Kapitel 29, Part 1

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Wir schafften es tatsächlich bis zum Auto. Ich konnte es beinahe nicht glauben und war, selbst als ich bereits auf der Rückbank saß, immer noch davon überzeugt, dass Michael jeden Moment aus dem Nichts auftauchen und uns wieder einfangen würde. Aber es passierte nicht.

Wir hatten es geschafft.

Zu fünft saßen wir nun in einem schwarzen Honda CR-V Geländewagen und hingen unseren Gedanken nach. Nate war der Fahrer und Eric hatte sich den Beifahrersitz geschnappt. Will, Kyle und ich teilten uns die Rückbank, was mir sehr gelegen kam, da ich somit die Möglichkeit hatte, meinen Körper ganz nah an Will zu schmiegen und seinen einzigarten Geruch nach Wald und Lagerfeuer einzuatmen. Kyle war beinahe sofort eingeschlafen als wir losgefahren waren und hatte sich seitdem nicht mehr gerührt. Im Schlaf konnte ich ihm die Erschöpfung so deutlich ansehen, dass ich sofort ein schlechtes Gewissen bekam, weil mir das nicht schon früher aufgefallen war. Will murmelte: „Hör auf, dir Vorwürfe zu machen, Liebes." Er hörte auf, mir über die Arme zu streichen - was er seit der Abfahrt tat und was sich echt gut anfühlte - und betrachtete mich mit einem eindringlichen Blick. „Es geht ihm gut, hörst du? Uns allen geht es gut."

Ich nickte zustimmend, sagte aber nichts dazu. Stattdessen legte ich meinen Kopf wieder an seine Schulter und schloss die Augen. Während Will wieder dazu überging, mir über die Arme zu streicheln, sank ich in einen traumlosen Schlaf.


Ich erwachte, weil mich etwas an der Nase kitzelte und fuhr erschrocken hoch. Vom Sonnenlicht geblendet, musste ich erst einmal die Augen zusammenkneifen, um überhaupt etwas erkennen zu können. Das leise Lachen neben mir lenke meine Aufmerksamkeit auf Will. Wir lagen zusammen in einem riesigen Bett und er hatte den Kopf auf seine Hand gestützt. Dabei hielt er eine kleine weiße Feder vor mein Gesicht. Im ersten Moment wusste ich überhaupt nicht, was hier gerade passierte. Als ich eingeschlafen war, lag ich noch an ihn geschmiegt im Auto und nun waren wir zusammen in einem Bett. Ein schneller Blick nach unten versicherte mir jedoch, dass ich komplett angezogen war und somit nichts getan hatte, wofür ich rot werden müsste. Will, der meinen schnellen Klamotten-Check bemerkt hatte, schnaubte belustigt und kitzelte mich wieder mit der Feder an der Nase.

„Ich habe es dir schon mal gesagt, Liebes", sagte er amüsiert und brachte die Feder aus meiner Reichweite, als ich sachte danach schlug, um ihn davon abzuhalten, mich weiterhin damit zu reizen. „Ich bin niemand, der eine bewusstlose Frau ausnutzt. Auch, wenn du mich schwer in Versuchung geführt hast."

„Ach ja?" Ich drehte mich auf die Seite, um ihn besser ansehen zu können. Er hatte sich umgezogen und trug eine locker sitzende Jogginghose und ein einfaches schwarzes Shirt. Seine Haare waren feucht, was darauf schließen ließ, dass er unter der Dusche war.

„Hmhm", murmelte er und betrachtete aufmerksam mein Gesicht. „Sehr sogar."

„Und wie habe ich das angestellt?" Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. „Dich in Versuchung geführt, meine ich."

„Du hast friedlich geschlafen." Ich wartete auf mehr, aber er sagte nichts weiter. Stattdessen rückte er näher zu mir heran und stupste die Feder wieder gegen meine Nase. Die kräuselte sich automatisch bei dem kitzeligen Gefühl und ich zog mich etwas zurück.

„Das ist alles?", fragte ich ihn, als ich einer weiteren Feder-Attacke auswich und mich im Bett aufsetzte. „Das ich schlafe, bringt dich in Versuchung?"

„Aber klar", sagte er und grinste. „Du siehst bezaubernd aus, wenn du schläfst. Hat dir das noch niemand gesagt?"

Ich schüttelte den Kopf, konnte das Grinsen, das sich in meinem Gesicht ausbreitete aber nicht verhindern.

Heart of FireWhere stories live. Discover now