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"Harry! Liam! Ich habe euch etwas zu berichten und ich verlange von euch eure ungeteilte Aufmerksamkeit." Trat ich ihn mich zuvor anzukündigen in ihr Zelt.

Die Köpfe beider Männer drehten sich in meine Richtung, doch die Gesichtsausdrücke, welche mir dadurch dargeboten wurden, unterschieden sich wie Schwefel und eine Physalis. Liams Äuglein strahlten Überraschtheit, Verwundertheit und ja, sogar Vorfreude aus! Harry Blick jedoch schien mich zu durchbohren. Er war wütend, brodelte innerlich. Ich merkte, wie er seine Kiefer aufeinander presste und um Beherrschung rang.

"Was?", zischte er mir entgegen.

Ich hatte genug von seinem Verhalten! Er musste mich endlich gehen lassen und meiner Liebe zu Patti nicht länger im Weg stehen dürfen. Deswegen fasste ich erneut einen folgenreichen Entschluss.

Harry musste gehen.

"Harry, du gehst." Ich zeigte mit meinem Finger auf den Ausgang, um ihm den Exit einfach zu machen.

"Du spinnst wohl! Ich bleibe!", konterte er mit einer Vehemenz, die ich bei ihm noch nie erlebt habe.

Jedoch erholte ich mich schnell von Harrys verbaler Gegenattacke und schlug ihn mit seinen eigenen Waffen. Einer verbalen Gegenattacke.

"Nun gut. So sei es. Dann bleibt Harry hier und Liam, du kommst mit mir!", zwinkerte ich ihm schelmisch zu.

Liam befolgte meine Aufforderung ohne mit der Wimper zu zucken und machte seinem Kumpel durch ein Schulterzucken klar, dass seine Neugierde stärker war, als seine Loyalität, und folgte mir.

Gemeinsam ließen wir Harry zurück.

Wir gingen ein paar Schritte in Stillschweigen, als wir das Lager endlich verlassen hatten.

Ich holte ein paar mal ein wenig abgehakt Luft, als ich Liam immer wieder zögerlich in die Augen sah, jedoch brach ich den Blickkontakt bald wieder ab, denn die Nervosität vor meiner Bekanntgabe drückte mir auf das Gemüt.

"Anne, nun sag schon. Was gibt es?", stupste mich Liam mit der Schulter, um mir die Angespanntheit zu nehmen.

"Naja. Es ist so: Ich habe mich letztens in Patti verliebt u-"

"Warte. Patti? Meinst du Pattons? Anne, du bist doch verrückt! Das grenzt ja beinahe an Gerontophilie!", entzürnte er sich.

Ich jedoch blieb hart.

"Liam, ich liebe ihn. Aber hör mir zu! Ich habe mich dazu entschieden, ihm meine Jungfräulichkeit zu schenken." Kaum hatte ich den Satz beendet, entfachte Liam schon wieder seit Redefeuer.

"Nein! Auf keinen Fall! Das lasse ich nicht zu! Nur über meine Leiche. Anne, ich bitte dich. Mach die Augen auf, dann wird dir klar, dass der, der dich wirklich liebt, schon die ganze Zeit darauf wartet, dass auch du es erkennst. Und es ist nicht Pattons."

"Etwa du?", fragte ich überrascht. Liam liebte mich also doch!

"Nein! Schlag dir das ein für alle Mal aus dem Kopf. Ich würde dich nicht einmal mit der Beißzange anfassen", antwortete er mit einem angewiderten Unterton.

"Okay. Wie du meinst. Aber lass dir sagen: du kannst versuchen, mich zu überreden, so viel du willst. Es fruchtet nicht. Ich bin mir so sicher wie nie zuvor, dass ich Pattis Phallus in mir haben will. Er soll derjenige sein, der mein Jungfernhäutchen entzweit. Und das schon sehr bald. Nämlich am Mittwoch um Mitternacht." Ich hatte eine Hand auf Liams Schulter gelegt und hob die andere gen Himmel. Damit versuchte ich, meinen Worten mehr Klang und Tiefe zu verleihen.

"Ich habe verstanden. Es ist dein Jungfernhäutchen, du darfst darüber entscheiden. Aber glaub nicht, dass ich euch auch nur für eine einzige Sekunde schiffen werde!", ermahnte er mich, doch ich verstand seine Worte nicht.

"Schiffen?", hakte ich deshalb nach.

"Ein Neologismus. Eine Wortneuschöpfung. Ist mir letztens eingefallen. Man benutzt das Wort, um seine Akzeptanz gegenüber eines Paares zu verdeutlichen.", erklärte er stolz.
„Es kommt vom englischen Wort relationship. Ship. Verstehst du?"

Ich jedoch schüttelte den Kopf und wunderte mich über Liams kindisches Verhalten.

"Ich habe eine Bedingung", ergriff ich erneut das Wort.

"Die da wäre?"

"Sag Harry nichts davon. Er darf nichts über den Termin meiner Entjungferung wissen, denn ich habe Angst, er könnte dort intervenieren", befahl ich ihm.

"Es fällt mir schwer, aber ich werde Schweigen wie ein Grab", versprach er mir.

MY OWN VIBRATOR (überarbeitet) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt