario gespannt. Dennoch wunderte ich mich ein wenig. Waren nicht Annel und ich das wertvollste, was Vater besaß?

Lange konnte ich mir nicht den Kopf darüber zerbrechen, denn meine Mutter schaltete sich erneut ein:"Peter, du bist doch verrückt! Das-" sie zeigte auf das farbenfrohe Etwas in Vaters Hand "-ist der Grund, warum wir verfolgt werden! Lass es hier zurück bei den Mädels."

Schockiert blickte ich zu meiner Mutter auf. Annel und ich hatten uns gegen das Treppengeländer gesetzt und zogen unsere Beine an unsere Oberkörper. Wir waren eingeschüchtert, nein, wir hatten Angst. Ich hörte Annel, als Reaktion auf Mutters letzten Satz, leise wimmern und ich wagte es, eine Frage zu stellen:"Mutter, Vater? Ihr wollt uns zurücklassen?"

Mein Vater drehte sich zu mir und blickte mir verständnislos und streng in die Augen:"Anne, was denkst du denn? Irgendjemand muss auf das Haus aufpassen. Außerdem ist noch jede Menge dreckige Wäsche im Waschhaus! Die macht sich nicht selbst sauber!"

Nun rollten auch mir die Tränen über die Wange. Immer musste ich die Wäsche waschen, obwohl Mutter genau wusste, wie sehr ich es hasste.

"Kannst du selber waschen, du blöde Sau!", zischte ich so leise ich konnte, damit Vater es nicht hörte, ich aber dennoch meine Wut auslassen konnte.

"Wir machen es folgendermaßen:", sprach meine Mutter zu meinem Vater "wir werden nach Halle gehen und uns dort einen Unterschlupf suchen, bis dieser Pattons die Suche aufgegeben hat. Wir gehen aber nicht das Risiko ein, dass wir auf dem Weg dorthin überfallen werden und der Vibrator gestohlen wird! Er wird hier aufbewahrt und Anne soll ihn verstecken und mit Löwenmut verteidigen, wenn sie kommen und das Haus durchsuchen."

Das pinkfarbene Stück in Vaters Hand war also ein Vibrator! Immernoch uninformiert über das gesamte Geschehen wunderte ich mich jedoch trotzdem über Mutters Erklärung. Warum war dieser Vibrator so besonders? Und wieso in aller Welt nehmen sie ihn nicht mit, sondern lassen ihn hier, wenn doch unser Haus bald gestürmt werden würde?

"Aber wie soll ich das anstellen? Ich bin ein Mädchen, ich habe kaum Kraft und kann mich nicht gegen so viele Männer verteidigen!", fragte ich deshalb winselnd.

"Anne, das ist doch uns wurscht! Aber eines sage ich dir: wenn dieser Vibrator nicht mehr da ist, wenn wir wiederkehren, dann gnade dir Gott!", mit dieser Drohung schlug er mir den Vibrator unsanft in die offene Hand und knöpfte sich, während er die Treppe hinunterging, seine Jacke zu. Mutter folgte ihm und mit einem "Tschüss" ließen sie die Haustür ins Schloss fallen.

Stille machte sich im Haus breit und Annel schaute immer wieder unsicher zu mir herauf.

"Scheiße..", stieß ich aus und klatschte mir auf die Oberschenkel. Wir zwei Hinterbliebenen tauschten einen verzweifelten Blick aus, der lange anhielt, bis ich mich schließlich aufraffte und in die untere Etage des Hauses ging.

Am Küchentisch sitzend betrachtete ich den Vibrator und haderte mit mir selbst, ob ich den darauf befindlichen Knopf drücken sollte. Nach einigen Minuten der Zerrissenheit lenkte Annel meine Aufmerksamkeit auf sich, denn sie war mir gefolgt und stand nun auf der vorletzten Stufe der Treppe. Wieder schauten wir uns nichtsagend an, bis ich den Blickkontakt abbrach, den Knopf fixierte und drückte.

Der Vibrator fing an, sich zu bewegen! Ich kreischte laut auf, riss mich vom Tisch los und stürmte auf Annel zu, welche sich ebenfalls postwendend umdrehte und die Treppe voller Angst hinaufstürmte.

"Was ist das? Anne ich habe furchtbare Angst!", fragte sie mich mit zittriger Stimme, als wir wieder diesselbe Position eingenommen hatten, wie zuvor, als unsere Eltern noch da waren.

"Ich weiß es nicht, Annel.. ich weiß es nicht...", flüsterte ich und vergrub mein Gesicht zwischen meinen Knien.

Das Geräusch des Vibrators war alles, was zu hören war und es schien immer lauter zu werden. Ich hielt es nicht mehr aus, weswegen ich ein paar Treppenstufen hinabstieg und durch die Holzstangen des Geländers lugte um dieses Ding beobachten zu können.

"Nein, Anne! Bleib hier!", weinte Annel und krallte sich panisch in meinem Kleid fest. Gemeinsam saßen wir nun auf den Treppenstufen und unser Blick ruhte auf dem Vibrator.

"Ich muss da jetzt runter und versuchen, ihn wieder zu stoppen", meinte ich zu Annel, die sich nur noch fester an mir hielt.

Langsam erhob ich mich und nahm meine kleine Schwester am Arm, ich ging die Treppe in Zeitlupe hinab und verlor den Vibrator nie aus den Augen. Mein Puls war enorm hoch und meine Atmung war unregelmäßig.

Auf einmal riss ich mich von Annel los, stürmte auf dieses mir unbekannte und angsteinflößende Teil los und schlug wild darauf ein. Irgendwann erwischte ich den Knopf, der Vibrator hielt inne, ich ebenso, und im Haus kehrte wieder Ruhe ein. Erleichtert brachen Annel und ich erneut in Tränen aus und sie rannte auf mich zu. Ich hob sie hoch und kuschelte sie an mich. Lange blieben wir so in der Küche stehen, bis wir uns gegenseitig wieder beruhigt hatten.

MY OWN VIBRATOR (überarbeitet) Where stories live. Discover now