Kapitel 28, Part 2

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Schmerz. Ein tiefsitzender, alles verzehrender, Organe zerreißender Schmerz zog durch meinen Körper und riss mit Gewalt jedes bisschen Energie aus mir heraus, das noch zur Verfügung stand. Alles, was ich bisher erlebt hatte, was ich bisher überlebt hatte, konnte mich nicht auf das Gefühl vorbereiten, das sich nun in mir ausbreitete. Michael zog die Kraft aus mir heraus und ich spürte regelrecht wie mein Körper unter dem Verlust zerbrach. Wie damals, als Magnus mir die Energie entzog, war es, als würde jemand in mich hineingreifen und mir das Leben aussaugen. Wenn Stella beim Training meine Fähigkeiten umleitete, fühlte es sich auch immer an, als würde sie in mich hinein fassen, doch was Michael da tat, fühlte sich an, als würde er mit der Faust in meinen Organen herumwühlen.

Die Funken, die vorhin noch wie wild über unsere Arme geglitten waren und wie ein kleines Gewitter geleuchtet hatten, blitzten nur noch sporadisch aus meinen Fingerspitzen hervor. Je mehr Energie Michael mir nahm, desto schwächer wurde mein Körper. Und meine Fähigkeiten.

Ich sah Michael ins Gesicht und japste nach Luft. Seine Augen leuchteten fast weiß und seine Haare flogen wild um seinen Kopf. Fast als wären die Strähnen statisch aufgeladen und als würden sie mit der gestohlenen Energie um die Wette tanzen. Meine Beine gaben unter mir nach und ich fiel auf die Knie. Michael glitt mit mir zusammen zu Boden und legte mir eine Hand in den Nacken, um meinen Kopf zu stützen.

„Hör auf, dich dagegen zu wehren, Darling", sagte er schmeichelnd und lächelte mich mit seinen unheimlichen weißen Augen an. „Es tut nicht weh, wenn du es zulässt."

Kopfschüttend versuchte ich seine Hand loszuwerden, doch er packte nur noch fester zu. Ich brachte kein Wort heraus und konnte nur schmerzerfüllt aufstöhnen. Er zog immer mehr Kraft aus mir heraus und ich spürte wie mein Herz zu stocken begann. Nicht mehr lange und er hätte mir alles genommen.

„Fast geschafft", säuselte er weiter. Er legte seine Stirn gegen meine und seufzte zufrieden. Ich wimmerte leise, da mein ganzer Körper schlapp machte und ich nicht einmal mehr in der Lage war zu schreien. Magnus hatte damals nicht allzu viel von meiner Energie genommen, da ich kurz danach ausgerastet und er zu überrascht darüber war, dass meine Fähigkeiten ihn verletzen konnten. Michael jedoch hörte nicht auf und da er gegen meine Kräfte immun zu sein schien, konnte ich ihn auch nicht davon abhalten.

Wieso tat das nur so weh? Als er seinen Männern die Energie genommen hatte, wirkten sie völlig entspannt und kurz davor, in Euphorie zu verfallen. Was hatte er gesagt? Ich darf mich nicht dagegen wehren, dann täte es nicht weh. Aber wehrte ich mich überhaupt? Ich fühlte mich ausgelaugt und schwach. Mein Körper konnte keinen Widerstand mehr leisten und der Schmerz in meiner Brust brachte mich beinahe um. Dennoch weigerte sich etwas in mir aufzugeben. Ein bisschen Trotz reichte offensichtlich, um den Otomi davon abzuhalten, mir meine ganze Energie zu nehmen. Er nickte wissend und spürte, dass nicht mehr viel zu holen war. Vor meinen Augen begannen schwarze Punkte herumzuschwirren und ich merkte, wie meine Muskeln versagten. Kurz bevor ich das Bewusstsein verlor, hörte er auf. Er ließ mich los und ich fiel wie ein nasser Sack um. Meine Finger gruben sich in den feuchtkalten Boden und ich versuchte gegen die Benommenheit anzublinzeln. Mein rasselnder Atem kam mir unnatürlich laut vor und das Rauschen in meinem Kopf hörte sich an wie tosende Wellen, die sich an den Klippen brachen. Ich lag nur wenige Zentimeter von den Waffen entfernt, brachte jedoch nicht die Kraft auf, danach zu greifen. Mein Name drang leise zu mir durch und ich blickte mich nach den Stimmen um. Nur ein paar Meter vor mir lag Will und wurde von dem Boxer-Typen zu Boden gedrückt. Er lag auf dem Bauch, die Hände in meine Richtung gestreckt und wehrte sich verzweifelt gegen den feindlichen Griff. Er tat alles, um näher an mich heranzukommen, doch der riesige Kerl auf ihm verhinderte sein Vorhaben. Neben ihm lag Kyle in einer ähnlichen Position und wehrte sich gegen den Gothic-Kerl. Eric und Nate knieten mit grimmigem Gesichtsausdruck vor zwei weiteren Otomi.

Heart of FireWhere stories live. Discover now