Kapitel 2

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Kapitel 2

„Will?" Meine Stimme krächzte als ich seinen Namen über meine trockenen Lippen brachte. Er war es wirklich.

Da stand er. Mit überkreuzten Beinen, entspannt an das andere Tor gelehnt und mit einer Strickmütze auf dem Kopf. Ich entschied mich gerade, dass ich Strickmützen unheimlich sexy fand. Benommen schüttelte ich den Kopf. Träumte ich? War ich womöglich so dehydriert, dass ich ihn mir nur einbildete?

Falls ja, wollte ich weiter fantasieren. Er grinste und in meinem Magen kribbelte es. Nein, das war definitiv keine Einbildung. Er war hier. Ich konnte nicht verhindern, dass sich meine Lippen zu einem Grinsen verzogen.

„Was machst du hier?", fragte ich und ging auf ihn zu, stoppte bei seinen nächsten Worten jedoch und blieb stocksteif stehen.

„Wenn ich gewusst hätte, dass du in aller Öffentlichkeit mit dem Feuer spielst, hätte ich dir bestimmt nicht meine letzte Packung Skittles angeboten."

Das Feuer. Mist. Er wusste, dass ich es gemacht hatte. Aber wusste er auch wie? Wie viel hatte er gesehen?

So wie er mich ansah, vermutlich zu viel.

„Ich weiß nicht, was du meinst", wich ich aus und sah ihm direkt in die Augen. Hieß es nicht, Lügner konnten einem nicht in die Augen sehen?

Er lächelte spöttisch. „Wirklich nicht?" Seine Augen blitzen vergnügt. „Bei dem Theater, das du hier veranstaltest, wundert es mich, dass du noch nicht aufgeflogen bist."

Ich wich einen Schritt zurück. „Ich wollte gerade ein paar Fotos machen." Das war wenigstens nicht gelogen. „Und ich habe es gelöscht." Er musste ja nicht wissen, dass ich dazu kein Wasser brauchte.

Sein Grinsen wurde breiter und bekam arrogante Züge, was mich sofort wütend machte. In meiner Brust prickelte es und ich atmete tief durch. Ich musste mich beruhigen. Zwar ging ich nicht davon aus, dass ich die Kontrolle verlieren würde, aber man konnte ja nicht vorsichtig genug sein. Das Training sollte mich eigentlich die nächsten Tage von den Flammen befreit haben.

„Machst du sowas öfter?" Will war ein paar Schritte auf mich zugekommen und sah nun abwechselnd von mir zu meiner improvisierten Arena.

Wie sollte ich darauf bitte antworten? Klar, alle paar Wochen entzünde ich mit meinen Gedanken ein Feuer, damit ich nicht irgendwann die Kontrolle darüber verliere und wie damals als ich zwölf war einen Menschen töte.

Da ich ihm das nicht sagen konnte, wich ich mit Unwissenheit aus. „Du meinst die Fotos?", sagte ich und stellte mich dumm. „Ja, ich stelle sie in der Galerie am Stadtrand aus. Du solltest sie dir einmal ansehen." Sein zweifelnder Blick verriet, dass er wusste was ich hier tat. „Da muss ich jetzt auch hin", quasselte ich trotzdem weiter. „Also in die Galerie. Da arbeite ich nämlich."

Als er das nicht kommentierte und mich weiterhin einfach ansah, bückte ich mich nach meiner Tasche und schob sie mir über die Schultern. Geh einfach weg. Ich betete den Satz innerlich in einer Endlosschleife und machte mich bereit, die Flucht zu ergreifen.

Er musste mir meine Fluchtabsicht angesehen haben, denn er war plötzlich mit drei großen Schritten bei mir. Automatisch wich ich vor ihm zurück und versuchte ihm auszuweichen, doch er schnitt mir immer wieder den Weg ab.

Verdammt, ist der schnell.

Ich täuschte einen Schritt nach rechts an, wich dann aber schnell nach links aus und wollte um ihn herum flüchten, aber noch bevor ich siegessicher grinsen konnte, packte er meinen rechten Arm und hielt mich zurück.

Heart of FireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt