Kapitel 32, Part 2

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Ich handelte ohne nachzudenken. Bevor Kyle die Möglichkeit hatte, mich aufzuhalten, stürmte ich wie eine Wahnsinnige los und wollte über die Straße hetzen. Aber noch ehe ich die Gasse, von der aus wir meine Mom beobachteten, verlassen konnte, hatte Kyle mich bereits gepackt und zerrte mich zurück in die Schatten. Ich wehrte mich mit aller Kraft gegen ihn und zog und zerrte mich aus seiner Umklammerung, doch er ließ mich nicht los. Je heftiger ich mich sträubte, desto fester wurde sein Griff um meine Taille. Kyle schleifte mich mit Gewalt zurück in die kleine Seitenstraße und fluchte unterdrückt, als ich ihm meinen Ellbogen in die Rippen rammte. Ich wollte ihm nicht wehtun, doch er musste mich unbedingt loslassen.

Wieder traf ich ihn, dieses Mal in den Magen und er krümmte sich, ohne mich dabei loszulassen. Mit Schwung warf er mich herum und ich stieß mit dem Rücken gegen eine harte Fläche. Ich konnte nicht einmal ausholen, da presste mich Kyle bereits mit seinem Körper gegen das Hindernis. Eine Hausmauer, wie ich bemerkte.

Ich riss meine Arme hoch und wollte ihn von mir wegstoßen, doch Kyle reagierte schnell, indem er meine Hände packte und sie über meinen Kopf an die Mauer drückte. Ich war gefangen.

„Lass mich sofort los!", keuchte ich. Mein Atem ging schwer und noch immer versuchte ich mich zu befreien.

„Um was genau zu tun?" Auch Kyle atmete schwer und ich sah, wie sich seine linke Schläfe dunkel verfärbte. Anscheinend hatte ich ihn getroffen. Immer noch hielt er mich fest gegen die Wand gedrückt. Wir waren so weit in den Schatten verborgen, dass man uns von der anderen Straßenseite aus unmöglich sehen konnte. Offensichtlich genau das, was Kyle beabsichtigte.

„Was hast du vor, Fin?", fragte er mich erneut und musterte ernst mein Gesicht.

„Ich weiß es nicht", antwortete ich ehrlich und begann, mich wieder stärker gegen ihn zu wehren. „Aber was es auch werden wird.... Es hat etwas mit meinen Fingernägeln und Magnus' Augen zu tun."

„Klasse Plan..." Sein abfälliger Ton gefiel mir gar nicht und ich strafte ihn mit meinem tödlichsten Blick. Aber er war noch nicht fertig. Ohne sich um meinen Todesblick zu kümmern, fuhr er fort: „Glaubst du echt, du kommst nah genug an ihn heran, bevor er dich einfängt? Was machst du, wenn er nicht alleine hier ist? Komm schon, Fin. Glaubst du wirklich, das ist ein Zufall? Deine Mom mag ja viel herumkommen, aber selbst sie stößt nicht zufällig auf einen der Typen, die vorhaben, dich zu in ewige Knechtschaft zu werfen."

„Nennst du meine Mom gerade eine Schlampe?"

„Hast du mir überhaupt zugehört?"

Natürlich hatte ich das. Aber das hieß nicht, dass ich ihn abfällig über meine Mom sprechen ließ. Trotzdem hatte er recht. Nie im Leben war Magnus' Auftauchen hier ein Zufall. Ich stellte meinen Widerstand gegen ihn ein und holte tief Luft, um mich zu beruhigen. Kyle registrierte meine veränderte Stimmung und musterte mich kritisch. Dabei hielt er mich weiterhin fest, als befürchtete er, einen weiteren Ausraster meinerseits. Augenrollend versicherte ich ihm, dass ich mich nicht sofort auf Magnus stürzen würde.

„Bist du dir sicher?", fragte er genauer nach. „Einsicht zählt nicht gerade zu deinen Tugenden, Schatz. Du scheinst mir eher der impulsive Typ Frau zu sein. Die sind gefährlich."

„Ich bin sicher", sagte ich, konnte ein weiteres Augenrollen aber nicht unterdrücken. „Und jetzt lass mich los."

Er tat es, blieb aber nah bei mir stehen, um mich im Notfall wieder einfangen zu können.

„Was machen wir jetzt?", wollte ich wissen und linste um seine Schulter herum, um meine Mom und Magnus zu betrachten. Sie standen immer noch an die Hausmauer gelehnt und schienen sich gegenseitig auffressen zu wollen.

Heart of FireWhere stories live. Discover now